Nach Brandanschlag: Brauerei-Dach wieder dicht!

von 19. November 2016

Bei Einbruch der Dunkelheit traten Aktive, Unterstützer und Sympathisanten auf das Trottoir an der Herrenstraße Ecke An der Schwemme, um auf das flache Notdach des Nordteils des Brauerei-Ensembles zu schauen. Zwei Aktivisten des Schwemme-Vereins hatten es erklommen und sprachen einige festliche Worte ehe sie unter einem Richtkränzchen die symbolischen Nägel einschlugen. Sie lobten das Vollbrachte und wünschten weiterhin gutes Gelingen: „Keine Schulden, keinen Betruch und auch keinen ungebetenen Besuch.“ Sie wussten, wovon sie sprachen, denn die Notdeckung des Daches war erst erforderlich, nachdem ein feiger Brandanschlag am 25. September 2015 vor allem große Teile der Dachkonstruktion zerstörte (Hallelife berichtete).

Das Haus schien verloren, sagte Hendryk Löhr vom Schwemme-Verein, als er während seiner „Festrede“ im alten Brauerei-Gewölbe auf den Brand zu sprechen kam. Seit 2011 bemühen sich engagierte Hallenser um die Rettung der ehemaligen Brauerei, die direkt an der Gerbersaale gelegen ist. Löhr verwies auf den historischen Wert des Hauses und zeigte sich erfreut, dass es doch gelungen ist, das Haus zu retten. Es ist ein Anfang und mit Spenden allein wird es nicht gehen. Das sagte er auch. Um Spender wird weiter geworben, aber auch um Fördermittel insbesondere um Mittel aus dem Programm Stadtumbau Ost. Dank ging an die Mitstreiter und Unterstützer. Zum harten Kern der aktiven vom Schwemme-Verein unterstützt durch den Arbeitskreis Innenstadt gehören zwölf Leute. Unmengen Schutt wurden beräumt und für den Dachbau Holz und Dachpappe hinauf geschafft. Eine Spende von 400 Quadratmeter half, wie die Spende von insgesamt 1500 Euro durch die Schwemme-Besucher am diesjährigen Tag des offenen Denkmals. 800 Besucher hat Löhr gezählt, so viele wie noch nie. Das Feuerdrama, das Engagement und die intensive Öffentlichkeitsarbeit zeigten Wirkung.

Bisher wurden insgesamt 10.000 Euro an Spenden eingesammelt. Die größten Spenden kamen vom Verein „Freunde der Bau- und Kunstdenkmale Sachsen-Anhalt“, von den Stadtwerken Halle und der Saalesparkasse. Die Hälfte dieser Einnahmen wurden bereits von Ämtern und Behörden sowie den notwendigen Straßensperrungen während der Bauarbeiten verschlungen. Ein Teil der Kosten für die Absperrungen, so hofft Löhr, wird dem Verein erlassen und er verweist dabei auf die Gemeinnützigkeit der Arbeit. Schließlich wurde mit Sekt angestoßen und zur Feier des Tages gab es ein eigens gebrautes Schwemme-Bier.

Die 1718 errichtete Schwemme-Brauerei gehört zu den bedeutendsten noch erhaltenen Zeugnissen der historischen Klaustorvorstadt in Halle. Bis 1920 wurde dort Bier gebraut. 1859 öffnete am Ort eine Gastwirtschaft. 1926 zog eine Fischverarbeitung ein. Zu DDR-Zeiten wechselte der Gebrauch des Anwesens zur Vulkanisieranstalt. Lange Zeit war ein Teil des Objektes auch Wohnhaus. 1995 war das historische Ensemble noch in einem recht passablen Zustand. Doch es folgten viele Jahre des Leerstands und der Vernachlässigung, die Spuren hinterließen. Im Mai 2015 begann der Schwemme-Verein, ein Zusammenschluss aus erfahrenen Fachleuten und Engagierten aus der Kunst- und Kulturszene, mit dem Kauf des Objekts. Anfang 2016 entstand ein Aktivierungskonzept.

Das Richtfest war nun gewissermaßen der nachgezogene offizielle Teil der Freude über das Gelingen, denn auf seiner Facebook-Seite jubelte der Verein bereits am 24. Oktober 2016: „Geschafft! Das Dach im nördlichen Teil der Schwemme-Brauerei ist gesichert. Nun ist das Fachwerk und das Gebälk vor weiteren Schäden geschützt. Danke an die Helfer und Unterstützer für diesen großen Kraftakt!“ Am 13. Mai 2016 hatte es den ersten großen Arbeitseinsatz gegeben.

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