Neues Hörsaalgebäude: Handbreit Wasser unterm Kiel

von 14. Oktober 2011

Mit mehr als einem Jahr Verspätung war es am Freitag soweit. Das neue Hörsaalgebäude der naturwissenschaftlichen Fakultäten II und III der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg am Campus Heide-Süd wurde eingeweiht. Entsprechend nahm Unirektor Udo Sträter den Termin auch mit Galgenhumor. "Was lange währt, wird gut. Was länger währt, wird besser", scherzte er. Es sei wie bei einem Kind, das geboren wird. Das müsse man auch erst einmal trockenlegen. Dem neuen Gebäude wünschte Sträter "immer eine Handbreit Wasser unterm Kiel." Schimmel und eindringendes Grundwasser im Keller hatten die eigentlich für das vergangene Jahr geplante Eröffnung deutlich verzögert.

Doch nun steht der 3,6 Millionen Euro teure Neubau, für den im März 2009 Baubeginn war. Der Campus werde nun stark aufgewertet, sagte Rektor Sträter. Der neue Campus sei ein Juwel für die Stadt. Das konnte Baudezernent Uwe Stäglin bestätigen. Man sei sich des Stellenwerts der Uni für die Stadt bewusst, sagte er. Stäglin verwies auf die Bewerbung als Stadt der Wissenschaft. Auch wenn Halle den Titel nicht geholt habe, begehe man im kommenden Jahr ein Jahr der Wissenschaft.

Entstanden sind im Neubau ein kleiner und zwei große moderne Experimentalhörsäle mit je 250 Sitzplätzen und 700 Quadratmetern Größe. Alle drei wurden am Freitag auch getauft, bekamen allesamt Namen berühmter Gelehrter ihres jeweiligen Fachs, die auch in Halle gewirkt haben. Der Gustav-Mie-Saal, speziell ausgerichtet für Physiker, verfügt über eine so genannte Experiment-Bühne nicht nur für mechanische und optische Experimente. Der Jacob-Volhard-Saal der Chemie erlaubt dazu auch Video-Großübertragungen aus anschließenden Präparations- und Laborräumen für ausgewählte Demonstrationsexperimente. Nicht zuletzt gibt es den Julius-Kühn-Saal mit 100 Plätzen, der insbesondere für die Agrar- und Ernährungswissenschaften gedacht ist. Hinzu kommen kleinere Vorbereitungs- und Technikräume sowie einen Seminarraum, der für 50 Studierende ausgerichtet ist.

Den Festvortrag zur Einweihung hielt der "First Man". Kanzlergatte Prof. Dr. Joachim Sauer von der Humboldt-Universität zu Berlin hatte einen Vortrag zum Thema "Quantenmechanische Modellierung – Einblicke in die atomaren Details komplexer chemischer Systeme" vorbereitet. Dabei ging er auf den Aufbau der DNS ein, sprach über die nach den Nobelpreisträgern James D. Watson und Francis Harry Compton Crick benannten Watson-Crick-Paarungen. Und dann stellte er fest, dass es im Physik-Hörsaal gar kein Periodensystem gibt. Das sollte man noch ändern, regte er an.

Sauer war ohne seine Ehefrau Angela Merkel nach Halle gekommen. Der Physiker reiste mit dem Zug an. Unbekannt ist ihm die Saalestadt nicht. Die Hallorenkugeln fielen ihm natürlich sofort ein, außerdem ist Sauer Mitglied der Nationalakademie Leopoldina.