Kommentar zum Unwetter in Halle

von 12. Juli 2015

Halle wurde von einer so genannten Superzelle getroffen. Was ist eine Superzelle?

Superzelle:

Bei Superzellen handelt es sich um eine Sonderform von Einzelzellen, die durch ihren hohen Grad an organisierter Struktur ausgezeichnet sind. Sie können auch in einem Zell-Cluster oder einer Böenlinie eingebettet sein.

Wesentliches Merkmal einer Superzelle ist eine hochreichende persistente Rotation des Aufwindbereiches, die so genannte Mesozyklone. Hochreichend heißt, dass mindestens ein Drittel der Aufwinde rotiert; persistent heißt, dass die Rotation mindestens so lange andauert wie ein Konvektionszyklus. Das sind gewöhnlich etwa 10bis 20Minuten, per Definition muss allerdings mindestens 30 Minuten lang Rotation vorliegen, damit man von einer Superzelle sprechen kann. Dabei überwiegt die zyklonale Rotation: auf der Nordhalbkugel entgegen dem Uhrzeigersinn, auf der Südhalbkugel umgekehrt.

Ursächlich ist eine vertikale Windscherung, also eine Änderung der Windgeschwindigkeit und -richtung mit der Höhe. Meistens nimmt dabei der Wind unter Rechtsdrehung mit der Höhe zu. Die Corioliskraft hat keinen direkten Einfluss hierauf, da Mesozyklonen zu kleinräumig sind. Indirekt spielt sie aber insofern eine Rolle, als das großräumige Windfeld, in das die Mesozyklone eingebettet ist, durch die Corioliskraft – neben Druckgradient, Zentrifugalkraft und Bodenreibung – mit bestimmt wird. Die erwähnte Rechtsdrehung des Windes mit der Höhe ist ein solcher Effekt.

Weitere Kennzeichen einer Superzelle sind neben dem Vorhandensein einer Mesozyklone eine räumliche Trennung der Auf- und Abwindbereiche. Dabei ist der Aufwind durch die vertikale Geschwindigkeitszunahme geneigt, meistens in Richtung des Windes im mittelhohen Niveau (ca.5km). Der im Abwindbereich ausfallende Niederschlag stört somit nicht durch seine Verdunstungskühlung die Zufuhr feuchtwarmer Luft in den Aufwindbereich.

Viele stellen sich nun die Frage. War es ein Tornado?

Aktuell können wir die Frage mit einem ganz klaren Nein beantworten. Es deutet vieles, nahezu alles auf einen Downburst (Gewitterfallböe) hin. Was ist ein Downburst? Die Frage lässt sich auch einfach beantworten. Ich nutze hierzu einen Auszug aus Wikipedia – für den Laien ist es einfacher zu verstehen.

Downburst: Ein Downburst ist eine schwere Fallböe, die meist bei Gewittern auftritt, aber auch bei Schauern vorkommen kann. Hierfür sind zwei verschiedene Mechanismen verantwortlich, die aber auch kombiniert auftreten können. Im Fall der eigentlich thermischen Downbursts wird der Abwind so stark beschleunigt, dass eine konzentrierte wie ein

„Sack“ aus dem Niederschlagsbereich ausfällt und am Boden auseinanderläuft, wobei die Windgeschwindigkeit mit zunehmender Entfernung vom Auftreffpunkt wieder abnimmt. Ursache für die Beschleunigung ist hier meist eine trockene Luftschicht im mittleren Wolkenniveau, in welcher einfallender Niederschlag verdunstet und die Luft durch Verdunstungskälte abkühlt und somit den Abwind beschleunigt. Zur Kühlung trägt ferner schmelzender kleiner Hagel bei. Der zweite Mechanismus führt zu dynamischen Downbursts, indem durch konvektive Umlagerung ein Starkwindfeld in größerer Höhe bis in Bodennähe heruntergemischt wird. Dieser sogenannte Impulstransport tritt vor allem auf der Rückseite winterlicher Sturmtiefs im Bereich hochreichend labil geschichteter Kaltluftmasse auf.

Warum kein Tornado? Die Schäden, welche in den genannten Regionen aufgetreten sind, sind tornadountypisch. Ein Tornado weist meist divergente (entgegengesetzte) Fallmuster auf. Dies war in Halle nicht der Fall.

Siehe Beispielbild:

Wie hier “schön“ zu sehen ist, sind die Schäden geradlinig. Und genau dies konnte man, nahezu überall, in den betroffenen Regionen beobachten. Bei einem Tornado sind auch meist Verfrachtungen zu beobachten. Sprich Gegenstände fliegen durch die Luft und landen einige hundert weit Meter woanders. Auch sind divergente meist Schadensmuster zu beobachten. Dies war hier nicht der Fall. Auch diverse Videos, welche auf YouTube etc. erschienen sind, sprechen ganz klar gegen einen Tornado.

Ich hoffe ich konnte euch einen kleinen Einblick in die Welten der Meteorologie – zumindest die, die es interessiert geben. Am Rande noch ein Aufruf zum helfen. Wenn ihr freie Minuten habt etc. – versucht den betroffenen Einwohner beim Aufbau zu helfen. Oft sind es sogar warme Worte die helfen können. Ein Belegtes Brötchen, eine Tasse Kaffee – haltet zusammen. Wir haben das Hochwasser 2013 gemeistert – zeigt das wir zusammen stark sind.

In diesem Sinne – Euer Wetterfrosch!