Konjunktur: IHK Halle-Dessau ist zufrieden

von 25. April 2012

 Die Stimmung in der regionalen Wirtschaft liegt stabil auf hohem Niveau. Der Konjunkturklimaindex der Industrie- und Handelskammer Halle-Dessau (IHK), in den die Einschätzungen der Unternehmen im Süden Sachsen-Anhalts zu ihrer aktuellen Lage und Geschäftserwartungen eingehen, steigt von 11,8 Punkten im vierten Quartal 2011 auf aktuell 22,2 Punkte. Damit liegt der Index sogar leicht über dem hohen Niveau des ersten Quartals des Vorjahres. Dies trifft auch auf die wichtigsten anderen Teilindikatoren zu. Positiv zu werten ist auch die dynamische Entwicklung der Investitionspläne.  „Die aktuelle Stimmungsaufhellung enthält zwar auch saisonale Elemente, ist aber vor allem deshalb erfreulich, weil sie auf einem ziemlich hohen Niveau stattfindet. Auch die große Kluft zwischen sehr guter Lage und weniger guten Erwartungen verringert sich etwas. Der Pessimismus ist weitgehend verflogen“, fasst Dr. Christof Wockenfuß, Leiter Standortpolitik der IHK, die Ergebnisse der Umfrage zusammen. Zwar habe sich an den bestehenden Konjunkturrisiken nichts grundsätzlich geändert. Die Unternehmen würden aber die unmittelbaren Auswirkungen auf ihr eigenes Geschäft als nicht allzu bedrohlich einschätzen: „Natürlich drückt die Staatsschuldenkrise im Euroraum weiter auf die Stimmung. Andererseits sind die Unternehmen wettbewerbsfähig und wissen das auch. Sie lassen sich nicht von jedem Kursausschlag an den Finanzmärkten verrückt machen“, so Wockenfuß weiter.  IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Thomas Brockmeier zeigte sich ebenfalls erfreut von den Umfrageergebnissen, sieht aber vor allem die steigenden Energie- und Rohstoffpreise als Konjunkturrisiko: „Besonders ärgerlich ist der politisch verursachte Anteil der Kostensteigerung, insbesondere bei der Energie: Die EEG-Umlage wird immer teurer, die hohen Steuersätze bei Strom- und Energiesteuer tun ein übriges, und die EU begrenzt und verteuert CO2-Emissionen immer weiter. Wir sind ein Industrieland und wollen es bleiben – in Deutschland wie in Sachsen-Anhalt. Das darf die Politik nicht aufs Spiel setzen. Wir brauchen massive Investitionen für Produktion, Transport und Speicherung von Energie. Und dazu brauchen wir die Aufklärung und Akzeptanz der Bevölkerung, nicht aber ideologische Debatten. Sonst bleibt das Gemeinwohl auf der Strecke!“  [b]Die Ergebnisse des IHK-Konjunkturberichtes im Einzelnen: [/b]Die Industrie legt eine „Verschnaufpause“ ein. Das Geschäftsklima verbessert sich von 22,7 im vierten Quartal 2011 auf 26,0 Punkte im ersten Quartal 2012, verfehlt damit aber das hohe Niveau des entsprechenden Vorjahresquartals. Die Beschäftigungspläne der Industriebetriebe entwickeln sich aktuell leicht rückläufig und fallen sogar deutlich hinter das Vorjahresniveau zurück. Dagegen ziehen die Auftragseingänge aus dem Ausland, die allgemeinen Geschäftserwartungen und die Investitionspläne etwas an. Besonders gut ist das Geschäftsklima bei den Produzenten von Vorleistungs- und Investitionsgütern, während die Konsumgüterproduzenten über rückläufige Auftragseingänge aus dem Inland klagen. Das Baugewerbe profitiert von historisch niedrigen Zinsen, Inflationssorgen und einer regen Investitionstätigkeit in der Gesamtwirtschaft. Das Geschäftsklima in der Branche erreicht mit 25,3 Punkten den höchsten im IHK-Bezirk jemals gemessenen Wert. Aufträge aus dem privaten Wirtschafts- und Wohnungsbau können das Auslaufen öffentlicher Konjunkturprogramme offenbar kompensieren, wobei das Ausbaugewerbe besser dasteht als der Tief- und Straßenbau. Die Beschäftigungs- und Investitionspläne in der Bauindustrie entwickeln sich insgesamt günstig. Das Dienstleistungsgewerbe bewegt sich in ruhigem Fahrwasser. Der Geschäftsklimaindikator steigt von 8,8 Punkten im vierten Quartal 2011 auf aktuell 23,2 Punkte an. Damit wird der Vorjahreswert von 16,4 Punkten deutlich übertroffen. Auch die Pläne für Beschäftig entwickeln sich günstiger als in der Gesamtwirtschaft. Von der insgesamt recht guten Stimmung in anderen Branchen profitieren die unternehmensbezogenen Dienstleister stärker als die personenbezogenen. Die Stimmung im Handel ist stabil. Der Konjunkturklimaindex erreicht mit 20,2 Punkten nach 8,2 Punkten im Vorquartal und 18,3 Punkten im Vorjahr einen sehr guten Wert. Die gute Stimmung wird allerdings hauptsächlich vom Großhandel getragen, während im Einzelhandel der Anteil der Unternehmen mit pessimistischen Geschäftserwartungen wächst. Verantwortlich hierfür könnten Zweifel an der Entwicklung des Konsumklimas angesichts hoher Inflationserwartungen und steigender Energiekosten, welche die Verbraucher belasten, sein. Das Verkehrsgewerbe hatte in den vergangenen beiden Quartalen einen deutlichen Stimmungseinbruch zu vermelden. Dieser Abwärtstrend ist vorerst gestoppt. Das Geschäftsklima stabilisiert sich, wenn auch mit 6,0 Punkte auf niedrigem Niveau. Die hohen Energie- und Kraftstoffpreise belasten die Stimmung im Verkehrsgewerbe ebenso wie der stockende Ausbau wichtiger Verkehrswege. Allerdings profitiert vor allem der Güterverkehr gegenwärtig von der guten Stimmung in anderen Branchen.