Befristete Arbeitsverhältnisse nehmen immer mehr zu, genau dies hatte kürzlich selbst die Arbeitsagentur angemerkt und bemängelt. Die IG Metall geht nun mit einer ganz besonderen Forderung in die anstehenden Tarifverhandlungen. Die Gewerkschafter wollen, dass Lehrlinge nach ihrer Ausbildung in ein unbefristetes Beschäftigungsverhältnis übernommen werden.
Doch gegen eine festgeschriebene Lösung wendet sich die Handwerkskammer Halle. Hauptgeschäftsführer Dr. Jürgen Rogahn erklärt: Im Handwerk ist es übliche Praxis, Lehrlinge für ihren Beruf zu qualifizieren, damit diese später im Ausbildungsbetrieb Aufgaben übernehmen können. Niemandem sei aber damit geholfen, eine solche Regelung zur Pflicht zu machen. Die wirtschaftliche Situation eines Betriebes kann sich während der zumeist dreijährigen Ausbildungsdauer verschlechtern und eine vorgesehene Übernahme damit zunichte machen. Zudem erfüllten sich nicht immer die in einen Lehrling gesetzten Erwartungen.
Der demografische Wandel, der sich in Sachsen-Anhalt in Form zurückgehender Schülerzahlen und in einer zunehmenden Alterung besonders deutlich zeige, habe die Ausbildung zur Sicherung des eigenen Fachkräftebedarfs auch ohne Zwang zum Prinzip gemacht. Das Handwerk bildet seine Fachkräfte der Zukunft selbst aus, fasst Dr. Rogahn die Maxime vieler Handwerksbetriebe zusammen. Das zeige eine aktuelle Umfrage der Handwerkskammer Halle unter ihren Mitgliedsbetrieben. Danach wollen 42 Prozent der befragten Handwerker einem drohenden Fachkräftemangel durch verstärkte Ausbildung begegnen. In Leiharbeit sehen dagegen nur 20 Prozent der Betriebe ein geeignetes Mittel zur Fachkräftesicherung. Etwa jede zehnte freiwerdende Stelle in den Betrieben wird durch die Übernahme von Lehrlingen abgedeckt.
In den Handwerksbetrieben des Kammerbezirks Halle werden derzeit rund 6.330 Lehrlinge in unterschiedlichsten Handwerksberufen ausgebildet.