Kanzlerin zwischen Beifall und Protest

von 18. September 2015

Die AfD trat mit Losungen wie „Einwanderung braucht klare Regeln“, „Mut zu Deutschland“, „Alle Macht geht vom Volke aus. Wann bei uns?“ und „Treten Sie zurück, Frau Merkel! Sie schaffen das!!!“ auf. Die EndGame-Veranstalter, die faktisch identisch sind mit den Veranstaltern der Montagsmahnwachen seit mehr als einem Jahr (friedensbewegung-halle.de), brachten ihren Protest in Form einer Satire vor, die auf Parallelen der NS-Dikatur und zur DDR anspielten. Sie spielten DDR-Lieder wie „Die Partei hat immer recht“ ab und zeigten schwarz-rot-weiße Fahnen mit einem Emblem aus Euro-Zeichen und dem Sternenkreis der Europäischen Union nachempfundenen Totenköpfen. Auf Transparenten war zum Beispiel in Frakturschrift zu lesen: „Merkel befiehl! Wir folgen!“, „Halle/S. grüßt die Führerin Europa“ und „Viele Völker, ein Europa, eine Führerin“. Hinzu kamen Forderungen nach einer Friedenspolitik und dem Austritt aus dem transatlantischen Militärbündnis NATO. Die etwa 40 bis 50 Demonstranten skandierten schließlich „Merkel muss weg“ und „Merkel hau ab“, nachdem verschiedene Redner unter anderem erklärten, dass Merkel ihren Amtseid, dem deutschen Volk zu dienen, mehrfach gebrochen hat. Zwei Demonstranten versuchten schließlich, mit ihren Fahnen auf die andere Straßenseite in Richtung Leopoldina vorzustoßen, wurden daran jedoch gehindert. Drei Polizeibeamte verwickelten sie in eine Diskussion und erklärten, an der Ausübung ihrer Rechte gehindert zu werden.

Schließlich kam gegen 11 Uhr die Kanzlerin. Vier schwarze Limousinen mit Kölner Kennzeichen rauschten den Moritzburgring hoch und bogen auf das Gelände der Nationalakademie. Vor die Kameras am Eingang des „Weißen Hauses“ trat Merkel im roten Anzug keine Minute lang, ehe sie in der Tür verschwand.

Im Festsaale wurde die Kanzlerin und der Ministerpräsident, mit stehenden Ovationen und unter viel Applaus von den Wissenschaftlern und Gästen begrüßt.

Symmetrie und Asymmetrie in Wissenschaft und Kunst“ – so das Thema der Jahresversammlung der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina, die heute am Jägerberg eröffnet wurde. Renommierte Wissenschaftler beschäftigen sich nun zwei Tage mit dem Phänomen Symmetrie, welches in vielen Bereichen eine Breite und tiefe Bedeutung besitzt. Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel, hielt in diesem Jahr die Festrede der feierlichen Eröffnung. Sie war erfreut nach 2011 nun das zweite Mal am Jägerberg sein zu dürfen und somit der Leopoldina, eine der ältesten Wissenschaftsakademien der Welt, die Ehre zu erweisen.

Verschiedenen Themen widmete sie sich kurz in ihren Ausführungen. Eine Symmetrie von Politik, Wirtschaft und Wissenschaft sei sehr wichtig sonst würde ein System nicht funktionieren, erklärte sie. Gerade jetzt in einer doch sehr schwierigen Zeit wäre es sehr wichtig, da eine Symmetrie zu finden.

Die politischen Ereignisse und die damit verbundenen Flüchtlingssströme stellen sich als große Aufgabe dar, die es nun zu meistern gilt. „Unter den Flüchtlingen werden Wissenschaftler und Begabte sein“, so die Kanzlerin, „nehmt Diese in eurer Mitte auf, gebt ihnen eine Chance“.

Auch MINT ist sehr wichtig, der Nachwuchs müsse gefördert und frühzeitig abgeholt werden, denn der Bedarf in diesen Bereichen steigt immer weiter. Kinder müssen frühzeitig mit diesen Themen vertraut gemacht werden. Auch der digitale Fortschritt, spielte in ihrer Rede eine Rolle. Im digitalen Zeitalter ist es von besonderer Bedeutung, sich an die rasanten technologischen Veränderungen anzupassen und diese weiter zu entwickeln. Der europäische Markt müsse weiter ausgebaut und geöffnet werden.

Die Leopoldina und all ihre Mitglieder leisten eine hervorragende Arbeit auf allen Gebieten, national sowie international und dafür dankte die Kanzlerin nochmals. Wissenschaft und Forschung müssen weiter vorangetrieben werden. 3% der jährlichen Ausgaben müssen dafür aufgewendet werden, der Staat stellt 1% der benötigten Mittel, die anderen 2% müssen aus Industrie und Wirtschaft kommen.

All diese Aufgaben, die noch vor uns stehen, lassen sich nur gemeinsam bewältigen symmetrisch im Gleichklang und im Zusammenspiel.Die Leopoldina – 1652 gegründet, ist der freien Wissenschaft zum Wohle der Menschen und der Gestaltung der Zukunft verpflichtet.

Mit einem kleinen Gastgeschenk wurde die Kanzlerin dann verabschiedet.

Nach etwa einer Stunde verließ der Kanzlertross das Leopoldina-Gelände. Während die AfD ihre Transparente zusammenpackte, sammelte sich der EndGame-Trupp für einen Umzug durch Halles Innenstadt, der unter anderem durch Kleine Ulrichstraße, Nikolaistraße und Große Steinstraße führte. Auf dem Weg setzten die EndGame-Aktivisten ihre Kanzlersatire fort. Sie sprachen überschänglich von ihren Wohltaten und skandierten immer wieder „Heil Merkel!“ und spielten unter anderem auf Goebbels’ Sportpalastrede von 1943 und die bekannte Frage nach dem Totalen Krieg an. Der Marsch durch die Kneipen- und Einkaufsmeilen erregte viel Aufmerksamkeit. Etliche Passanten blieben stehen. Einige feixten angesichts des skurrilen Auftritts, andere schimpften, aber den meisten standen Verwunderung und die Frage in die Gesichter geschrieben, um welche Art von politischer Manifestation es sich wohl handeln könnte. Das klassische Rechts-Links-Muster schien nicht zu greifen.