Lehrerüberhang bis 2020 ist eine Fata Morgana

von 22. Oktober 2012

Dies sei nicht nur eines der Versprechen von Ministerpräsident Haseloff in einem Gespräch mit dem DGB und der GEW, sondern auch der aktuelle Auftrag aus der Kultusministerkonferenz an alle Bundesländer, so Lippmann. Denn der für das kommende Jahrzehnt erwartete bundesweite Lehrermangel sei einzig und allein das Ergebnis von Fehleinschätzungen und Fehlplanungen in den Bundesländern. Seit Jahren wird allerorten der reale Bedarf künstlich klein gerechnet, um trotz viel zu geringer Einnahmen die Haushalte der Länder mit Hilfe drastischer Reduzierung der Personalausgaben ausgleichen zu können. Der herbeigeredete „Lehrerüberhang bis 2020 ist eine Fata Morgana, bei der man bekanntlich in der Wüste kein Wasser findet“, sagte Lippmann. „Das was da bisher mit dem sogenannten Personalentwicklungskonzept im Finanzministerium betrieben wird, hat mit dem reale Leben nichts zu tun und ruiniert die Zukunft unsere Kinder und des ganzen Landes, wenn es umgesetzt würde“, so die Warnung der GEW gegenüber dem Ministerpräsidenten vor einigen Monaten. Dem müsse endlich Einhalt geboten werden, wenn die Arbeit der letzten Jahre und die Früchte, die diese inzwischen trägt, nicht kaputt gemacht werden solle.

In einer gemeinsamen Arbeitsgruppe unter Federführung des Kultusministeriums sollten sich deshalb die Fachpolitiker mit den Haushaltsexperten aus dem Finanzministerium und der Staatskanzlei auf die notwendige Personalausstattung in den nächsten Jahren verständigen. Auch die Kultusministerkonferenz verlangt von den Ländern inzwischen zuverlässige Planungen, um den bundesweiten Lehrkräftebedarf besser prognostizieren und dem Lehrkräftemangel entgegentreten zu können.

Offensichtlich passt dem Finanzministerium aber nicht, was in dieser Runde erarbeitet wird. Denn anders ist es nicht zu erklären, weshalb die Ergebnisse nicht abgewartet, sondern die alten Szenarien erneut gezielt in die Öffentlichkeit gebracht werden. Dass ausgerechnet Staatsekretär Geue, der gerade dabei ist, das sinkende Schiff zu verlassen, diese Provokation begeht, „ist symptomatisch für den Umgang mit dem Personalentwicklungskonzept durch das Finanzministerium. Kostensenkung um jeden Preis und dann nach mir die Sintflut. Die Zeche müssen dann andere bezahlen.“ Denn die geplante Streichung von 3.000 Stellen bedeutete einen Verlust von 20 Prozent des heutigen Lehrkräftevolumens bei gleichbleibenden Schülerzahlen. Selbst durch die Schließung kleiner Grundschulen und eine allgemeine Arbeitszeiterhöhung bei den Lehrkräften wäre dies nicht einmal ansatzweise auszugleichen. Ganz abgesehen davon, dass letztere mit der GEW nicht zu machen sein wird.

Nur durch eine Reduzierung des Unterrichtsangebotes von mindestens einer Unterrichtsstunde täglich – also von fünf Stunden in der Woche in allen Schulen und Jahrgangsstufen – wäre dies zu erreichen. In der Summe hätten künftige Schülergenerationen bis zur 10. Klasse zwei Schuljahre weniger Unterricht als heute. Lippmann sagte: „Die Bürgerinnen und Bürger wie die Wirtschaft müssen endlich laut sagen, ob sie dies wirklich tragen und diesen Preis für eine absurde Kürzungspolitik zahlen wollen.“ Von der Politik, speziell der Landesregierung, erwarte die GEW endlich klare Aussagen darüber, wohin solch massiver Bildungsabbau führen werde und wie das mit den hochgesteckten Zielen des Landes zu vereinbaren sei.