Markt soll Wohlfühloase werden

von 7. Januar 2011

Heftig diskutiert wurde immer wieder über die Gestaltung des Marktplatzes. Auf bestimmte Elemente wurde aus Kostengründen verzichtet. Doch nun soll auf vielfachen Wunsch doch was passieren. Geplant sind eine „Ehrende Distanz“ für das Händel-Denkmal und „Die grüne Marktplatzverwerfung“.

Als Folge der Markt-Umgestaltung 2005 entstand eine stark fallende Platzfläche. Sie hatte auch zur Folge, dass zwischen den Außengrenzen, der das Händel-Postament umfassenden Stufen, ein Höhensprung von 24 Zentimetern entstand. Dies führte dazu, dass im vorderen Bereich die Unterfütterung der untersten Stufe sichtbar ist – ein baulich unverzeihlicher Mangel. Mit dem Vorschlag von Architekt Uwe Graul und Bildhauer Prof. Bernd Göbel ließe sich auch dieser Fehler korrigieren. Seit über einem Jahr befassen sich Graul und Göbel mit einer möglichen Umfriedung des Denkmals, das seit seiner Existenz 1859 verschiedene barockisierende bzw. gründerzeitliche Umfassungen aus Eisenguss erlebte. Im Mittelpunkt ihrer Ideen: eine neue Umfassung – „Ehrende Distanz“ genannt. Um eine Abstandszone zu schaffen, die gleichzeitig auf die durch die Umgestaltung des Marktes 2005 entstandene undifferenzierte Platzebene der Denkmalarchitektur reagiert und ihr eine deutlichere Präsenz verleiht, soll das Denkmal eine einfache, der Gegenwart entsprechende Abgrenzung erhalten.

Bestehend aus einem kugelgestrahlten, mattierten Edelstahl-Vierkantprofil sollen die vier Hauptpfeiler, die die Ecken der neuen Antrittsfläche markieren, durch ein schwächeres Vierkantprofil verbunden werden. Die Eckpfeiler der so entstandenen Abgrenzung erhielten kleine, weitestgehend ei- bis kugelförmige, bronzene Abschlüsse, die in assoziativer Weise Fragmentierungen zu Musik-Motiven zeigen, ohne eine reale Situation zu bebildern, so Graul und Göbel. Ein horizontales Teilsegment wird zu öffnen sein, um an bestimmten Tagen Zugang zum Denkmal zu ermöglichen und Blumenschmuck abzulegen. Mit der Einfassung entsteht eine übersteigbare, aber deutlich markierte Grenze, auf der man kurzzeitig auch sitzen kann. Zum längeren Aufenthalt lädt sie aber nicht unbedingt ein. Der oben erwähnte Stufen-Defekt soll durch einen ein Meter breiten, allseitig gleichen Antritt als Grenze der Denkmalarchitektur abgedeckt werden. Damit reduziert sich die Höhe der bisherigen unteren Stufe auf ihr altes, allseits gleiches Höhenmaß. Die Antrittsfläche wird vom gleichen Granit sein, wie der jetzt vorhandene Stufenbau. Eine Beleuchtung soll das Denkmal auch in den Abend- und Nachtstunden erlebbar machen.

„Keine Beschädigung der vorhandenen Platzfläche in ihrer Dimension, ein Alleinstellungsmerkmal für den halleschen Markt und die räumliche Wirkung bilden die Kriterien, auf deren Grundlage wir nach einer Grüngestaltung für den Marktplatz sucht“, sagte OB Dagmar Szabados. Halle verdankt seine Entstehung und Blüte einer nicht sichtbaren, geologischen Besonderheit direkt unterhalb des Marktplatzes – der halleschen Marktplatzverwerfung, die zum Austritt von Solequellen führte.

Seit der Neugestaltung des Platzes kann die tektonische Verwerfung im Untergrund durch ein Geoskop betrachtet werden. Die „Goldsole“ erinnert in Form eines Wasserspiels an die historischen Salzquellen. Beide Objekte sind punktuelle Elemente mit nur geringer räumlicher Wirkung. Die Dimension der quer über den Markt, von der Leipziger Straße zur Marienkirche, verlaufenden Fuge wird nicht begreifbar. So entstand die Idee, die Verwerfungslinie an die Oberfläche zu holen und als grüne Fuge sichtbar zu machen. Das könnte durch den Einsatz von speziellen Formsteinen (in variierender Höhe 45 bis 80 cm) geschehen, die in vor- und zurückspringenden Linien auf der vorhandenen Platzfläche eine dritte Dimension entstehen lassen, die ein Aufbrechen der Marktoberfläche inszenieren soll. Ausrichtung, Material und Format der Formsteine werden an den vorhandenen Plattenbelag angeglichen. Dadurch entstünde ein harmonischer Gesamteindruck. Die Formen werden mit Vlies, Drainage- und Substratschicht gefüllt und können mit einer Mischung aus Gräsern, Stauden, Großsträuchern und kleinen Bäumen als Schattenspender bepflanzt werden. Es könnten zusätzliche Bänke integriert werden. Das Sitzen auf den Formsteinen wäre möglich. Insgesamt würde durch den Bezug zu einer halleschen Besonderheit die Identität des Stadtbildes gestärkt und der Wunsch nach mehr Begrünung und Aufenthaltsqualität auf dem Markt erfüllt.