Neustadts Scheiben als Solarkraftwerke und Werbeflächen

von 21. Mai 2010

Wie geht es weiter mit den Hochhaus-Scheiben in Halle-Neustadt? Vergangene Woche hat HalleForum.de über eine Ideensuche zur Zukunft berichtet. Die Stadtverwaltung hält mittlerweile auch einen Abriss für möglich. Dagegen wehrt sich jetzt der Landtagsabgeordnete und Stadtrat Uwe-Volkmar Köck (Die Linke). Mit Blick auf die vom Stadtplanungsamt vorgelegten Entwürfe, wie eine Neustädter Skyline ohne die Hochhäuser aussehen könnte, sagte er: „Die Erfahrung zeigt, dass mit solchen Materialien die Öffentlichkeit schon mal auf den Abriss vorbereitet werden soll.“ Köck verglich den Abriss der Scheiben mit einem Abriss des Roten Turms. Dieser erfülle ebenfalls keinen Zweck, sei aber für das architektonische Ensemble unentbehrlich. Zudem habe man schon beim Bau Neustadts den Charakter der Doppelstadt aufgegriffen. „Halle hat fünf Türme, Neustadt fünf Scheiben“, so Köck.

Doch wie könnte eine Zukunft alternativ aussehen? „Außenwirkung statt Innennutzung“, fordert der Politiker. Von einer Nutzung für Wohnungen oder Büros hat auch Köck sich verabschiedet. „In unserem Konzept steht die Stadtbildfunktion im Vordergrund.“ So könnten auf der Südseite und dem Dach Solarzellen angebracht werden, im Inneren biete sich Platz für die Batteriespeicher an. Entsprechende Gespräche mit der EVH habe er bereits geführt und habe ein positives Feedback erhalten. Die übrigen Seitenwände könnten zum Beispiel für Werbeflächen genutzt werden, so Köck. Außerdem schlägt er vor, die unteren Etagen als Lagerräume zu nutzen, zum Beispiel für Menschen mit Single-Wohnungen, die keine Kellerräume haben. Weitere Ideen Köcks gehen dahin, ein Hochhaus als Übungszentrum für Feuerwehren zu nutzen, die hier Hochhausbrände trainieren könnten. Möglicherweise könnte auch eine Seite für Fassadenkletterer freigegeben werden.

Beginnen soll alles mit Scheibe C als Pilotprojekt. „Ich könnte mir vorstellen, dass das Land das Haus für einen symbolischen Euro abgibt“, meint Köck. Zudem solle das Land der Stadt für die Umsetzung der Idee die veranschlagten Abrisskosten von 1,5 bis 2 Millionen Euro geben. Um das Projekt zu verwirklichen müssten die Fenster zugemauert und die Balkone abgenommen werden, so Köck in seinem Ideenpapier. Zum Schutz vor Vandalismus müsse sichergestellt sein, dass niemand in das Gebäude komme.

Dem Land warf Köck vor, die Stadt im Stich gelassen zu haben. „Die Diskussion um die Finanzämter hat den Blick zur Diskussion für andere Nutzungen verstellt.“ Für Halle und die Internationale Bauausstellung IBA 2010 sei es blamabel, dass es bei zwei herausragenden Projekten wie den Riebecktürmen und den Scheiben zu keinem Ergebnis gekommen sei. „Abriss ist kein Ergebnis.“

Vier der fünf Scheiben-Hochhäuser stehen schon seit Mitte der 90er leer. Sie wurden zu DDR-Zeiten als Wohnheime, unter anderem für die Universität und die Chemiekombinate genutzt. Einzig Scheibe D wird noch genutzt, hier sitzt unter anderem die ARGE. Das Haus gehörte früher der Treuhand und wurde nach der Wende saniert.

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