Johann Bernhard und Joseph Emanuel Fischer von Erlach

von 29. Mai 2015

Der Sohn Joseph Emanuel setzte nach dem Tod des Vaters dessen Werke fort und erlangte Bedeutung unter anderem auch als Ingenieur für dampfgetriebene Pumpen. Nun werden in der 1945 so benannten Fischer-von-Erlach-Straße Zusatzschilder angebracht, die über den Namensgeber informieren.

Die Schilder wurden gespendet von Norbert Hoffmann, Anna-Elisabeth und Wieland Hintzsche, Detlef Stallbaum, Wolfgang Aldag und Michael Swidersky.

Johann Bernhard Fischer von Erlach (1656–1723)

Johann Bernhard Fischer von Erlach war einer der bedeutendsten Architekten des Barock, Stätten seines Wirkens sind vor allem Wien und Salzburg. Unter dem Namen Johann Bernhard Fischer wurde er am 20. Juli 1656 in Graz geboren, dort lernte er bei seinem Vater Johann Baptist Fischer das Bildhauerhandwerk. Bereits mit vierzehn Jahren ging er nach Italien, wo er bis 1686 blieb. In Rom erhielt er in der Werkstatt der Künstlerfamilie Schor eine umfassende Ausbildung in der Architektur und verschiedenen Zweigen des Kunsthandwerks. Daneben stand er auch mit dem Bildhauer und Architekten Gian Lorenzo Bernini und anderen Künstlern in Kontakt. Fischer eignete sich umfassende antiquarische Kenntnisse an, in seinen späteren Entwürfen spielen Bezüge auf die Antike eine wichtige Rolle. Wohl ab 1692 war er in Neapel tätig.

Nach Österreich zurückgekehrt erhielt der begabte Architekt Aufträge für Denkmäler und Adelsbauten, 1688 wurde er zum Architekturlehrer des späteren Kaisers Joseph I. bestimmt. Für das geplante kaiserliche Lustschloss Schönbrunn legte er den Entwurf einer gewaltigen Schlossanlage vor, der in seinen Dimensionen nicht ausführbar war. Das Schloss wurde dann nach einem zweiten, kleineren Entwurf Fischers 1696 errichtet. Der Architekt vermochte es, dem Herrschaftsanspruch der Habsburger den angemessenen repräsentativen Rahmen zu geben. Für dieses Verdienst erhielt er 1696 den Adelstitel „von Erlach“ verliehen, 1705 erhielt er eine Stelle am Kaiserhof als Oberinspektor sämtlicher Hof- und Lustgebäude.

Neben weiteren Schlossbauten gehen auch vier Kirchen in Salzburg auf Entwürfe J. B. Fischer von Erlachs zurück. Als sein Hauptwerk gilt die Wiener Karlskirche, die Kaiser Karl VI. seinem Namenspatron Karl Borromäus 1713 zur Überwindung der Pestepidemie gelobt hatte. Ein weiteres wichtiges Werk der späten Jahre ist die Hofbibliothek in Wien, heute der Prunksaal der Österreichischen Nationalbibliothek. Beide Bauten hat sein Sohn Joseph Emanuel Fischer von Erlach nach dem Tode des Vaters vollendet.

Von Johann Bernhard Fischer von Erlach ist ein umfangreiches Stichwerk überliefert, das seine hervorragenden zeichnerischen Fähigkeiten dokumentiert. Der 1721 erschienene „Entwurff Einer Historischen Architectur …“ hat als früher Versuch einer Architekturgeschichte große Bedeutung. Zahlreichen Bauten des Altertums, darunter den sieben Weltwundern, gab der Autor darin nach den antiken Beschreibungen eine oft sehr phantasievolle Gestalt. Daneben fanden eigene Entwürfe von ihm Eingang in das Werk. Johann Bernhard Fischer von Erlach war zweimal verheiratet, aus seiner ersten Ehe entstammten vier Kinder. Er starb am 5. April 1723 in Wien.

