Jung und arbeitslos, weil keinen Führerschein?

von 20. Januar 2010

Ein Gläschen Sekt, ein Teller Suppe für die Journalisten. Vergleichsweise nüchtern blieb er, der Neujahrsempfang der Agentur für Arbeit in Halle am vergangenen Dienstagabend. Im Hintergrundgespräch, zu dem die Amtsleiterin Sabine Edner und einige ihrer Referenten Rede und Antwort standen, ging es um ernste Themen. Schwerpunkt der Arbeit 2010 wird die massive Jugendarbeitslosigkeit sein. Denn trotz auf der Spitze stehender Alterspyramide und gewaltigem, von Industrie und Handwerk beklagtem Fachkräftemangel lag die Jugendarbeitslosigkeit auch im Jahr 2009 unverändert bei 11,8 %.
Ursachen? Hier wollte Edner zunächst nicht recht mit der Sprache heraus. Mehrfach jedoch deutete sie an, dass es in erster Linie wohl ein Mentalitätsproblem unter jungen Arbeitslosen gäbe. Zu sehr übernehmen Sie die Hoffnungslosigkeit ihrer Eltern, es habe ja ohnehin keinen Sinn, nach Arbeit zu suchen. Hinzu kommt, dass 14% der Jugendlichen die Schule ohne jeglichen Abschluss verlassen.
Ein weiteres Problem sei die Mobilität – und zwar auch in einem ganz direkten Sinne. „Es wäre ein gutes Stück Investition in die Zukunft ihrer Kinder, wenn Eltern ihnen einen Führerschein finanzieren würden“, sagte Jörg Lau, zuständiger Mitarbeiter für das Schwerpunktthema Jugendarbeitslosigkeit. Wer beispielsweise als Jugendlicher einen Ausbildungsplatz im Saalkreis antreten wolle, sei ziemlich aufgeschmissen, wenn er da auf den öffentlichen Nahverkehr angewiesen ist.
Um dem Schwerpunktthema gerecht zu werden, wird man das Verhältnis von Fallbearbeiter zu Klienten, das derzeit bei 1: 150 liegt, auf 1:30 erhöhen. „Auch um zu testen, ob unsere Personalstärke einen Einfluss auf den Erfolg hat“, sagte Lau.
Und GAJL ist ein Programm „Gegen Abwanderung junger Landeskinder“. Hier sollen speziell solche Jugendliche, die bei der vorjährigen Bewerberrunde knapp unterlegen waren, gezielt gefördert werden, um sie dennoch im Lande zu halten.

Nach sieben Jahren Tätigkeit als vorsitzende Geschäftsführerin der Bundesagentur für Arbeit beweist auch Sabine Edner Mobilität. Sie wechselt ab dem 1. Februar in die Regionaldirektion Hessen, um dort die vom Bundesverfassungsgericht geforderte Neuorganisation des SGBII zu organisieren. Eine interessante Herausforderung, wie sie findet. Erst im März wird dann die Stelle des Leiters neu besetzt werden. Im Gespräch ist die bisherige Leiterin der Arbeitsagentur von Dessau-Rosslau, Frau Petra Pratzke. Bis dahin wird ihr bisheriger Stellvertreter Jan Kalkofen kommissarisch das Amt leiten.

     
PP