Künftige Lehrer üben im Stiftungs-Garten

von 23. Juni 2011

Den von früher bekannten Schulgartenunterricht gibt es in dieser Form nicht mehr. Er ist stattdessen heute nur noch wahlweise Bestandteil der Schulbildung und findet im Rahmen des Sachkundeunterrichts statt. Direkt in der Praxis können die künftigen Lehrer nun in den Franckeschen Stiftungen üben. Diese einmalige Kooperation läuft seit einem Jahr.

Deshalb hat nun eine Studentengruppe des sechsten Semesters am Institut für Schulpädagogik und Grundschuldidaktik der Martin Luther-Universität am Donnerstag einen Projekttag mit Schülern der Grundschule August Hermann Francke sowie der Reformschule Maria Montessori im 1698 von August Hermann Francke gegründeten Pflanzgarten in den Franckeschen Stiftungen durchgeführt. Für die künftigen Pädagogen eine gute Übung, wie man auf kleine Kinder eingeht. Hier lernen sie Praktisches für ihren späteren Beruf kennen. Und für die Schüler ein riesiger Spaß, gab es doch viel zu entdecken.

Im Teich wurde nach dort lebenden Tierchen gesucht. Gefunden haben die Kinder dabei unter anderem einen Babymolch. Begeistert schauten sie auch zu, wie eine Libelle schlüpfte. Durchgeführt wurde auch ein Bestäubungsexperiment nach Christian Konrad Sprengel. So wurden Pflanzen so abgeschottet, dass keine Insekten herankommen konnten – mit dem Ergebnis, dass sich keine Früchte bildeten. Gebaut wurde zudem ein neues Gehege für die Kaninchen. Untersucht wurden Gespenstschrecken und Ameisen, die Funktion eines Kompostes wurde erläutert und auch wie man mit Pflanzen färben kann wurde thematisiert.

Im Pflanzgarten, der erste Schulgarten Deutschlands, geht es laut Leiterin Cornelia Jäger um die ökologisch orientierte Gartenarbeit, aber auch um umweltpädagogische Angebote. Kinder pflanzen hier selbst Gemüse an. Denn viele Kinder haben noch nie eine Kartoffelpflanze gesehen, begründen die Initiatoren das Projekt. Im März wurden die Samen ausgesät. „Und gestern konnten wir den ersten Kohlrabi ernten“, so die Leiterin.

Der Pflanzgarten als Modellgarten soll zum einen einladen, die Geschichte der historischen Schulstadt in vier thematischen Terrassengärten in der Natur zu erleben. Dazu gibt es einen nach modernsten Gesichtspunkten ausgestatteten Gewächshauskomplex mit angeschlossenem Biotop. Dieser soll ermöglichen, praxisorientierte Umweltbildungsprojekte für den Unterricht in Kindergärten und Schulen zu erproben und als Ausbilder von Multiplikatoren in der Region zu etablieren. Neu erhältlich ist die Broschüre zu Umweltbildungsprojekten in Halle und Umgebung für die Sekundarstufe.

Der Garten ist tagsüber für Besucher geöffnet.