Medizinische Fakultät der Uni Halle bekommt Lernzentrum

von 17. Oktober 2011

Nach und nach ziehen immer mehr Einrichtungen des Universitätsklinikums Halle (Saale) weg von der Magdeburger Straße hin nach Kröllwitz. Doch aufgegeben wird der Standort nicht. Hier entsteht unter anderem das „Dorothea Erxleben Lernzentrum Halle“ der Medizinischen Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, das am kommenden Mittwoch eröffnet wird.

Darin werden künftig das SkillsLab (Praktisches Trainingszentrum für medizinisch-praktische Fertigkeiten), das Simulationszentrum (Simulation von zeitkritischen dynamischen Abläufen in der Akut- und Notfallmedizin), die Bibliothek und der PC-Pool vereint sein. Zusätzlich ist geplant, auf dem Campus Magdeburger Straße eine Mensa zur Versorgung der Studierenden und Mitarbeiter sowie einen interdisziplinären Mikroskopiersaal einzurichten. „Wir schaffen durch die örtliche Bündelung verschiedener Funktionen hervorragende Bedingungen für unsere mehr als 2000 Studierenden“, sagt Professor Dr. Dieter Körholz, Studiendekan der Medizinischen Fakultät. „Wir können uns damit mit den besten Medizinischen Fakultäten in Deutschland messen lassen.“ In den Aufbau des Lernzentrums sind etwa 400.000 Euro investiert worden. Das Lernzentrum nutzt vor allem das Gebäude Magdeburger Straße 12 der ehemaligen HNO-Klinik.

Gewidmet ist das Lernzentrum Dorothea Christiane Erxleben (1715-1762), die als erste deutsche Ärztin promoviert hat. Per Sondererlass von Friedrich dem Großen konnte sie 1754 an der Universität Halle ihre Promotion einreichen und das Promotionsexamen mit großem Erfolg ablegen. „Mit dem Erxleben-Lernzentrum verbessern wir die praktischen Ausbildungsmöglichkeiten für die Studierenden deutlich“, erklärt Dekan Professor Dr. Michael Gekle. Die Fakultät erhoffe sich dadurch auch deutlich bessere Studien- und Prüfungsergebnisse.

Wesentlicher Bestandteil des Lernzentrums ist das SkillsLab. Skills-Labs sind speziell ausgestattete Trainingsräume (“labs“) für das standardisierte Erlernen von praktischen manuellen und auch nicht-manuellen patientennahen Fertigkeiten („skills“). Es werden spezifische didaktische Konzepte des klinisch-praktischen Kleingruppenunterrichts unter simulierten Bedingungen angewendet. Im Kleingruppenunterricht werden ärztliche Fähigkeiten und Fertigkeiten unter Anleitung vermittelt, die dann aber auch allein oder mit Kommilitonen „geübt“ werden können, bevor diese am Patienten zur Anwendung kommen.

Ärztliche Fähigkeiten und Fertigkeiten zu erlernen bedarf einiger Übung, wie beispielsweise eine körperliche Untersuchung, die Anfertigung und Befundung eines EKG, die Anlage einer Venenverweilkanüle oder die Naht einer Hautwunde. Dies und noch viel mehr muss erlernt werden, um die notwendigen praktischen Basisfertigkeiten zur Arbeit mit dem Patienten zu schaffen. Es gilt den Patienten vor "Anfängerfehlern" zu bewahren und die Nervosität der Studierenden vor der ersten Durchführung einer klinisch-praktischen Fertigkeit an einem Patienten abzubauen. Hier haben Studierende in Kleingruppen (nur vier Teilnehmer) die Möglichkeit, relevante klinisch-praktische Fertigkeiten und Eingriffe untereinander, an standardisierten Patienten (Schauspielern) oder an Modellen und Simulatoren selbst durchzuführen und auch zu trainieren. Dabei werden sie strukturiert und standardisiert von ärztlichen, pflegerischen und psychologischen Mitarbeitern und speziell dafür ausgebildeten Tutoren geschult.

Studierende können probieren, experimentieren, korrigieren, analysieren, kritisieren. „Sie lernen im „geschützten“ Raum aber mit einer offenen Lernatmosphäre, in der man aus Fehlern lernen darf“, erklärt Dr. Andreas Fichtner, der das SkillsLab leitet. Der Skills-Lab Unterricht wurde erstmals fakultativ als Lehrform in Halle im WS 2010/11 aufgenommen und ab Oktober 2011 bereits teilweise in das Pflichtcurriculum integriert. Die Besonderheit des Hallenser Skillslab ist der von vornherein interdisziplinäre und interprofessionelle Aufbau und die Integration in ein Gesamtkonzept mit weiteren Lern- und Lehreinrichtungen für patientennahe praktische Kompetenzen unter einem Dach. Im halleschen SkillsLab werden ab Oktober 14 verschiedene Trainingsstationen angeboten, in zwei weiteren Ausbauschritten kommt ein weiteres Dutzend hinzu.

In das Erxleben-Lernzentrum wird in einem weiteren Bauabschnitt das anästhesiologisch geleitete interdisziplinäre Simulationszentrum integriert. Darin können Notfallszenarien praxisnah geübt werden. Das Dorothea Erxleben Lernzentrum dient neben der studentischen Ausbildung auch als Trainingszentrum und Fortbildungszentrum für Ärzte und weitere medizinische Fachberufe.

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