Neues Leben für die Schauburg

von 6. August 2011

Marmortreppen, Goldverzierungen: Ein wahres Kleinod versteckt sich in der halleschen Innenstadt, 20 Jahre in Vergessenheit geraten. Doch seit Freitag gibt es wieder neues Leben in der Schauburg in der Großen Steinstraße unweit des Stadtbads. Mit einem siebenwöchigen Sommerprogramm (HalleForum.de berichtete) gibt es erstmals wieder Theater in dem Ensemble, das in den letzten DDR-Jahren als Kino genutzt wurde. Zum Auftakt gab es schon einmal einen kleinen Vorgeschmack auf das Theaterprogramm, auch wenn ein heftiger Regenguss den Beginn etwas verzögerte. Das Jugendkabarett “Die Kibitze” hatte seinen Auftritt, und „Quotentrio“ überraschte mit Musik der zwanziger und dreißiger Jahre. Musik übrigens, die hier auch schon vor Jahrzehnten erklang. Selbst Stars wie Zarah Leander und Johannes Heesters traten hier auf.

Die DDR machte ein Kino daraus. Und hinter der Mauer der Kinoleinwand hatte sich die Stasi ein Büro eingerichtet, wie Nico Käfer vom Schaustelle e.V. zu berichten wusste. Nach der Wende bekam die Alteigentümerin das Grundstück mit den Wohnhäusern vor der Schaustelle zurück, nicht jedoch die Schauburg selbst. Diese Übertragung wurde nämlich in Einigungsvertrag untersagt. Und damit war das Ende gekommen. Die vorderen Wohnhäuser verfielen, die Schauburg ebenso, ein kleines Feuer tat sein Übriges. Und der Bund, dem die Schauburg nun gehört, steckte in den Planungen für einen Abriss. Die Hinweisschilder hingen schon, bis sich eine Familie aus der Nachbarschaft entschied, das Ensemble zu retten und zu kaufen.

Nun bekommt die Schauburg also neues Leben, wenn auch erst mal nur im Hof. Denn in den Gebäuden ist eine Menge zu tun. Viel Schutt wurde schon rausgeräumt, gefunden hat man dabei auch allerlei interessante Gegenstände wie alte Werbetafeln aus DDR-Zeiten. So wurde die Rückseite des VEB Backwaren-Kombinats zur Wandverkleidung genutzt. Im Keller fand sich ein Gewehr. Und ein historischer Elektro-Raum wurde ebenso entdeckt. Dieser soll als Museum hergerichtet werden.

Laut Nico Käfer hat der Verein 300.000 Euro Fördermittel in Aussicht. Damit sollen zunächst die Dächer gedeckt werden, denn überall regnet es rein. Besonders prekär ist die Situation am Vorderhaus. “Ein Gutachter hat uns gesagt, dass der Dachstuhl nur noch ein Jahr hält.” Wieder hergerichtet werden soll die Marmortreppe im Schauburg-Gebäude selbst, die einige Beschädigungen aufweist. Das alte Parkett will der Verein wieder verlegen. Es wird aufgearbeitet. Allerdings müsse man zum Teil auch neues Parkett verlegen, weil der Zahn der Zeit eben dafür gesorgt hat, dass nicht mehr alle Elemente nutzbar sind. Aufgearbeitet wird zudem die Originalbeleuchtung an der Decke aus den 30er Jahren.

Ein Lob schickte Nico Käfer auch an die Stadtverwaltung. Er erzählte von guten Gesprächen mit den Ämtern. Oft hört man von Rennereien, wie kürzlich auch im Falle der Spontanpartys. Käfer freute sich aber: “Die Verwaltung hat alles daran gesetzt, dass wir den Komplex nutzen können.” Insbesondere das Bauordnungsamt spielt hier eine Rolle, gerade mit Blick auf die Folgen des 20-jährigen Verfalls. Eine Sorge hat Käfer jedoch: Metalldiebe hätten versucht, einzudringen. Deshalb wird die Schauburg nun auch nachts bewacht.

Leuchtende Augen gab es zur Eröffnung am Freitag bei manchem Anwohner. So schaute der Besitzer des Friseursalons am Stadtbad vorbei und bot an, dass der Verein hier eine Spendenbox aufstellen kann. “Als Kind war ich selbst hier”, so Geschäftsführer Frank Bormann. Er erinnerte sich beispielsweise an eine Eisenbahnausstellung, die es hier gab. Leider habe sich die Vorbesitzerin nach der Wende nicht um den Komplex gekümmert, bedauerte er. “Dabei hätte sie das Geld gehabt.” Einzig der Hof sei als Parkplatz hergerichtet worden.