Joseph Emanuel Fischer von Erlach (1693–1742)

Als zweiter Sohn Johann Bernhard Fischers wurde Joseph Emanuel Fischer am 12. September 1693 in Wien geboren. Er wurde ebenfalls ein bedeutender Architekt, der aber immer im Schatten seines Vaters stand.
Er lernte bei seinem Vater und war an dessen Projekten beteiligt, erhielt aber auch Unterricht bei Gottfried Wilhelm Leibniz. Ab 1713 war Joseph Emanuel mit einem kaiserlichen Stipendium zunächst in Italien, später auch in Frankreich, den Niederlanden und England auf Studienreise. Neben der Architektur interessierten ihn auch technische Entwicklungen, besonders der Einsatz von Dampfmaschinen.

Kurz vor dem Tod seines Vaters kehrte J. E. Fischer von Erlach 1722 nach Wien zurück und erhielt die Stelle eines Hofarchitekten. Er führte wichtige Projekte seines Vaters fort, die dieser nicht mehr vollenden konnte, darunter die Karlskirche, die Hofbibliothek und den Reitstall der Wiener Hofburg. Der am Ende des 19. Jahrhunderts errichtete Michaelertrakt der Hofburg geht auf Entwürfe J. E. Fischer von Erlachs zurück.

Darüber hinaus können ihm nur wenige Bauten sicher zugeschrieben werden, sein Name wird aber mit zahlreichen Schlossumbauten und Denkmälern in Verbindung gebracht. Wie sein Vater veröffentlichte er Architekturzeichnungen, so die „Prospecte und Abrisse einiger Gebäude von Wien“.

Bedeutung erlangte J. E. Fischer von Erlach auch als Ingenieur, der dampfgetriebene Pumpenanlagen entwickelte. Nachdem er 1723 Pumpen für die Wasserspiele des Fürsten Schwarzenberg installiert hatte, wirkte er vor allem im slowakischen Silberbergbaugebiet von Banská Štiavnica sehr erfolgreich.

J. E. Fischer von Erlach erwarb mit seinen Werken ein beträchtliches Vermögen und erhielt 1735 den Titel eines Barons verliehen. Er besaß eine bedeutende Kunstsammlung und eine umfangreiche Bibliothek. Seit 1727 war er verheiratet, er hatte sieben Kinder. Am 29. Juni 1742 starb Joseph Emanuel Fischer von Erlach nach schwerer Krankheit.

Hintergrund zum Projekt „Bildung im Vorübergehen“:

Viele hallesche Straßen sind nach historischen Persönlichkeiten aus der Stadtgeschichte benannt, doch häufig wissen die Bürgerinnen und Bürger gar nicht, wer hier eigentlich geehrt wird. Deshalb stattet die Bürgerstiftung Halle im Rahmen des Projektes „Bildung im Vorübergehen“ seit Juli 2008 monatlich eine Straße mit zusätzlichen Informationsschildern aus, die Auskunft über die NamensgeberInnen der Straße geben. Die Initiatorin und „Anstifterin“ des Projektes, Dr. Ingeborg von Lips, verbindet damit die Idee, Einwohnern und Besuchern der Stadt diese historischen Persönlichkeiten und ein Stück hallescher Stadtgeschichte näher zu bringen. Das Vorhaben fand von Anfang an eine breite Resonanz in der halleschen Bevölkerung und weit darüber hinaus. Alle ursprünglich von der BÜRGER.STIFTUNG.HALLE vorgeschlagenen Straßen und etliche weitere fanden innerhalb kurzer Zeit ihre „Schilderpaten“. Dabei melden sich nicht nur Hallenserinnen und Hallenser, sondern auch Nachfahren, die z. T. selbst noch nie in Halle waren. Das Projekt wird durch die Bürgerstiftung Halle koordiniert und unterstützt durch den Grafiker Bernd Schmidt, den Fachbereich Kultur der Stadt Halle, das Straßen- und Tiefbauamt Halle, das hallesche Stadtarchiv sowie die Firma Horn Verkehrstechnik Halle. Eine aktuelle Liste der bereits in Vorbereitung befindlichen Straßen ist unter http://www.buergerstiftung-halle.de/bildung-im-voruebergehen/ abrufbar.

Quellen:
Wikipedia
Neue Deutsche Biographie
Friedrich Poleroß (Hrsg.): Fischer von Erlach und die Wiener Barocktradition. Tagungsband (Wien/Köln/Weimer 1995)
Thomas Zacharias: Joseph Emanuel Fischer von Erlach (Wien 1960)