Jägerplatz: Saalekreis will Schule haben und muss bauen

von 20. Mai 2011

Bereits mehrfach hatte HalleForum.de über Pläne des Saalekreises berichtet, auf dem Gebiet der Stadt Halle (Saale) eine Förderschule für Lernbehinderte einzurichten. Bislang hat der die Saalestadt umschließende Kreis noch nicht eine solche Einrichtung. Im Visier stand dabei die Jägerplatz-Schule.

Ein Kauf der Schule durch den Saalekreis wird nun konkreter. Doch nicht wie ursprünglich geplant schon zum kommenden Schuljahr 2011/12, sondern erst im Jahr darauf könnte die Schule übernommen werden. Grund sei laut Bildungsdezernent Tobias Kogge eine bauliche Anforderung. Konkret heißt das: die Jägerplatz-Schule braucht einen zweiten Rettungsweg. Wie Kogge in den Ausschüssen informierte, trage der Saalekreis diese Kosten.

Bislang hatte die Stadt versucht, Stadträte und Jägerplatz-Eltern damit zu ködern, die halleschen Schüler auf der dann dem Saalekreis gehörenden Jägerplatz-Schule “fremd zu beschulen”. Mit Blick auf die vorhandenen weiteren Förderschulen in Halle scheint aber fraglich, ob das vom Landesverwaltungsamt überhaupt genehmigt werden würde. Zum anderen muss vor der Übernahme die Schule als hallesche Einrichtung geschlossen werden. Eine direkte Übertragung der Trägerschaft ist nicht möglich. “Durch das Landesverwaltungsamt wurde in einem Gespräch festgelegt, dass vor der Übernahme durch den Landkreis der Standort Jägerplatz durch die Stadt Halle zu schließen ist”, erläuterte Kogge in einer schriftlichen Antwort an die Stadträte. Keine Bedenken habe das Amt hingegen, dass der Saalekreis eine Schule auf dem Gebiet der Stadt Halle betreiben würde, schließlich wird dies ja auch schon mit der Berufsschule so praktiziert, was auch mit der zentralen Lage der Saalestadt inmitten des Saalekreises zusammenhängt.

Deutlich gemacht haben soll das Landesverwaltungsamt hingegen, dass es keine auslaufende Beschulung am Jägerplatz genehmigen werde. Es gebe für hallesche Förderschüler genug Platz an den anderen Schulen. Damit dürfte das Todesurteil für den Jägerplatz als hallesche Einrichtung so gut wie endgültig gesprochen sein. Denn schon jetzt liegt der Jägerplatz unter der geforderten Mindestschülerzahl von 90. Das war passiert, weil durch das Land keine Schüler zugewiesen worden, weil die Stadtverwaltung trotz eines anders lautenden Stadtratsbeschlusses gegenüber dem Landesverwaltungsamt erklärt hatte, die Schule sei nicht bestandsfähig. Auf diesem Standpunkt beharrt sie auch weiter. Und das heißt: von derzeit 78 Schülern werden 17 mit der 9. Klasse die Einrichtung verlassen. Weil durch die fehlende Bestandsfähigkeit keine neuen Schüler zugewiesen werden, sinkt die Schülerzahl auf 61 und liegt damit bei nur noch zwei Drittel der geforderten Mindestschülerzahl. Dabei gebe es nach Ansicht der Eltern durchaus Möglichkeiten, wieder über 90 Schüler zu kommen. Denn insgesamt liegen für das kommende Schuljahr 56 Anträge auf die so genannte sonderpädagogische Förderung vor. Jene Schüler werden nun den verbleibenden Förderschulen für Lernbehinderte Comenius, Fröbel, Makarenko und Pestalozzi zugewiesen.

In der kommenden Woche wird der hallesche Stadtrat sich noch einmal mit der Jägerplatz-Schule beschäftigen. Dann steht der Schließungsbeschluss durch die Stadtverwaltung auf der Tagesordnung.