Messie-Krisenintervention

von 30. Januar 2013

Das Angebot „Wohnsozialisierungshilfe“ (WoSoHi) im PARITÄTISCHEN Sozialwerk Behindertenhilfe bietet seit 1994 professionelle Unterstützung für obdachlose und in Wohnungsnot geratene Menschen. Mit einem neuen Konzept – „Messie-Coaching“ – widmen sich WoSoHi-Leiterin Karin Lucas und ihr Team einem immer häufiger auftretenden Problem – dem Messie-Syndrom. Der Begriff (engl: mess = Unordnung) bezeichnet schwerwiegende Defizite in der Fähigkeit, die eigene Wohnung ordentlich zu halten und die Alltagsaufgaben zu organisieren. Umgangssprachlich werden Personen mit diesem Syndrom kurz Messies genannt.
„Unsere Fachkräfte wissen, dass psychische Störungen die Ursache für Vermüllung in der Wohnung bei Messies sind“, erklärt Birgit Reinhardt, Geschäftsbereichsleiterin des Sozialwerkes Behindertenhilfe. „Deshalb ist es so wichtig, dass wir ein Konzept für genau diese Krisenintervention entwickelt haben, mit dem wir den Menschen helfen können.“
Messies schämen sich für ihr Chaos und finden ohne fremde und einfühlsame Unterstützung keinen Ausweg. Nachbarn von Messies sind in erster Linie die Leidtragenden: Sie werden durch Gerüche und Vermüllung belästigt – das birgt Ärger und landet früher oder später auf dem Tisch des Vermieters. Dieser wiederum ist daran interessiert, dass das Zusammenleben nicht gestört wird, die überlassene Wohnung in gutem Zustand bleibt und eventuelle Reparaturarbeiten auch ausgeführt werden können. Gute Gründe für die GWG Gesellschaft für Wohn- und Gewerbeimmobilien Halle-Neustadt, das Messie-Konzept zu unterstützen und mit der WoSoHi eine Kooperationsvereinbarung zu schließen.
Mit der vertraglichen Unterzeichnung wurde die konkrete Zusammenarbeit im Jahr 2013 besiegelt. Die Sozialarbeiter der GWG werden „schwere Einzelfälle“ (Mieter der GWG) an die WoSoHi vermitteln, damit eine auf Messies ausgerichtete Krisenintervention professionell erfolgen kann. „Das ist eine völlig neue Form der Kooperation zwischen Wohnungswirtschaft und Sozialunternehmen. Das Problem der Messies wurde von der GWG erkannt und wird ernst genommen“, bedankt sich Birgit Reinhardt für das entgegengebrachte Vertrauen und das soziale Engagement. Die GWG sei das erste Unternehmen, das mutig genug ist, sich auf diesen Weg zu machen, so Reinhardt weiter. „Wir freuen uns über das Know-How der Fachkräfte, das wir nutzen können und hoffen, dass es gelingt, die Betroffenen zum Umdenken zu bewegen“, so Daniela Landgraf, GWG-Bereichsleiterin. Für die GWG stehe klar Nachhaltigkeit im Vordergrund, um kostenintensive Entrümpelungen, im schlimmsten Fall sogar Zwangsräumungen, zu vermeiden, sagte Landgraf.
Das WoSoHi-Team erhofft sich durch die Kooperation den Aufbau eines vertrauensvollen Umgangs mit Messies und gegebenenfalls die Weitervermittlung an Hilfen, um mittelfristig einen Weg aus dem Chaos zu finden.