Marode Brücken: Halle braucht mehr als 20 Mio Euro

von 18. August 2010

Die Brücke an der Paracelsusstraße, die Peißnitzbrücke – gleich zwei marode Überführungen beschäftigen derzeit die Planer der Stadtverwaltung. Doch entspannt ist Baudezernent Thomas Pohlack. „Das ist nichts Neues, keine Sensation die hier passiert“, sagte Pohlack in einer eilig einberufenen Pressekonferenz. Nach einer bestimmten Standzeit gehe die Bewehrung kaputt, das sei ganz normal.

Problem machen vor allem Brückenbauwerke aus der DDR, die bis 1968 gebaut worden. Damals sei Stahl mit wenig Kohlenstoff verwendet worden. Dieser sei extrem brüchig. Und genau das mache sich nun beim sogenannten „Bauwerk 28“ – der Brücke Carl-Robert-Straße / Paracelsusstraße bemerkbar. „Es ist aber nicht so, dass die Brücke von heute auf morgen einstürzt“, machte Frank Gunkel vom Tiefbauamt deutlich.

Und wann wird nun saniert? Laut Pohlack im nächsten Jahr. „Diese Brücke hat nächstes Jahr Priorität“, sagte er und wird nun Beschlüsse für den Stadtrat vorbereiten, der die Ausgabe genehmigen muss. Rund eine Million Euro soll die Sanierung kosten. Die genauen Kosten sind noch unklar, weil erst jetzt mit den Planungen begonnen wird. Warum so spät, bleibt unklar. Denn wie Frank Gunkel sagte, stehe die Brücke seit zwei Jahren schon in Verdacht, dass hier Probleme drohen.
Einen kompletten Brückenneubau soll es aber nicht geben. Die Widerlager wolle man erhalten. Lediglich die beiden Brückenplatten würden ausgetauscht. Wahrscheinlich werden die Bauarbeiten zwei Jahre in Anspruch nehmen. Bereits jetzt geht es in beiden Richtungen nur noch einspurig voran. Nach Angaben von Frank Gunkel sei das aber nicht auf die Standfestigkeit der Brücke zurückzuführen. Demnach habe man lediglich eine Verengung der Fahrstreifen vorgeschlagen. In Abstimmung mit den Verkehrssicherheitsbehörden sei es dann doch zur Sperrung gekommen, habe allerdings verkehrsorganisatorische Gründe, hieß es. Ab Januar 2011 dürfen dann 16 Tonner nicht mehr die Trasse zwischen Zoo und Dessauer Platz nutzen. Der Schwerlastverkehr soll stattdessen über die Trothaer- und die Wolfensteinstraße umgeleitet werden. Laut Gunkel sind beide Straßen dieser Belastung gewachsen. Die Sanierung selbst soll dann ohne Vollsperrung vonstatten gehen. Der Verkehr wird je nach Baustand wechselseitig über die Ost- beziehungsweise Westfahrbahn geleitet. Weil der Schwerlastverkehr herausgenommen wird, könne man eine Spur je Richtung gewährleisten.

20 Millionen Euro nötig
Rund 30 der 130 halleschen Brücken und Tunnel seien in ähnlicher Bauweise errichtet worden. Auf die Fußgängertunnel an den S-Bahnhöhen Silberhöhe (unter der Freyburger Straße) und Neustadt (Albert-Einstein-Straße) treffe dies beispielsweise zu. Auch am Dessauer Platz muss gewerkelt werden. Eine „gigantische Aufgabe“ sei es, alle Brücken instand zu setzen. „Dabei sind wir weiterhin auf große Förderbeträge angewiesen.“ Pohlack rechnet mit einer notwendigen Summe von „über 20 Millionen Euro.“ Allein für die Kappenerneuerung der Hochstraße braucht die Stadt fast 7 Millionen Euro. Pohlack will nun noch einmal ein neues und umfangreiches Brückensanierungskonzept erstellen lassen.