Jägerplatzschule: Sachverständiger bemängelt Gutachten

von 1. September 2009

(ens) Nach der Schließung wegen der Gefahr des Herabstürzens von Deckenteilen beschäftigt die Schule am Jägerplatz nun auch die Politik. Anderthalb Stunden tagten die Mitglieder des Bildungsausschusses am Dienstag hinter verschlossenen Türen, Eltern und Lehrer mussten vor der Tür warten. Brisante Informationen, die einen Ausschluss der Öffentlichkeit nötig machen würden, gab es nicht. Stattdessen begründete die Stadtverwaltung ihren Schritt mit Persönlichkeitsrechten. Schulleiterin Nicole Spiegel hatte nämlich das von der Stadtverwaltung erstellte Gutachten zur Schulschließung von einem weiteren Sachverständigen, dessen Sohn die Schule am Jägerplatz besucht, überprüfen lassen. Doch der Diplom-Ingenieur war nicht anwesend, konnte deshalb nicht persönlich gefragt werden, ob sein Name öffentlich genannt werden darf.

Und so nahm die Diskussion ihren Lauf. Schulleiterin Spiegel musste sich von der Stadtverwaltung Vorwürfe anhören, interne Unterlagen (besagtes Gutachten) ohne Erlaubnis an Außenstehende weitergegeben zu haben. Nun wird ein Verweis gegen die Pädagogin angestrengt, die sich für den Verbleib ihrer Schule am Jägerplatz ausspricht.

Doch die Stadträte interessierte eher das “Gegengutachten”. Dort ist nämlich zum Beispiel die Rede davon, dass die im Gutachten angeführte Din-Norm für Unterhangdecken für die Jägerplatz-Schule keine Relevanz hat, weil diese bereits 1994 und damit 13 Jahre vor Inkrafttreten der neuen Din-Fassung, saniert wurde. Daneben wird bemängelt, dass der Gutachter wohl keine genauen Untersuchungen angestellt, sondern die Dübel und Aufhängungen der Decke und der absturzgefährdeten Lampen nur von Außen betrachtet hat. Der Schluss, dass es sich um Kunststoffspreizdübel handelt, sei eine reine Vermutung, weil man die unterschiedlichen Dübel im eingebauten Zustand nicht voneinander unterscheiden könne. Eine vom Gutachter abgeleitete "Gefahr für Leib und Leben" könne aus dem Inhalt des Gutachtens nicht seriös abgeleitet werden, so der Sachverständige.

Unerheblich, unzutreffend, falsch – so geht es in dem 18seitigen Bericht weiter. Der durch die Schulleiterin beauftragte Sachverständige geht von Sanierungskosten bis maximal 40.000 Euro aus. In maximal 4 Wochen wäre die Schule demnach wieder nutzbar. In der Verwaltung geht man indes davon aus, dass die Schule in diesem Schuljahr nicht mehr zurück an diesen Standort kehrt. Bis dahin werden die Schüler in der Rigaer Straße unterrichtet. Und hinter vorgehaltener Hand spricht man auch über den möglichen Grund. Eine Schule in Freier Trägerschaft sucht ein Schulgebäude in der Innenstadt. Doch offiziell gibt es dazu keine Bestätigung.