Keine Taxifahrten für Förderschüler

von 6. August 2010

Können Förderschüler allein zur Schule fahren? Um diese Frage ist in Halle ein Streit entbrannt. Denn während viele Schüler der Sprachheil-, Lernbehinderten- und Hörgeschädigtenschulen bislang per Sammeltaxi zur Schule gebracht wurden, hat sich das in diesem Jahr geändert. Bei 99 Schülern hat die Stadt nun die Taxifahrt abgelehnt. Proteste kommen von zahlreichen Eltern. Sie sind der Meinung, dass man es ihren Kindern nicht zumuten kann, den Weg zur Schule allein auf sich zu nehmen.

Sozialdezernent Tobias Kogge wies darauf hin, dass laut Landesgesetzgebung nur noch geistig und körperlich Behinderte nach amtsärztlichen Attest die private Fahrt zur Schule erhalten, wenn für diese der Weg tatsächlich nicht alleine zurückzulegen ist. “Nur weil jemand an einer Förderschule ist, heißt das nicht, dass er nicht mit normalen Verkehrsmitteln zur Schule kommen kann”, so Kogge. Das betrifft zum Beispiel Schüler mit einer Sprachbehinderung.

Das sieht Thomas Senger vom Stadtelternrat anders. Er vermutet, dass auf diesem Weg das Ziel erreicht werden soll, von den Förderschulen wegzukommen. Eltern würden deshalb ihre Kinder an normale Grundschulen umschulen. Seinen Worten zufolge seien nämlich die für die Kinder zurückzulegenden Wege “unzumutbar”. Weil die Förderschulen nicht in der Häufigkeit anzutreffen sind wie Regelschulen, müssten die Kinder längere Wege zurücklegen. Wer aus Heide-Nord komme, müsse zum Beispiel vom Bus in die Bahn umsteigen. Auch SPD-Stadtrat Karamba Diaby kritisierte die Verfahrensweise. Förderschüler seien ohnehin schon böse benachteiligt. Dies verstärke sich nun.