Nächste Runde im Schmierentheater an Mehrspartenhaus?

von 3. Juli 2009

„Kumulative Radikalisierung“ – diese Äußerung von Ulrich Katzer, Betriebsdirektor in der Theater, Oper und Orchester GmbH Halle, sorgte für einen Aufschrei von Thalia-Intendantin Annegret Hahn. „Dieser Begriff wird ausschließlich von Historikern in Verbindung mit dem Nationalsozialismus angewandt und umschreibt den Prozess bis zur konsequenten Ausrottung der Juden ab 1933“, beschwert sich Hahn in ihrem Schreiben an den Aufsichtsrat des Mehrspartenhauses. Es folgte eine Gegenreaktion von Katzer, Gespräche bei der Oberbürgermeisterin.

Und nun goss ein Interview im Magazin Frizz zusätzliches Öl ins Feuer. Hahn zog nun mit einer Mail vom 2. Juli, adressiert an GmbH-Chef Rolf Stiska, ihre Vorwürfe zurück. „[…] auf Grund der Fehldarstellung im Magazin FRIZZ, möchte ich nochmal erklären, dass ich bei der Rücknahme der Vorwürfe gegen Herrn Katzer bleibe und sich meine Haltung nicht verändert hat. […]“, heißt es darin. Hintergrund ist ein am 30.Juni erschienenes Interview im halleschen Stadtmagazin FRIZZ, in dem die Intendantin dem Betriebsdirektor erneut „Herrenmenschentum“ vorgeworfen hatte.

Bereits Anfang Juni hatte Annegret Hahn in einem Brief an den Aufsichtsrat Ulrich Katzer „Antisemitismus“ und „Herrenmenschentum“ vorgeworfen, weil dieser in einem internen Gespräch im April, in dem die Intendantin persönlich nicht anwesend war, die Formulierung – „kumulative Radikalisierung“ verwendet hatte. Über das Gespräch wurde von einer Theaterpädagogin ein heimliches „Protokoll“ ohne Wissen von Herrn Katzer gefertigt und der Intendantin zugeleitet. Auf Forderung der Oberbürgermeisterin der Stadt Halle, Frau Dagmar Szabados, hatte Annegret Hahn am 18. Juni ihre Vorwürfe gegen Katzer in einem Gespräch mit Rolf Stiska mündlich zurückgenommen. Eine von der Oberbürgermeisterin geforderte öffentliche Entschuldigung ist bis heute nicht erfolgt.

Obwohl Annegret Hahn ihre Vorwürfe mündlich zurückgenommen hatte, erklärte Eike Käubler, Chefredakteur des Magazins FRIZZ gegenüber der Kultur-GmbH in einer E-Mail vom 02. Juli folgendes: „Erstens gehe ich klar davon aus, dass wir kein altes Interview abgedruckt haben, sondern ein aktuelles. Und zwar das aktuellste, was bisher zu diesem Fall vorliegt. Oder haben Sie, und damit bin ich bei zweitens, bislang woanders gelesen, dass Frau Hahn gar nicht widerrufen hat? Denn aus meiner Sicht ist das exakt die autorisierte Aussage, die Frau Hahn bis zu unserer Drucklegung (23.6.) und auch danach nicht zurückgezogen hat. Für mich vollzieht Frau Hahn im Gespräch insofern auch den Widerruf vom Widerruf. Viele Gründe dafür hat sie ja im Interview genannt. Und auch diese hat sie bis heute nicht zurückgezogen. […] “ Diese Schilderung entspreche, auf ausdrücklichen Hinweis von Intendantin Annegret Hahn nicht der Wahrheit, heißt es aus der Kultur GmbH.