Leipzigerin gestaltet Editha-Sarg

von 15. Januar 2010

Die in Dresden lebende und in Leipzig geborene Künstlerin Kornelia Thümmel ist die Siegerin im Wettbewerb zur Gestaltung eines Sarges für die Grablege der Königin Editha. Darauf hat sich am Freitag die vom Kuratorium der Kunststiftung des Landes Sachsen-Anhalt beauftragte Jury entschieden. Die Entwürfe von Anne Rose Bekker und Christine Matthias wurden mit dem 2. und 3. Preis im Wettbewerb ausgezeichnet.

Bei archäologischen Grabungen im Magdeburger Dom war 2008 der Sarg mit den Gebeinen der im Jahr 946 gestorbenen Königin Editha geborgen worden. Die darin befindlichen sterblichen Überreste der Gemahlin Ottos des Großen werden nach Abschluss der wissenschaftlichen Untersuchungen wieder am Fundort niedergelegt. Aus konservatorischen Gründen kann der vorgefundene Bleisarg nicht wieder verwendet werden.

Deshalb hatte die Stiftung im November vergangenen Jahres einen einstufigen, beschränkten Wettbewerb ausgelobt und Dr. Annabelle Görgen-Lammers, Kunsthistorikerin an der Hamburger Kunsthalle, Prof. Dr. Jan-Hendrik Olbertz, Kultusminister des Landes Sachsen-Anhalt und Dr. Anne Schaich, Kunsthistorikerin an der Technischen Universität Dresden als Jury berufen. Im Auftrag der Stiftung kuratierte den Wettbewerb Dr. Ines Janet Engelmann.

Anne Rose Bekker, Marc Fromm, Claudia Klinkert, Friedemann Knappe, Cathleen Meier, Christine Matthias, Jan Thomas, Kornelia Thümmel und Dagmar Varady wurden eingeladen, Vorschläge für die Gestaltung des neuen Sarges zu machen, dessen Inschrift lautet:
„Dieser Sarg enthält die sterblichen Überreste der Königin Editha, Gattin Ottos des Großen, erneut beigesetzt Anno Domini 1510, wiederentdeckt durch archäologische Ausgrabungen im Jahre 2008 und nun abermals bestattet im Jahre 2010.“

Die Jury unter dem Vorsitz von Dr. Annabelle Görgen-Lammers begründet ihre Entscheidung: „Kornelia Thümmels Entwurf stellt in Form und Materialität auf zeitgemäße Weise eine Spannung her zu dem bestehenden gotischen Sandsteinsarkophag. Gestaltet wurde ein polygonaler Sarg, der in seiner komplexen Form auf einen Bergkristall mit seiner christlichen Ikonographie anspielt. Das konservatorisch unbedenkliche Material Titan wird mit Silberfeinblech ummantelt und mit der erläuternden Inschrift versehen. Die schlichte und zugleich edle Oberflächengestaltung ist dem Sarg einer Königin angemessen. Der Entwurf überzeugte die Jury mit seiner originellen künstlerischen Idee, der konzeptionellen Schlüssigkeit und Realisierbarkeit. Er zollt der Vergangenheit Respekt, ist in zeitgenössischer Weise gestaltet und auf die Zukunft gerichtet.“

Kornelia Thümmel, 1971 in Leipzig geboren, studierte von 2001 bis 2006 an der Burg Giebichenstein Hochschule für Kunst und Design Halle Bildhauerei und war hier bis 2008 Meisterschülerin bei Prof. Bernd Göbel. 2008 hatte sie ein Arbeitsstipendium der Kunststiftung des Landes Sachsen-Anhalt. Sie lebt und arbeitet in Dresden.

Prof. Dr. Jan-Hendrik Olbertz, Kultusminister des Landes Sachsen-Anhalt und Jurymitglied sagte: „Freude und Überraschung waren groß, als die Archäologen den Sarg der Königin Editha bargen, einer Persönlichkeit, die eng mit der Historie unserer heutigen Landeshauptstadt Magdeburg verbunden ist. Das Volk ehrte und liebte sie wie eine Heilige, denn sie war eine Frau, die ihre Position an der Seite Ottos I. nicht miss- sondern gebrauchte, um Menschen in Notlagen zu helfen. Sie engagierte sich für Schwächere, etwas, was auch heute noch, über 1.000 Jahre nach ihrem Tod Not tut. Seit der letzten Umbettung der Gebeine der Königin Editha ist – wie wir aus der Inschrift des geborgenen Sarges wissen – genau ein halbes Millennium vergangen. Vielleicht werden künftige Forscher vor den Relikten unserer Zeit genau so staunend stehen wie die heutigen vor Edithas Bleisarg aus dem Jahr 1510. Ich bin sicher, dass unsere Nachfahren den nach dem heutigen Siegerentwurf entstandenen Sarg bewundern werden.“

„Es war für die Kunststiftung des Landes Sachsen-Anhalt“, so deren Direktorin Manon Bursian, „eine große Herausforderung, das 10., das 16. und das 21. Jahrhundert in einem Wettbewerb zu vereinen. Wir finden, dass die Gebeine der Königin Editha würdig bestattet werden sollen. Genau das geht nach unserer Meinung nicht ohne Kunst. Wenn der Sarg eines fernen Tages wieder freigelegt werden sollte, wird er ein Zeugnis unserer Zeit sein.“

Der Siegerentwurf wird bis Mitte April realisiert und voraussichtlich im Frühsommer des Jahres in den gotischen Sandsteinsarkophag im Magdeburger Dom eingebracht.