Mehr Unfälle, weniger Tote

von 16. Februar 2011

Auf Sachsen-Anhalts Straßen sind im vergangenen Jahr so wenig Menschen gestorben wie noch nie seit Beginn der Unfallbilanz. 157 Menschen verloren im letzten Jahr ihr Leben. Ein Jahr zuvor waren es 164, im Jahr 2000 sogar noch 344. Darüber informierte Innenminister Holger Hövelmann (SPD) am Mittwoch.

Allerdings ging die Zahl der Unfälle deutlich nach oben. Insgesamt waren im vergangenen Jahr 83.828 Verkehrsunfälle registriert worden, 3.851 mehr als noch im Jahr zuvor. Dieser Anstieg geht nahezu ausschließlich auf die extremen winterlichen Straßenbedingungen in den Monaten Januar, Februar und Dezember zurück. Auf die drei Wintermonate allein entfällt ein Anstieg um 3.982 Unfälle.

Die Anzahl der Schwerverletzten sank um 159 auf 2.105 Verunglückte. Die Anzahl der Leichtverletzten sank ebenfalls, hier betrug der Rückgang 804 Personen auf 8.294.

In der Rangliste der Hauptunfallursachen insgesamt stellt das „Wenden/ Rückwärtsfahren“ (Vielzahl von Parkplatzunfällen) nach wie vor die Hauptunfallursache Nr. 1 dar, gefolgt von „zu geringem Abstand“ und „Wildunfällen“. Bei den Verkehrsunfällen mit schwerem Personenschaden stehen als Hauptunfallursachen allerdings wie in den Vorjahren die überhöhte oder nicht angepasste Geschwindigkeit mit fast 30 Prozent, Vorfahrtsverletzungen mit knapp 15 Prozent und Alkohol mit ca. neun Prozent im Vordergrund.

Gut zwei Drittel aller Unfälle (68,1 Prozent) ereigneten sich innerhalb geschlossener Ortschaften, 25,7 Prozent auf Straßen außerhalb geschlossener Ortschaften. Unfälle auf Bundesautobahnen haben einen Anteil von 6,2 Prozent am Gesamtunfallgeschehen.

Angestiegen (24,4 Prozent) ist auch das Unfallgeschehen auf den Autobahnen. Waren im Jahr 2009 noch 4.199 Unfälle erfasst worden, sind für das Jahr 2010 5.224 Unfälle registriert worden. Entgegen den rückläufigen Gesamtzahlen bei den Schwerverletzen und Leichtverletzen sind auf den Autobahnkilometern im Land mehr Personen als im Jahr 2009 verletzt worden. So wurden im vergangenen Jahr 196 Schwerverletzte (2009: 167) und 609 Leichtverletzte (2009: 535) registriert.
Die Anzahl der Getöteten ging hingegen von 25 auf 16 Personen zurück.
Zugenommen haben auch die Unfälle mit Beteiligung von LKW. Waren 2009 noch 1.587 Unfälle registriert worden, so wurde im vergangenen Jahr ein Anstieg auf 2.213 Unfälle (+39,4 Prozent) festgestellt. Insgesamt waren im vergangenen Jahr 2.827 LKW an Unfällen auf Autobahnen beteiligt. In 53 Fällen fuhren LKW auf Stauenden auf. In 47 dieser Fälle hatte der auffahrende LKW ein osteuropäisches Kennzeichen.

Mit 2.816 polizeilich erfassten Verkehrsunfällen (2010) ist gegenüber 3.328 Unfällen (2009) ein rückläufiger Trend um -15,4 Prozent festzustellen. Vor dem Hintergrund einer hier nach wie vor angenommenen hohen Dunkelziffer und der strategischen Fokussierung der Verkehrsüberwachung auf die Verhinderung schwerer Verkehrsunfälle wird die Zielgruppe der Fahrradfahrer insbesondere in den städtischen Ballungsgebieten weiter einen Schwerpunkt der polizeilichen Verkehrsüberwachung darstellen.

11.919 Mal kam es im Jahr 2010 zu Unfällen mit Wild (2009: 12.164). Der Anteil der Wildunfälle am Gesamtunfallgeschehen betrug somit 14,2 Prozent, ein Prozentpunkt weniger als im Jahr zuvor.

Im vergangenen Jahr zog die Polizei 4.189 Alkoholsünder aus dem Verkehr. 729 Mal konnten die Beamten dem Fahrzeugführer den Einfluss von Drogen nachweisen. Durch die Polizei wurden weiterhin 336.370 Geschwindigkeitsdelikte sowie 1.240 Abstandsverstöße festgestellt und geahndet. Insgesamt sind im Rahmen der Verkehrsüberwachung über 40.000 Fahrzeuge des gewerblichen Personen- und Güterverkehrs kontrolliert wurden. Etwa bei der Hälfte aller Kontrollen gab es Beanstandungen.

„Gerade für tödliche Unfälle gilt natürlich: Jeder Unfall ist einer zuviel. Umso wichtiger ist es, wenn die Bilanz ausweist, dass die Zahlen der schweren Unfälle insgesamt zurückgehen. Das können wir heute für Sachsen-Anhalt feststellen, und soweit bisher bekannt, liegen wir damit im bundesweiten Trend“, so Hövelmann.

„Es ist beruhigend, dass trotz einer Zunahme der Verkehrsunfälle um nicht ganz fünf Prozent die Anzahl der Getöteten und die der Schwerverletzten zurückgegangen ist“, kommentierte der stellvertretende Vorsitzende der CDU-Landtagsfraktion Holger Stahlknecht die Verkehrsunfallstatistik. „Besonders ist die gefährdete Gruppe der 18– bis 24-Jährigen hervorzuheben, die stark überdurchschnittlich zur Gruppe von Verkehrstoten und Schwerverletzten gehört. Hier hat es deutliche Rückgänge gegeben. Um diese Gruppe junger Fahrer und Fahranfänger muss sich die Verkehrspolizei weiterhin verstärkt kümmern, da in dieser Altersgruppe Verkehrsunfälle die Haupttodesursache darstellen. Positiv dürften sich für diese Altersgruppe der Führerschein mit 17 und das begleitete Fahren auswirken.“ Stahlknecht lobte die verkehrspolizeiliche Arbeit in Sachsen-Anhalt. „Unsere Verkehrspolizisten sind hochprofessionell und arbeiten mit sehr großem Engagement.“ Der innenpolitische Sprecher der CDU-Landtagsfraktion Jens Kolze zeigte sich besorgt über die Zunahme der Verkehrsunfälle auf den Bundesautobahnen. „Hauptursächlich dafür sind Lkw-Unfälle, in sehr vielen Fällen unter Beteiligung von Angehörigen ausländischer Speditionen. Hier muss die verkehrspolizeiliche Überwachung auf hohem Niveau erhalten bleiben“, so Kolze.