Neustädter wollen Friedhof retten

von 22. März 2010

Wie geht es mit dem Neustädter Friedhof weiter? CDU-Mann Andreas Schachtschneider versprach im Wahlkampf, sich für den Friedhof einzusetzen. Der Antrag im Stadtrat ist da, in der letzten Stadtratssitzung hat Schachtschneider das Papier eingebracht, das erst einmal in die Ausschüsse verwiesen wurde. Es sieht eine Aufhebung des vor zwei Jahren gefassten Schließungsbeschlusses vor. Eine Arbeitsgruppe soll sich nun noch einmal mit der Zukunft beschäftigen. Friedhofsgegner Werner Misch, im ersten Gremium noch dabei, wurde diesmal von der CDU nicht berufen. Und so darf man gespannt sein, wie sich die Partei am Ende entscheiden.

Doch Andreas Schachtschneider rechnet schon nach. Auf 29 Für-Stimmen könnte sein Antrag wohl mindestens kommen. Vor allem dank der Stimmen von Linken und Grünen. Auch ein Teil der CDU wird wohl zustimmen. Aber eben nicht die Mehrheit. Und so wird Schachtschneider in den eigenen Reihen Überzeugungsarbeit leisten müssen.

Dem Schließungsbeschluss vor zwei Jahren hatten auch die Linken mehrheitlich zugestimmt. Swen Knöchel, damals noch nicht Stadtrat, fasste es kurz zusammen: “Erst nach dem Beschluss und den Protesten im Bürgerforum war den meisten Räten aufgefallen, was sie da überhaupt beschlossen haben.” Knöchel, selbst im Neustadt aufgewachsen, leitete eine kleine Diskussionsrunde im Linken-Wahlbüro in Neustadt. Gekommen war hier zu neben einigen Neustädtern auch CDU-Rat Schachtschneider, während SPD-Rat Thomas Felke absagte.

Deutlich wurde in der Runde, wie sehr die Neustädter die Entscheidung schmerzt. “Ein Friedhof ist eine heilige Stätte”, schimpfte ein Mann, “so etwas schließt man nicht.” Die Demokratie sei mit Füßen getreten und missachtet worden. “Die Menschen wurden nicht einbezogen.” Das Problem sei, dass der Friedhof tot geredet werde, so Schachtschneider.

Doch wie lässt sich der Friedhof retten? Neustadt Ex-Oberbürgermeisterin Liane Lang schlug die Abtrennung eines Teils als Grünfläche vor. Zudem könnte man hier Stelen einrichten. Ähnliches habe sie in Bad Lauchstädt gesehen. Swen Knöchel brachte auch wieder die Idee eines Friedwaldes zum Ausdruck. Ein Teil der Friedhofsfläche sei schon bewaldet und könnte ideal für diese alternative Bestattungsform genutzt werden. Doch auch eine Spezialisierung für Bestattungen anderer Religionsangehöriger könnte von Vorteil sei, schlug Frigga Schlüther-Gerbot vor. Und vielleicht gibt es ja bald auch einen privaten Friedhof in Neustadt. Gespräche habe es bereits gegeben, so Swen Knöchel. Demnach habe ein Unternehmer, der bereits in Sachsen private Friedhöfe betreibt, durchaus Interesse bekundet. Nach seinen Worten könnte dieser den Friedhof mit 100.000 Euro Gewinn im Jahr betreiben.

Doch für Ärger bei den Friedhofsrettern sorgt vor allem die Stadtverwaltung. Eigentlich habe es geheißen, Erdbestattungen seien erst ab 2018 nicht mehr möglich, so Schachtschneider. Doch wie er und Liane Lang berichteten, werde bereits jetzt Hallensern diese Möglichkeit verwehrt.