IWH: 2012 wird Schicksalsjahr für die Solarbranche

von 26. Januar 2012

(dpa) Für die deutsche Solarbranche wird 2012 aus Expertensicht zum Schicksalsjahr. «Die Konsolidierungsprozesse werden weiter voranschreiten. Es werden weitere Firmen am Markt verschwinden», sagte der Volkswirt Matthias Brachert vom Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) am Mittwoch im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa. Gründe seien der weitere Preisverfall in Verbindung mit steigenden Kapazitäten, die die Konkurrenzlage verschärften. Dies werde den Konsolidierungsdruck weiter erhöhen.

«Es kommt jetzt für die deutschen Firmen darauf an, ihre Produkte kostengünstig sowie in hoher Qualität anzubieten und innovativ zu bleiben», sagte Brachert. «Die Firmen müssen sowohl preislich als auch technologisch wettbewerbsfähig sein.»

Allein der Ausbau von Kapazitäten reiche nicht aus, um auf Dauer bestehen zu können. «Es geht darum, qualitativ hochwertige Module kostengünstig herzustellen. Wer das kann, der wird in diesem Marktumfeld bestehen können», erklärte Brachert. Seinen Angaben zufolge gibt es derzeit 75 produzierende Photovoltaik-Unternehmen in Deutschland, die etwa 22 000 Menschen beschäftigen.

Der einst gefeierte Solarkonzern Q-Cells aus Bitterfeld-Wolfen (Landkreis Anhalt-Bitterfeld) mit 2200 Mitarbeitern hatte am Dienstag für Aufregung gesorgt. Das an der Frankfurter Börse notierte Unternehmen hat kein Eigenkapital mehr und kämpft ums Überleben.

Die Überkapazitäten betreffen laut Brachert die gesamte Branche. Dies zeige sich auch in Deutschland. «Viele Unternehmen schöpfen aktuell ihre Produktionskapazitäten nicht aus beziehungsweise ziehen sich aus bestimmten Bereichen der Fertigung zurück», berichtete er. Solarfirmen fertigen Solarzellen und -module oder auch komplette Anlagen, mit deren Hilfe Strom aus der Kraft der Sonne erzeugt wird.

Ganz wichtig sei die internationale Ausrichtung auf die Märkte der Zukunft in sonnenreichen Ländern, sagte Brachert – etwa in den USA. Generell sieht er eine Zukunft für die Solarbranche in Deutschland. «Das hängt aber entscheidend von der Strategie der Unternehmen ab.»