Altstädter Saale-Hochwasser-Geschädigte hatten sich schon im Sommer 2013, nur wenige Wochen nach dem verheerenden Hochwasser von Anfang Juni, zusammengefunden und erstmals Bedenken geäußert gegen den Plan, den Gimritzer Deich zur Saale hin weiter nach Osten zu verlegen. Sie sorgten sich, dass noch mehr Wasser in die Altstadt gestaut werden könnte. Unter anderem für die Bewohner des Gutes Gimritz auf der Peißnitz und am gegenüberliegenden Saale-Ufer in der Hafenstraße war nun jeder Zentimeter Wasser von Belang, da etwa die Eigentumswohnungen im Gut bei dem zuletzt gemessenen Pegel von 8,10 Meter nur noch knapp über dem Scheitel lagen.
Viele Neustädter haben indes die Bilder vor Augen, wie der alte Gimritzer Damm nur mit höchstem Einsatz von Rettungskräften, Bundeswehr und zahlreichen Freiwilligen gehalten werden konnte gegen eine Flut, die den Deich glatt überspült hätte, wäre nicht ein doppelter Sandsackwall aufgestapelt worden. Nachdem OB Wiegand im Juni 2013 Teile der Neustadt sogar evakuieren ließ und Katastrophenpläne veröffentlichte, wonach bei einer Überflutung der Deiche die halbe Neustadt überflutet würde und bis zu 30.000 Menschen betroffen wären, machen Horrorszenarie die Runde und die Wut gegen die Deichverhinderer wuchs. In der einzigen ortsansässigen Tageszeitung erschien schließlich ein Kommentar, wonach die Protestbürger der Altstadt Egoisten sind. Die wehrten sich und erklärte, dass sich nicht gegen den Deichbau an sich sind, sondern nur gegen die Art der Ausführung.
Hatte das Landesverwaltungsamt im Sommer 2013 eingegriffen, weil Hochwasserschutz Landessache ist und somit kein Bürgermeister oder Landrat eigenmächtig Deiche errichten lassen darf, verfügte dieselbe Behörde im März 2015 erneut einen Stopp, diesmal aufgrund juristischer Schritte seitens der organisierten Altstädter. Der Bogendeich, argumentieren sie, gefährdet unnötiger Weise privates Eigentum. Die befürchteten Auswirkungen sind durch ein hydrologisches Gutachten widerlegt, beharren die Bogendeichbefürworter vom OB über den Landesbetrieb für Wasserwirtschaft und Hochwasserschutz (LHW) und den Halle-Neustadt-Verein bis hin zu aufgebrachten Halle-Neustädtern. Dass der neue Deich entlang der alten Linie schon lange gebaut sein könnte, wollen die Befürworter des Wiegand-Deiches nicht einsehen. Statt dessen erklären sie, der Paralleldeich würde weiter Planungen nach sich ziehen und den Bau erneut erheblich verzögern. Das sei die Folge der Sturheit von OB und LHW, entgegnen die Altstädter. Nachdem die Einwände bereits im Sommer 2013 vorlagen, hätte das LHW den Paralleldeich in seine zügig begonnenen Deichbauplanungen wenigstens als eine Variante betrachten und durchrechnen können. Bei der Vorstellung der Planungsergebnisse Anfang 2014 ging es jedoch ausschließlich um den Bogendeich, ebenso beim Baubeginn im November 2014.
Am 6. Juni 2015, quasi zum Jahrestag der Flut vom Juni 2013, will die Bürgerinitiative Pro Deich Halle-Neustadt nun einen Deichtag durchführen. Wir Halle-Neustädter fordern die sofortige Wiederaufnahme der Deichbauarbeiten und die Gewährleistung des Hochwasserschutzes für die Stadt Halle, heißt es in einem entsprechenden Schreiben Manfred Hinderer, das den Medien dieser Stadt zuging. Ein zweites 2013 dürfe es nicht geben. Die Schutzbelange Halle-Neustadts müssten stärker in der Öffentlichkeit artikuliert werden. Genau zwei Jahre nach dem Höchststand der Saale bei 8,10 Meter am Pegel in Halle-Trotha will die BI an die Beinahe-Katastrophe erinnern und den Helfern von damals nochmals danken.
Pro Deich ruft alle Bürger und die vielen Helfer, die Feuerwehren, das Technische Hilfswerk und viele andere Hilfsorganisationen dazu auf, am Freitag, 6. Juni 2015, ab 18 Uhr an dieser Veranstaltung am Festplatz südlich der alten Eissporthalle teilzunehmen. Die BI will dazu auch Flugplätter und Plakate verteilen. Auf der Internetseite des Bürgervereins Stadtgestaltung ist dazu ein Grundsatzpapier erschienen. (SB)
Link zum Grundsatzpapier:
http://stadtgestaltunghalle.jimdo.com/2015/04/27/bi-pro-deich-zum-hochwasserschutzdamm/
Link zur Interessengemeinschaft Hochwasserschutz Altstadt (Halle/Saale):
