Milder Winter schont Streusalz-Vorräte

von 14. Januar 2012

(dpa) Der milde Winter lässt die Streusalz-Vorräte von Land und Kommunen weitgehend unangetastet. Im Vergleich zum Winter 2010/2011 wurde bis Mitte Januar nur ein Bruchteil der Auftaumittel verbraucht, wie eine Umfrage der Nachrichtenagentur dpa ergab. Experten halten das Wetter aber trotzdem für tückisch: Solange nicht dick Schnee liegt, rechnen viele Autofahrer auch nicht mit glatten Straßen – obwohl dies in Niederungen oder an Brücken durchaus der Fall sein kann.

Auch wenn der große Wintereinbruch bislang ausblieb: Der Landesbetrieb Bau ist mit rund 150 Fahrzeugen und 450 Kräften im Einsatz, berichtete der zuständige Fachbereichsleiter Stefan Hörold. Denn die in seinen Bereich fallenden rund 7600 Kilometer Autobahnen, Bundesstraßen und teils auch Kreisstraßen werden jeden Tag genau auf möglichen Frost untersucht. Vor allem im Harz oder an Brücken musste bereits gestreut werden.

Die bisher vom Landesbetrieb benötigte Menge von 6000 bis 7000 Tonnen Salz ist aber nur ein Zehntel der Menge des Vorjahreswinters bis Mitte Januar. Das schlägt sich letztlich auch in der Landeskasse nieder: Bislang wurde Streusalz für knapp eine halbe Million Euro verbraucht, im vergangenen Winter waren es mehrere Millionen Euro. Und Fremdfirmen, die zur Unterstützung der eigenen Kräfte angefordert werden können, mussten auch noch kaum eingesetzt werden.

Ähnliche Erfahrungen machen die Kommunen. In Halberstadt wurden zum Beispiel in diesem Winter an zwei Tagen im November lediglich neun Tonnen Salz verbraucht. Im November/Dezember 2010 landeten dagegen 522 Tonnen Salz, 756 Tonnen Splitt und 26 Tonnen Sole auf den Straßen Halberstadts, berichte Sprecherin Ute Huch. Die Einsparung liegt bereits bei mehr als 200 000 Euro. Für den gesamten Winter rechnet die Stadt nun mit einem Viertel der Kosten des Vorjahres für den Winterdienst. Hinzu kommt, dass die Straßenschäden durch Frost bislang deutlich geringer sind.

Die Hansestadt Stendal hat dieses Jahr bislang eine Tonne Salz auf vereisten Brücken ausgebracht – im Vorjahr waren es bis Mitte Januar 110 Tonnen Salz und 100 Tonnen Splitt. Bislang wurden rund 60 000 Euro weniger ausgegeben. Doch von Einsparung könne noch keine Rede sein: «Abgerechnet wird erst am Ende des Winters», erklärte Sprecherin Sybille Stegemann. Sie verweist darauf, dass der extreme Winter 2010/2011 auch nur etwa sechs Wochen dauerte – und noch kommen könne. «Der Winter ist noch nicht vorbei.»

Auch in Aschersleben wurde bislang nicht einmal ein Hundertstel der Salzmenge des Vorjahres gebraucht. 0,5 Tonnen Salz wurden eingesetzt, im Vorjahr waren es bis Mitte Januar 170 Tonnen plus 50 Tonnen Splitt und Sand. Die Materialkosten lägen damit um rund 28 000 Euro niedriger, sagte Sprecherin Anke Marks. Auch die Fachwerksstadt Quedlinburg brauchte bislang erst 300 Kilogramm Salz und eine Tonne Split – im gesamten vergangenen Winter waren es 120 Tonnen Salz und 400 Tonnen Splitt. Richtig gespart worden sei aber nicht, da die Vorräte bereits im Sommer gekauft worden seien.

In Naumburg wurden bislang 15 Tonnen Salz und Split gebraucht, im Vorjahr waren es 500 Tonnen. Doch wie es weiter geht, steht in den Sternen: «Eine Schätzung, wie sich der Winter weiterentwickelt, wäre etwas vermessen, da dies wohl nur der "Wettergott" weiß», erklärte Sprecher Felix Müller.

Mit dem bislang milden Winter wird auch die nationale Reserve an Streusalz erstmal nicht benötigt. 100 000 Tonnen wurden bundesweit geordert, davon lagern 40 000 Tonnen in Bülstringen bei Magdeburg. Gigantische Salzberge türmen sich dort in großen Lagerhallen auf, wo sonst Dünger oder Getreide gelagert werden. Damit reagierten Bund und Länder auf den vergangenen Winter, als vielerorts das Streusalz knapp geworden war und Autobahnen teils nicht mehr komplett freigehalten werden konnten.

Der Landesbetrieb Bau warnt Autofahrer allerdings, sich auf die scheinbar ungefährlichen Straßen zu verlassen. «Die Wetterlage ist aus unserer Sicht eine sehr gefährliche», sagte Fachbereichsleiter Hörold. Überfrorene Straßen seien kaum zu erkennen, wenn nicht am Straßenrand der Schnee liegt. Deshalb seien die Kontrollen, die oft schon um 3.00 Uhr in der Frühe beginnen, auch so wichtig. «Da sind wir besonders gefordert.»