Markt: Hallenser wollen mehr Grün und keinen Händelzaun

von 1. März 2011

Wie soll der Marktplatz in Halle (Saale) künftig aussehen? Die Stadtverwaltung hat am Dienstagabend den Hallensern Entwürfe für eine Umzäunung des Händeldenkmals sowie eine Nachbildung der “Halleschen Störung” mit begrünten Sitzwürfeln und Kübelbäumen vorgestellt.

Doch im Rahmen des Bürgerforums wurde deutlich, dass die Hallenser die Umzäunung des Händeldenkmals mit großer Mehrheit ablehnen. Zu kühl und zu nüchtern wirke die Umzäunung, wie ein Bauzaun, waren die Meinungen. "Die Umzäunung erinnert mich an ein Grabmal", drückte Erwin Schuster seine Meinung ganz offen aus. Der Zaun gebe das Gefühl, "dass man nicht ran darf." Stattdessen könne er sich mit einem Rasen um das Denkmal durchaus anfreunden. Für die Beleuchtung des Denkmals, aber gegen einen Zaun sprach sich Udo Rheinländer aus. Für seine Feststellung "Das sieht ja aus wie ein Bauzaun" erntete er kräftigen Applaus aus dem Publikum. Gegen den "Metall-Koloss" sprach sich Ingrid Lorenz aus, wertete das Vorhaben als Geldverschwendung. Ohnehin sei es unverständlich, auf dem Markt fünf Jahre nach Fertigstellung wieder bauen zu wollen. Hans-Jürgen Knorr sprach sich gegen einen Zaun, stattdessen für eine Begrünung des Denkmals aus. Durchaus anfreunden mit einer Umfriedung konnte sich Günther Kaucius, er regte aber statt der modernen geplanten Variante Zäune vor, sich an den Gittern am Stadthaus zu orientieren. „Das würde harmonisieren.“ Einen neuen Basissockel könnte man dem Händel gönnen, meinte Dr. Müller, der Porphyr als „Farbtupfer“ vorschlug. „Zu kalt, zu geradlinig“, bezeichnete Schausteller Werner Meyer den Entwurf, die Beleuchtung des Denkmals finde er hingegen gut. „Zu schlicht“, befand auch Markthändler Jürgen Busse. Er sprach sich für eine Umzäunung aus, auf der man nicht mit der Bierflasche sitzen kann.

Zufriedener zeigten sich die Besucher dann schon mit der vorgesehenen “Begrünten Verwerfung”, hier hielten sich Für- und Gegensprecher in etwa die Waage. So wurde bemängelt, dass die tatsächliche Verwerfung an einer anderen Stelle entlang läuft. Wiederum andere Diskutanten befanden das Grün als zu mickrig, es werde auf dem Marktplatz kaum wirken. Ohnehin hatten etliche Besucher den Wunsch, den Markt nicht nur temporär, sondern dauerhaft zu begrünen, mit großen und Schatten spendenden Bäumen. Das lehnte Oberbürgermeisterin Szabados jedoch ab. Den Marktplatz aufzureißen, könnte zum einen eine Fördermittelrückzahlung bewirken. Daneben seien viele Leitungen unter dem Markt verlegt, so dass es auch technische Schwierigkeiten gebe, hier größere Bäume zu pflanzen. Außerdem könnte man bei größeren Veranstaltungen dann nicht mehr flexibel reagieren. Hans-Joachim Kenneder nannte es „Quatsch“, die Verwerfung als grüne Elemente darstellen zu wollen. Zum einen sei nicht der eigentliche Störungsverlauf ausgewählt worden, zum anderen verstünden Besucher gar nicht was die Hocker überhaupt sollen.

Vehement gegen beide Pläne sprach Christian Feigl vom Arbeitskreis Innenstadt aus. Die Darstellung der Marktstörung würde an einer Stelle stattfinden, wo sie in der Realität gar nicht ist. Er sei schon für die historische Wahrheit. Und Besucher der Stadt wollen dem Sohn der Stadt nah sein, ein Grund sich gegen einen Zaun auszusprechen. „Ich bin in Halle so aufgewachsen, dass man sich am Händel trifft.“ Daniela Kruschel wohnt noch nicht lange in Halle. Ihr erster Eindruck vom Markt: grau und trostlos. Zudem fehle Schatten.

Szabados machte im Rahmen der Diskussion deutlich, dass man nun die Pläne noch einmal überarbeite und es ein zweites Bürgerforum zum Thema geben solle. Definitiv werde es in diesem Jahr keinen Rasen auf dem Markt geben. Aufgreifen will sie die Idee, die Sitzmöbel für die Verwerfung aus rotem Löbejüner Porphyr zu formen. Wie sie auf Nachfrage sagte, sei für die Realisierung ein Arbeitsmarktprojekt mit Ein-Euro-Jobbern möglich. Nicht aus dem Haushalt realisieren könne man die "Ehrende Distanz" für das Händel-Denkmal, also die Umzäunung. Diese soll 80.000 bis 100.000 Euro kosten und soll durch Spenden finanziert werden.

Marktumgestaltung – was ist geplant?
Das 1859 aufgestellte Händeldenkmal soll hinter einem kleinen Edelstahlzaun verschwinden und außerdem von vier Leuchten ins rechte Licht gesetzt werden. Architekt Uwe Graul und Bildhauer Prof. Bernd Göbel haben den Entwurf gemacht. In all den Jahren seiner Existenz hatte das Händeldenkmal immer wieder Umzäunungen. Die erste Absperrung wurde schon ein Jahr nach der Einweihung installiert, nachdem es am 5. Oktober 1860 zu Vandalismus kam. Offenbar schon damals ein Problem in Halle. Im Juni 1926 wurde der Zaun wieder abgebaut, weil im Zuge der Motorisierung auch Straßen über den Markt gingen. Mit der Umzäunung will die Stadt auch einen Mangel beheben. Denn der Marktplatz ist abschüssig. So entstand am Händel-Postament ein Höhenunterschied von 24 Zentimetern. Dies führte dazu, dass im vorderen Bereich die Unterfütterung der untersten Stufe sichtbar ist. „Das sieht aus wie Baupfusch“, meinte OB Szabados. Zwei Vierkantprofile sind vorgesehen, als Material soll kugelgestrahlter, mattierter Edelstahl zum Einsatz kommen. An den Eckpfeilern soll es kleine, weitestgehend ei- bis kugelförmige, bronzene Abschlüsse geben. Sie sollen Fragmentierungen zu Musik-Motiven zeigen. Ein Teilsegment des Zauns soll man öffnen können, um zum Beispiel den Zugang zum Denkmal zu ermöglichen um beispielsweise Blumenschmuck abzulegen.

An mehreren Stellen sind kleine Grün- und Begegnungsflächen vorgesehen, um die Marktplatzverwerfung darzustellen. „Wir wollen so eine hallesche Spezialität sichtbar machen“, sagte Simone Trettin von Stadtplanungsamt. Aufgestellt werden sollen verschieden große (45 bis 80 Zentimeter) Formsteine, die als Sitzmöglichkeiten dienen sollen. Dazu werden Kübelbäume aufgestellt, Felsenbirnen sollen hier blühen.