Krisenfestigkeit: Halle nur Mittelfeld

von 5. Januar 2011

In verschiedenen Rankings werden immer wieder die verschiedenen Städte und Regionen Deutschlands miteinander verglichen. Das Pestel-Institut hat jetzt erstmals eine bundesweite Untersuchung zur regionalen Krisenfestigkeit durchgeführt. Die Stadt Halle (Saale) landet dabei im oberen Drittel aller Kreise und kreisfreien Städte. Der Saalestadt wird eine mittlere Krisenfestigkeit bescheinigt, während der umschließende Saalekreis sehr krisenanfällig ist.

In die Studie wurden 18 Indikatoren aus den Bereichen „Soziales“, „Wohnen“, „Verkehr“, „Flächennutzung“, „Energie“ und „Wirtschaft“ einbezogen. Die Indikatoren beschreiben die Verletzbarkeit einer Region. Sie zeigen weiterhin, wie gut auch im Krisenfall die Handlungsfähigkeit einer Region oder Stadt durch Flexibilität, Ressourcenausstattung und Sozialkapital erhalten bleibt. In acht Kategorien erhielt Halle Spitzenwerte.

So gibt es in Halle im Vergleich zu anderen Regionen genügend Hausärzte je Einwohner. Auch bei der Mieterquote und den je Einwohner zur Verfügungen stehenden Quadratmetern kommt Halle gut weg. Ebenso ist Halle bei den Verkehrsflächen je Einwohner, den ÖPNV-Fahrzeugkilometern pro Einwohner und den zur Verfügung stehenden PKW im oberen Drittel zu finden. Auch der Anteil des ökologischen Landbaus an der Gesamtlandwirtschaftsfläche wird für gut befunden, wobei Halle über vergleichsweise wenig landwirtschaftliche Flächen verfügt. Das wiederum ist ein Kriterium, bei dem die Stadt dadurch nicht gut abschneidet.

Auf den hinteren Rängen landet Halle bei der Zahl der Schulabbrecher und der hohen Hartz-IV-Empfänger-Quote. Auch der hohe Schuldenstand der Kommune wird kritisch angesehen, ebenso die geringe Nutzung erneuerbarer Energien wie Biogas, Solarthermie und Windenergie. In allen drei Bereichen landet Halle weit hinten. Ebenso sieht es für Halle beim Wanderungssaldo schlecht aus, denn viele Menschen sind in den letzten Jahren weggezogen.

Bei der Zahl der direkt am Wohnort arbeitenden Einwohner liegt Halle der Studie zufolge im Mittelfeld. Die Zahl der Pendler ist hoch, viele Hallenser arbeiten die Woche über im Westen.

Insgesamt zeigt die Studie, dass nicht unbedingt internationale Wettbewerbsfähigkeit Sicherheit für die Zukunft signalisiert. Gerade in der öffentlichen Diskussion eher vernachlässigter Bereiche bieten Schutz vor den Auswirkungen von Krisen. Dezentrale Energieerzeugung, soziale Stabilität, Verfügbarkeit von land- und forstwirtschaftlichen Flächen und Arbeitsplätze vor Ort helfen bei der regionalen Abfederung weit mehr.

In einer komplexen und global vernetzten Welt können entfernt entstehende Krisen unmittelbar die Versorgung von Bevölkerung und Unternehmen bedrohen. Selbst eine globale Krise wird tatsächlich erst durch die Konsequenzen vor Ort und in der Region spürbar.

Den Kreisen und Städten kann nur empfohlen werden, sich mit möglichen Krisenszenarien wesentlich intensiver zu befassen als bisher, heißt es in der Studie.