Kultur für die Bildungsfernen

von 4. November 2009

Vor zwei Tagen hat HalleForum.de bereits darüber berichtet, dass halleschen Kindern Kulturgutscheine geschenkt werden sollen. Am Mittwoch gab Oberbürgermeisterin Dagmar Szabados weitere Details bekannt.

Demnach erhalten in den nächsten Tagen die 1635 Dritt- und die 1734 Neuntklässler in den nächsten Tagen Post von Oberbürgermeisterin. Enthalten: ein Gutschein, mit dem die Kinder eine von 14 kulturellen Einrichtungen wie Oper, Händelhaus, Franckesche Stiftungen, Neues Theater, Stadtarchiv oder Stadtmuseum kostenlos besuchen und sogar eine Begleitperson wie Oma oder Mutti mitbringen können. Ralf-Torsten Speeler von der Zentralen Kustodie der Uni Halle versprach sogar allen kleinen Gutschein-Gästen zwei Freikarten für eines der Aula-Konzerte.

Die Idee dazu hätte sie durch ihre Erfahrungen als frühere Sozialdezernentin gehabt, so Szabados. Viele Kinder gehen nur selten ins Theater, sitzen dafür den ganzen Tag vom Fernseher oder Computer. „Wir sind eine Kulturstadt, da ist das jammerschade“, bedauerte das Stadtoberhaupt. Kulturelle Bildung sei aber etwas ganz essentielles. „Wer als Kind nie im Theater war, der wird auch al Erwachsener nicht hingehen“, erklärte Szabados ihre Hoffnungen, die sie mit dem Gutschein verbindet – sie will die jungen Menschen auch für andere Freizeitmöglichkeiten begeistern. „Mir liegt am Herzen, dass junge Leute die Breite der Kultur kennenlernen.“

Und Szabados sieht noch einen Vorteil: mit der Schule trottet man oft nur mit ins Theater, hat nicht wirklich Lust. Mit den Gutscheinen könne man sich aber explizit selbst entscheiden, wann und wo man hingeht. Hürden und Berührungsängste sollen so genommen und vor allem bildungsferne Schichten angesprochen werden. „Wir wollen eine allseits gebildete Bürgerschaft.“

Alle Gutscheine sind mit Postleitzahlen markiert. Die sollen später ausgewertet werden. So will die Stadt ein umfassendes Bild bekommen, in welchen Stadtteilen die Gutscheine besonders angenommen werden. Wenn 20 Prozent aller Kinder in den problematischen Stadtteilen das Angebot wahrnehmen, sei es ein Erfolg. Es laufe allerdings nicht auf Ökulei (Ökonomisch kultureller Leistungsvergleich) hinaus.

Derzeit gilt das Angebot nur für alle 9- und 15jährigen. „Wenn es gut läuft, können wir es auch ausweiten“, so Szabados. Sollte es im ersten Jahr noch nicht laufen, lasse sie sich auch nicht entmutigen. „Im nächsten Herbst gibt es die Aktion wieder“, versprach sie.