Informationen der Stadt Halle (Saale) zum Corona-Virus

von 29. März 2020

Das Video mit den Statements finden Sie auf halle.de unterAktuelle Clips.Die gesamte Pressekonferenz inklusive der Fragen der per Video zugeschalteten Medienvertreter finden Sie auf unseremYouTube-Kanal.

Hier das Statement des Oberbürgermeisters zum Nachlesen:

1. Zur aktuellen Lage

Gestern wurde eine Pflegerin Corona-positiv getestet, im Alten- und Pflegeheim Johannes-Jänicke-Haus des Diakoniewerkes in der Burgstraße. Darauf wurden gestern alle 152 Bewohner der Einrichtung getestet. Das Erd- und Untergeschoss des Hauses mit 55 Bewohnern, in dem die Pflegerin im Einsatz war, wurde zudem unter Quarantäne gestellt. Auch das medizinische Personal – also die Kollegen der Pflegerin – wurden getestet. Im Ergebnis wurden bislang 13 Infizierte festgestellt. Der Weg der Übertragung ist nicht bekannt. Das Personal wird nunmehr vollständig mit FFP2-Masken ausgerüstet.
Bei der morgendlichen Visite wurden bei diesen Personen heute zunächst keine Symptome festgestellt. Inzwischen ist ein infizierter Bewohner der Einrichtung gestorben, hier sah der Patientenwille ausdrücklich keine Behandlung im Krankenhaus vor.

Auch in einer Einrichtung der Pflegewerk gGmbH wurde gestern eine Pflegerin Corona-positiv getestet. Es handelt sich um das „Haus am Theater“. Derzeit werden die 24 Bewohner ärztlich untersucht und es erfolgt ein Abstrich. Die betreffende Station wurde unter Quarantäne gestellt.

Die Situation in den Alten- und Pflegeheimen in der Stadt fordert uns aktuell in besonderem Maße. Der Grundsatz ist, dass bei beginnender Atemnot eine Verlegung in ein Krankenhaus erfolgt.

In der Stadt Halle gibt es damit aktuell 153 Infektionsfälle (gestern: 137 Infektionsfälle). Die Zahl hat sich damit zum gestrigen Tag um 16 weitere Fälle erhöht, davon allein 13 aus der eben genannten Diakonie-Einrichtung.
Aus der aktuellen Risikobewertung des Robert-Koch-Institutes geht hervor – ich zitiere: „Die Gefährdung für die Gesundheit der Bevölkerung in Deutschland wird derzeit insgesamt als hoch eingeschätzt, für Risikogruppen als sehr hoch.“

Um es deutlich zu sagen: Jeder kann erkranken!
So können Viren von Infizierten etwa beim Husten oder Niesen übertragen werden. Auch eine Übertragung über die Luft in die Augen wird mittlerweile für möglich gehalten. Deshalb wurde in der Eindämmungsverordnung des Landes die Kontaktsperre angeordnet mit einem Abstand von mindestens 1,5 Metern. Das Corona-Virus infiziert auch Menschen, die ihre Erkrankung gar nicht bemerken und daher ihre Mitmenschen anstecken können, so Virologen. Diese „verdeckten“ Fälle mit oder ohne jegliche Symptome könnten nach Schätzungen fast 60 Prozent aller Infizierten ausmachen.

2. Zur medizinischen Versorgung in der Stadt:

In den Kliniken der Stadt befinden sich – Stand heute – 23 Personen in stationärer Behandlung. Bei 8 Personen hat sich der Corona-Verdacht nicht bestätigt. Sie werden jedoch weiter ärztlich beobachtet. Weiterhin müssen drei Patienten beatmet werden.
Über die mobile Test-Station auf dem Parkplatz der Arbeitsagentur in der Schopenhauerstraße und die Fieberambulanz der Poli Reil wurden gestern insgesamt – also für beide Angebote – 90 Tests durchgeführt.

3. Zu den Kontrollen am gestrigen Tag:

Die Ordnungskräfte der Stadt haben gestern 191 Kontrollen durchgeführt, hinzu kamen 37 Fahrzeugkontrollen durch die Polizei. Insgesamt wurden 31 Strafanzeigen gestellt.

4. Zur Schutzausrüstung (Anzüge, Atemschutzmasken, Brillen)

Die Stadt Halle (Saale) hat vorsorglich die Hilfe der Bundeswehr zur medizinischen Versorgung angefordert, weil nicht ausgeschlossen ist, dass die personelle und sächliche Ausstattung nicht ausreichend sein wird, wenn die Krise fortschreitet. Der Antrag wurde durch den Leiter des Kreisverbindungskommandos Halle mit E-Mail vom heutigen Tag abgelehnt.
Die medizinische Schutzausrüstung in der Stadt Halle reicht noch für 9 Tage. Die Stadt hat folgende Bestellungen an den Bund, das Land und auch an private Firmen ausgelöst:

– 3.000 Schutzsets (bestehend jeweils aus Maske, Schutzbrille, Schutzanzug, Handschuhe)
– 10.000 FFP-2 Masken
– 900 Schutzbrillen
– 2.000 Liter Desinfektionsmittel
– 63.000 Paar Handschuhe
– 240 Beatmungsschläuche für den Intensivtransportwagen ( ITW)
– 40 Filter Beatmung (für den ITW)
– 84 Packungen Desinfektionstücher

Der Rettungsdienst ist ab heute vorsorglich bei allen Fahrten von vornherein mit Mundschutz, Handschuhen und Schutzbrillen im Einsatz. Hier orientiert sich die Stadt an den geänderten Empfehlungen des Robert-Koch-Institutes, das diese Ausrüstung anfangs nur bei Patienten aus Risiko-Gebieten und positiv Getesteten vorsah.

In unserer Stadt gibt es private Initiativen, die Schutzmasken für die Bürgerinnen und Bürger herstellen. Das ist zu begrüßen und wird aktuell vom Katastrophenschutzstab in jedem Einzelfall geprüft. Auch wenn der medizinische Schutz – wie gestern ausgeführt – nur gering ist.

Liebe Hallenserinnen, liebe Hallenser,

die Forschung läuft auf Hochtouren, eine Vielzahl an Medikamenten und Impfstoffen wird derzeit in Laboren weltweit entwickelt und getestet. So wird beispielsweise bei sogenannten Antikörpertests das Blut auf spezielle Virus-Antikörper untersucht; hier beteiligt sich ein Labor aus Dessau an den Studien.
Keiner kann genau sagen, was in den nächsten Wochen kommt. Derzeit ist nicht sicher, ob nach einer Gesundung die Personen immun sind?

Wir verfolgen den Weg, die Ausbreitung des Corona-Virus zu verlangsamen. Darauf zielen all unsere Maßnahmen im Katastrophenschutzstab ab.
Lockerungen vor dem 20. April wird es nicht geben.

Bis dahin gilt die Kontaktsperre! Halten Sie also sorgfältig den Sicherheitsabstand von mindestens 1,5 Metern ein.
Und deshalb bleibt – wie immer am Ende – mein wichtigster Wunsch.

Bleiben Sie zu Hause! Verlassen Sie nur das Haus, wenn Sie unbedingt müssen.

Und bleiben Sie gesund!