Konjunktur: IHK mit positiver Bilanz

von 1. Februar 2012

Die Wirtschaft im Süden Sachsen-Anhalts hat sich nach Angaben der Industrie- und Handelskammer Halle-Dessau (IHK) positiv entwickelt. Nach der Eintrübung im Herbst, sei im vierten Quartal eine Stabilisierung zu verzeichnen. Der Konjunkturklimaindex, in den die Einschätzungen der Unternehmen zu ihrer aktuellen Lage und zu ihren Geschäftserwartungen eingehen, liegt per Saldo mit 11,8 Punkten nahezu unverändert weiter deutlich im positiven Bereich. Damit zeigt sich die Wirtschaft im Süden Sachsen-Anhalts in robuster Verfassung. Allerdings klaffen Lage und Erwartungen immer weiter auseinander.

Besonders gut lief es im Baugewerbe, das vor allem vom milden Winter profitiert hat. Der Saldo aus positiven und negativen Einschätzungen steigt von 36,9 Punkten im Vorquartal auf für ein viertes Quartal bemerkenswert hohe 50,7 Punkte. Nicht so gut blicken die Unternehmer in die Zukunft. Viele Arbeiten seien lediglich vorgezogen worden. Besonders die Auftragseingänge aus dem öffentlichen Bereich seien stark rückläufig, nicht zuletzt durch das Ende des Konjunkturpaket II-Förderprogramms.

Das Geschäftsklima in der Industrie hellt sich nach einer Eintrübung im Herbst wieder auf. Der Geschäftsklimaindex für die Branche steigt von 15,4 auf 22,7 Punkte auf ein deutlich überdurchschnittliches Niveau. Zudem wollen die Industriebetriebe wieder mehr investieren. Die verbesserte Stimmung geht einher mit wieder anziehenden Auftragseingängen aus dem Ausland und entsprechend verbesserten Exporterwartungen.

Das Geschäftsklima im Dienstleistungsgewerbe bleibt weitgehend stabil. Die Beschäftigungspläne entwickeln sich eher schwach, während das Investitionsklima deutlich besser ist als in der Gesamtwirtschaft. Die personenbezogenen Dienstleister können vom guten Konsumklima profitieren. Auf höherem Niveau etwas ungünstiger entwickelt sich die Stimmung bei den unternehmensbezogenen Dienstleistern.

Uneinheitlich präsentiert sich die Stimmung im Handel. Insgesamt nützt der Branche das gute Konsumklima. Die Stimmung hellt sich auf. Die Verbesserung des Geschäftsklimas drückt sich jedoch im Wesentlichen in einer deutlich verbesserten Lage im Großhandel aus, der auch mit steigenden Verkaufspreisen rechnet. Der Einzelhandel hat hingegen unter einem sehr schlechten Geschäft mit Winterbekleidung und anderen Saisonartikeln zu leiden.

Das Verkehrsgewerbe ist die einzige Branche, in der sich die Stimmung gegen den Trend in der Gesamtwirtschaft deutlich verschlechtert. Der Geschäftsklimaindex für die Branche fällt bis in den negativen Bereich. Besonders ungünstig ist die Stimmung im Güterverkehr, allen voran Speditionen. Hier machen sich hohe Dieselpreise, Verzögerungen beim Ausbau wichtiger Land- und Wasserwege und ein allgemein steigender Kostendruck bemerkbar.

„Auch wenn das konjunkturelle Bild wegen der weiterhin guten Lage einerseits und den pessimistischen Erwartungen andererseits durchaus zwiespältig ist, werten wir das Ergebnis unter dem Strich positiv“, fasst Christof Wockenfuß, Leiter Standortpolitik der IHK, die Entwicklung zusammen. Zur Begründung: „Erstens reflektieren die Lagewerte das reale Bild in den Unternehmen; und das ist bei den meisten Antwortenden richtig gut. Fakten schlagen Spekulationen. Zweitens werden stabile Beschäftigungs- und Investitionspläne gemeldet. Zudem sind keineswegs alle Zukunftsindikatoren so negativ, wie die im Grundsatz pessimistischen Erwartungen.“ Allerdings, so Wockenfuß weiter, sei nicht zu verhehlen, dass die Kluft zwischen Lage und Erwartungen als Indiz für erhebliche konjunkturelle Risiken gesehen werden könne. Hier spiele auch die ungelöste Staatsschuldenkrise im Euroraum eine Rolle.

IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Thomas Brockmeier nimmt Grundsätzliches in den Blick und bricht eine Lanze für Marktwirtschaft und Wettbewerb: „Das verbreitete Gerede von der angeblichen Krise des Kapitalismus ist schwer erträglich. Dass nun offenbar selbst Teilnehmer des Weltwirtschaftsforums in Davos von diesem Bazillus befallen sind, macht das Ganze nur schlimmer.“ Brockmeier betonte, dass die Ursache der aktuellen Krise kein Markt-, sondern ein Staatsversagen sei – konkret: „ein Regel-, Kontroll- und Sanktionsversagen ersten Ranges“. Die Marktwirtschaft sei es, die Unternehmer dazu zwinge, von den Bedürfnissen anderer – nämlich ihrer Kunden – auszugehen. Allein dies habe bereits moralisches Gewicht. Zudem hätten die Arbeitnehmer als Kunden stets das letzte Wort. „Dies weist auf eine moralische Kategorie der Marktwirtschaft, nicht auf eine Krise!“