Mahnendes Gedenken zum Volkstrauertag in Halle

von 13. November 2011

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Mit einer Gedenkfeier in der Kapelle des Gertraudenfriedhofs haben die Stadt Halle (Saale) und der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge am Sonntagmittag an die Opfer von Krieg, Zerstörung und Vertreibung erinnert.

„Es ist ein Tag des Innenhaltens, der Einkehr und des Mitfühlens“, sagte der hallesche VDK-Kreisvorsitzende Bernhard Bönisch. Dabei erinnerte er an den Pfarrer Carl Lampert, der vor genau 67 Jahren, am 13. November 1944, im Roten Ochsen von den Nazis ermordet wurde. „Er wurde hingerichtet, weil er zu seinen Idealen stand.“ Dies sei ein Beispiel, wie menschenverachtend das nationalsozialistische Regime agiert habe. „Aber die unsägliche Ideologie lebt auch heute in manchen Menschen fort“, mahnte Bönisch. Deshalb wolle man heute auch in besonderer Weise der Opfer des rechtsextremen Terrors gedenken.

Gedenkworte für die Stadt hielt Finanzdezernent Egbert Geier. „Wir erinnern uns des millionenfachen Todes“, sagte er. Erinnerung sei eine moralische Verpflichtung gegenüber den Toten der Vergangenheit und gegenüber zukünftiger Generationen. „Offensichtlich hat die Menschheit aber keine Lehren aus den beiden Weltkriegen gezogen“, sagte Geier. Seit 1945 habe es mehr als 150 Kriege und kriegerische Auseinandersetzungen gegeben. „Gewalt ist aber keine Lösung. Gewalt und Gegengewalt lösen eine Spirale der Eskalation aus.“ Deshalb sei es wichtig, für Toleranz und Mitmenschlichkeit zu werben und eine Alternative aufzuzeigen, damit das Denken in militärischen Dimensionen überwunden werden kann.

Von Landesseite war Sozialminister Norbert Bischof nach Halle gekommen. Er erinnerte an persönliche Erlebnisse, die auch ihn mit den Schrecken des Krieges in Kontakt brachten. So habe er als Kind in einem Wald im Mansfelder Land ein Holzkreuz mit einem verrosteten und zerschossenen alten Stahlhelm entdeckt. Er berichtete von Zeltlagern in Fürstenberg und den Besuchen der in unmittelbarer Nähe gelegenen KZ-Gedenkstätte Ravensbrück. Bei der Begleitung eines Hilfstransports nach Russland in den 1990ern habe er im Wald viele zerstörte und überwucherte alte Siedlungen gesehen, die von deutschen Soldaten geplündert und niedergebrannt wurden. Aus all diesen Ereignissen gelte es Schlussfolgerungen für die Zukunft zu ziehen.

Der Volkstrauertag wurde 1922 erstmalig begangen und mahnt zu Versöhnung, Verständigung und Frieden und erinnert heute an die Toten, insbesondere an die Opfer der beiden Weltkriege mit den Verbrechen des Nationalsozialismus und der stalinistischen Diktatur. Die Nazis machten aus dem kollektiven Trauertag einen Staatsfeiertag und benannten ihn in "Heldengedenktag" um. Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge hat den Gedenktag nach Gründung der Bundesrepublik im Jahre 1950 wiederbelebt und wird seitdem am Sonntag zwei Wochen vor dem ersten Advent begangen.