Millionenförderung für mitteldeutsches Bioökonomie-Cluster

von 19. Januar 2012

Riesen Erfolg für die Region um Halle (Saale). Beim Spitzencluster-Wettbewerb des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) hat sich der mitteldeutsche Cluster "BioEconomy" durchgesetzt. Er wird vom BMBF über fünf Jahre mit rund 40 Millionen Euro gefördert. Insgesamt waren 24 Wettbewerbsbeiträge eingereicht worden, 11 davon standen im Finale.

Bis Mitte 2012 soll auf mehr als 2.000 Quadratmetern eine Bioraffinerie aus insgesamt fünf Prozessanlagen entstehen, in denen in Kooperation von Wissenschaft und Wirtschaft die stoffliche Nutzung nachwachsender Rohstoffe im industriellen Maßstab erforscht werden soll. In das Kernprojekt des CBP Fraunhofer-Instituts für Chemisch-Biotechnologische Prozesse werden rund 50 Millionen Euro investiert. Das Land Sachsen-Anhalt stellt davon 20,1 Millionen Euro sowie zusätzlich 6 Millionen Euro als Anschubfinanzierung für die Fraunhofer-Projektgruppe zur Verfügung. Das CBP wird von den Fraunhofer-Instituten für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik IGB (Stuttgart) sowie für Chemische Technologie ICT (Pfinztal) gemeinsam errichtet und betrieben.

Zentraler Cluster-Partner im Ausbildungs- und Lehrbereich ist die Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU). "Unser Kernziel ist, die nachhaltige Wertschöpfung aus Nonfood-Biomasse zu maximieren, indem wir daraus neuartige Werkstoffe und Materialien sowie Chemieprodukte und Energie herstellen", sagt Professor Thomas Hirth von der Fraunhofer-Gesellschaft, wissenschaftlicher Koordinator des Clusters. Mit im Boot sind auch das Deutsche Biomasseforschungszentrum, das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung und die Handelshochschule Leipzig. Auch das Pilotanlagenzentrum für Polymersynthese und Polymerverarbeitung in Schkopau und das Institut für Werkstoffmechanik in Halle beteiligen sich.

"Wir freuen uns sehr, dass wir mitwirken können an der Etablierung des wohl wichtigsten deutschen Bioökonomie-Standorts", sagt Prof. Dr. Markus Pietzsch, der an der Martin-Luther-Universität die Arbeitsgruppe "Aufarbeitung biotechnischer Produkte" leitet. "Das wird unsere Schwerpunktsetzung im Bereich der industriellen, also der weißen Biotechnologie deutlich stärken." Die MLU werde unter anderem ihren Masterstudiengang "Pharmaceutical Biotechnology" erweitern. Geplant seien zudem mehrere Stiftungsprofessuren sowie gemeinsame Berufungsverfahren und Arbeitsgruppen mit dem Fraunhofer-Zentrum für Chemisch-Biotechnologische Prozesse, das derzeit auf einer Fläche von mehr als 2000 Quadratmetern in Leuna entsteht.

„Durch den Sieg im Spitzenclusterwettbewerb wird Sachsen-Anhalt und insbesondere der Chemiestandort Leuna zu einem national und international sichtbaren Leuchtturm der Bio-Ökonomie“, freut sich Sachsen-Anhalts Wissenschafts- und Wirtschaftsministerin Prof. Birgitta Wolff. „Nachwachsenden Rohstoffen gehört die Zukunft. Auch in der Chemieindustrie wird die stoffliche Nutzung von Biomasse aufgrund der Endlichkeit fossiler Rohstoffe auf lange Sicht eine große Rolle spielen. Das Spitzencluster ‚BioEconomy’ und das bundesweit einmalige Fraunhofer-CBP Leuna bieten gute Chancen, dass Sachsen-Anhalt in diesem Bereich wirtschaftlich und technologisch in der ersten Liga mitspielt.“ So werde der zeitliche Vorsprung bei der Umstellung bzw. Ergänzung der Rohstoffbasis von petrochemischen zu nachwachsenden Rohstoffen zu erheblichen Wettbewerbsvorteilen führen. Wolff: „Hinzu kommt die Chance auf Ausgründungen und Ansiedlungen aus der Chemie- und Holzindustrie sowie dem Maschinen- und Anlagenbau.“