Kaum Vermittlung von Wissen über DDR

von 4. April 2009

Der Berliner Politikwissenschaftler Prof. Dr. Klaus Schroeder hat erneut kritisiert, dass in den Schulen kaum Wissen über die DDR vermittelt werde. Nicht einmal jeder zweite ostdeutsche Schüler wisse, dass die DDR eine Diktatur gewesen sei, im Westen seien es zwei Drittel. Das sagte der Leiter des Forschungsverbundes SED-Staat an der Freien Universität Berlin am Freitag auf dem 16. Wittenberger Gespräch. Das Thema DDR komme in den Schulen nicht vor. Schroeder hatte in der Studie "Soziales Paradies oder Stasi-Staat? Das DDR-Bild von Schülern – ein Ost-West-Vergleich" 5.000 Schülerinnen und Schüler im Alter von 16 bis 17 Jahren aus Brandenburg, Nordrhein-Westfalen, Bayern und Berlin über ihr DDR-Wissen befragt.

Prof. Dr. André Steiner, Abteilungsleiter im Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam, sagte, die Wirtschaftsverantwortlichen der DDR seien nicht bereit gewesen, "die grundsätzlichen, systemimmanenten Defekte der Planwirtschaft sowjetischen Typs" anzuerkennen. Die mit der Politik der SED-Spitze erzielte "Auszehrung der wirtschaftlichen Substanz und die für Bevölkerung mit Händen zu greifenden wirtschaftlichen Schwierigkeiten" hätten zur Massenausreise und Massenaufbruch des Sommers/Herbst 1989 und schließlich zum Zusammenbruch der SED-Herrschaft geführt.

Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Wolfgang Böhmer erklärte: "Die Irrtümer und Irrwege des 20. Jahrhunderts dürfen sich nicht wiederholen, wenn wir für das 21. Jahrhundert den Ordnungsrahmen für die Weltfinanzwirtschaft neu entwerfen wollen. Deshalb ist es notwendig, dass wir uns mit der Aufarbeitung der DDR auch 20 Jahre nach dem Fall der Mauer beschäftigen." Das erklärte Ministerpräsident Prof. Dr. Wolfgang Böhmer heute zur Eröffnung des 16. Wittenberger Gespräches in der Lutherstadt Wittenberg, das unter dem Titel "Wie war die DDR? Suche nach der Wahrheit" steht.

Wesensmerkmal der DDR sei eine selektive Informationspolitik gewesen. Insofern könne Erinnern nur subjektiv sein, so Böhmer. Deshalb sei es umso wichtiger, die nach dem Zusammenbruch der DDR gewonnenen Informationen aufzuarbeiten und auch das zur Kenntnis zu nehmen, was einem nicht gefalle. Der Ministerpräsident: "Es gibt nicht zu unterschätzende Gruppen, die die DDR gezielt schönreden."