Linke wollen Riebeck-Türme retten

von 21. Mai 2010

In einem Monat rücken am Riebeckplatz die Abrissbagger an. Zunächst soll das nördliche Hochhaus abgerissen werden. Die Linken wollen nun mit einem Dringlichkeitsantrag im Stadtrat den Abriss doch noch verhindern. Zwei Drittel aller Stadträte müssen dafür stimmen, dass die beiden Hochhäuser noch einmal auf die Tagesordnung gehoben werden. Zwar hatte der Stadtrat im März einem Verkauf der Türme eine Abfuhr erteilt. “Doch es gibt nun neue Erkenntnisse”, sagte Linke-Stadtrat Uwe-Volkmar Köck.

Der Politiker hatte nach eigenen Angaben ein Gespräch mit Unternehmer Ulrich Marseille. “Dieser hat dabei sein Kaufinteresse erneuert. Er hält an dem Kaufangebot fest”, so Köck. Bereits seit Jahren bemüht sich der Klinikunternehmer um die beiden Hochhäuser. 950.000 Euro hatte er für den Kauf geboten. “Um diese Summe geht es sicher nicht mehr”, meint Köck und vermutet, dass Marseille wohl mehr bieten muss. Allerdings müsse Marseille für ein konkretes Angebot erst einmal alle Unterlagen sehen, wolle zudem mit eigenen Gutachtern die Bausubstanz untersuchen.

Am Freitag hat die Fraktion “Die Linke” allen übrigen Stadtratsfraktionen neue Erkenntnisse zukommen lassen: Die Hochhäuser stünden nicht zum Verkauf, hatte die HWG Marseille im November 2008 mitgeteilt, nach dem dieser ein weiteres Kaufangebot abgegeben hatte. Von weiteren Kaufangeboten solle Marseille vorerst absehen, heißt es weiter.

Bereits vor zwei Wochen hatte HalleForum.de über die weiter bestehenden Kaufabsichten Marseilles berichtet. Laut Köck wolle der Unternehmer vor allem Seniorenwohnungen einrichten. “Das wäre ein Segen für die obere Leipziger Straße.” Die Bedenken gegen Marseille könne er zwar verstehen. “Aber über das, was er in Neustadt gemacht hat, gibt es keine Klagen. Wenn es darum geht, das Ensemble zu erhalten, muss man sich mit dem Teufel verbünden und aufpassen, dass er uns nicht mit in die Hölle zieht”, meinte Köck. Dieter Schika vom Stadtvorstand der Linken ergänzte, es gebe auch Möglichkeiten, Marseille auf seine Versprechen hin festzunageln, zum Beispiel durch sogenannte Erfüllungsbürgschaften.

Bis Mittwoch haben die Linken noch Zeit, Überzeugungsarbeit bei anderen Fraktionen zu leisten. “Der Stadtrat muss entscheiden, ob er das Ensemble erhalten will”, so Hendrik Lange, ebenfalls Stadtrat für die Linken. Er hofft, dass das mit den vorgelegten Daten gelingt. Immerhin werden mindestens die MitBürger folgen. Alle anderen Fraktionen werden am kommenden Dienstag in ihren Fraktionssitzungen über die neuen Erkenntnisse reden. Geht der Linken-Antrag dann durch, sollen der Abriss aufgeschoben und entsprechende Verkaufsverhandlungen geführt werden. Scheitern diese, soll es erst zum Abriss kommen. In dem Falle wäre auch die für den 25. Juni geplante Abrissparty, die Köck als “pervers” bezeichnete, gescheitert.

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