Lage der Kinder: Schlechte Noten für Sachsen-Anhalt

von 16. Dezember 2011

(dpa) Kinder in Sachsen-Anhalt haben es einem aktuellen Unicef-Bericht zufolge vergleichsweise schlecht: Ein hoher Anteil armer Familien, viele Alleinerziehende und hohe Arbeitslosigkeit tragen dazu bei, dass das Bundesland in punkto «Kindliches Wohlbefinden» im Bundesvergleich auf dem vorletzten Platz landet.

«Die Teilhabe von Eltern am Arbeitsleben ist von zentraler Bedeutung für das Wohlbefinden von Kindern», sagt das Team um Hans Bertram (Humboldt Universität Berlin), das im Unicef-Auftrag Daten diverser Untersuchungen von der OECD bis zum Mikrozensus zusammenführte. Weder Bildungsabschluss noch hohes Einkommen der Eltern seien ausschlaggebend. Es komme vielmehr auf Rollenvorbilder für eine «glaubwürdige Lebensführung» an, hieß es.

Ausgewertet wurden Daten zu materiellem Wohlbefinden, Gesundheit, Bildung, sozialem Verhalten sowie Beziehungen zu Familie und Freunden. Berücksichtigt wurde auch, wie die Kinder selbst ihre Situation einschätzen. In Sachsen-Anhalt verteilten sie vergleichsweise durchschnittliche Noten.

Gemeinsam mit Berlin, Mecklenburg-Vorpommern und Bremen liegt Sachsen-Anhalt auch beim materiellen Wohlbefinden, bei der Bildung und – mit Ausnahme von Mecklenburg-Vorpommern – auch bei den Beziehungen zu Familie und Gleichaltrigen im unteren Drittel. So befürchten etwa nur in Bremen mehr Kinder als in Sachsen-Anhalt, in der Schule verprügelt zu werden.

«Ein politischer Ansatz, der allein auf Verbesserungen in Kindergarten und Schule setzt, greift zu kurz», betonte Bertram. Und Unicef-Vorsitzender Jürgen Heraeus fügte hinzu: «Die Bildungspolitik muss durch eine gezielte Arbeits- und Sozialpolitik ergänzt werden.»