Nur 10 Euro pro Schüler

von 1. November 2009

In den vergangenen Tagen hat HalleForum.de bereits mehrfach über die neue Schulentwicklungsplanung der Stadt Halle (Saale) ab dem Schuljahr 2010/11 berichtet. Geplanter Umzug der Franckeschule oder das Losverfahren bei den Gymnasien sind nur einige Punkte, die bereits für heftige Diskussionen im Forum sorgten.

HalleForum.de hat sich nun ausführlich mit Bildungsdezernent Tobias Kogge über die neue Schulentwicklungsplanung unterhalten. Und er machte deutlich, dass er in den nächsten Jahren das städtische Schulsystem umkrempeln will. Dabei gehe es nicht um Verschlechterungen, sondern um Verbesserungen, betonte er. Derzeit gebe die Stadt 36 Millionen Euro im Jahr für die Schulen aus. Doch mit 26 Millionen Euro fressen die Betriebskosten den größten Teil auf, beklagte Kogge. Hin zu kämen Bauunterhaltung, Schülerbeförderung und weitere Nebenleistungen. Bei den Schülern selbst kommen effektiv nur 10 Euro pro Nase und Monat an, so Kogge. Und dieses Verhältnis will der Bildungsdezernent nun ändern. Statt 4 sollen künftig 8 Millionen Euro für die Arbeit an den Schulen bereitstehen. “Wir müssen weg von einer Gebäude-, hin zu einer Bildungsfinanzierung.”

Schaffen will er dies nach eigenen Angaben durch eine Straffung des Schulnetzes. Es helfe nichts, wenn man überall schön sanierte Gebäude habe, ein Teil der Räume aber leer stehe, so Kogge. Als Beispiel nannte er die Huttenschule, erst kürzlich nach erfolgreicher PPP-Sanierung übergeben. Denn 10 Räume waren ungenutzt. Jetzt soll die Rosengarten-Schule diese Räume nutzen, bevor sie im nächsten Jahr komplett mit der Huttenschule fusioniert. Dann wird Kogge auch eine Überarbeitung der Schuleinzugsbereiche angehen. Der Bereich der bisherigen Rosengartenschule wird auf Hutten- und Auenschule aufgeteilt. So will Kogge an beiden Schulen eine Zweizügigkeit der Klassen und damit eine Bestandssicherheit der Schulen erreichen.

In der Innenstadt sollen indes die Schulbezirke wegen steigender Schülerzahlen verkleinert werden. Die Francke-Grundschule soll in die Glauchaschule umziehen (HalleForum.de berichtete), einhergehend mit einer Veränderung der Schuleinzugsbereiche. Auch die Grundschulen Am Ludwigsfeld und Johannesschule werden einen Teil ihres bisherigen Einzugsbereiches abgeben, plant Kogge. Sein Ziel: in den Franckeschen Stiftungen soll eine neue Grundschule entstehen und den steigenden Bedarf abdecken. Mittelfristig solle diese Einrichtung von den Franckeschen Stiftungen getragen werden, so Kogge.

Und mit einer Begrenzung der Aufnahmekapazitäten will die Stadt das unterschiedliche Anwahlverhalten in den Griff bekommen. 112 Schüler sollen künftig nur noch maximal am Giebichenstein-Gymnasium angenommen werden (HalleForum.de berichtete). Auch Südstadt- und Wolff-Gymnasium sollen 112 Schüler aufnehmen, das Herder-Gymnasium 84. Gibt es mehr Bewerber, werden die Plätze ausgelost. Am Giebichenstein-Gymnasium Thomas Müntzer (TMG) mussten im aktuell laufenden Schuljahr sechs 5. Klassen gebildet werden. In den vergangenen Jahren gab es am TMG bereits immer wieder einen Schüleransturm. Doch das von der Stadt vorgesehene Losverfahren wurde vor Gericht gekippt. Mit der jetzt im Schulnetzplan eingezogenen Obergrenze für Aufnahmen an den Gymnasium erhofft sich die Stadt nun Rechtssicherheit. Und auch eine Sicherheit für den Bestand der städtischen Gymnasien. “Ich will alle vier Gymnasien halten”, so Kogge. Dabei machte er aber auch deutlich, dass es zu Standortverschiebungen in Richtung Innenstadt kommen könnte.

Auch die Förderschulen werden laut Kogge nicht Außen vor gelassen. Wegen gesetzlicher Regelungen werden künftig an den Förderschulen keine ersten Klassen mehr gebildet. So soll ein Aussieben der Schüler schon vor Beginn der Schullaufbahn verhindert werden. Und auch Abschlüsse werden künftig nicht mehr an den Förder-, sondern an den Regelschulen abgelegt. Damit brechen den Förderschulen die Eingangs- und Abschlussklassen weg und damit auch Schüler. Mindestens ein Förderschulstandort steht deshalb zur Disposition. Welcher, dazu äußert sich in der Stadtverwaltung noch niemand offiziell. Allerdings war ein Wechsel der Jägerplatz-Schule zur Comenius-Schule schon vorgesehen. Möglicherweise wird es eine Aufteilung der Jägerplatz-Schüler auf Comenius- und Pestalozzi-Schule geben. Denn in beiden Gebäuden sind noch ausreichend Kapazitäten vorhanden.

Umstrukturierungen wird es auch bei den Berufsschulen geben. Geschlossen werden soll der Standort Kirchstraße der BBS II, die hier unterrichteten Azubis sollen mit in den Grasnelkenweg umziehen, hier gibt es ebenfalls eine Außenstelle der Gutjahrschule BBS II. Eine Schließung sieht die Stadt auch für die Helene-Lange-Schule vor, in dem Schulgebäude sitzt derzeit die BBS V. Schüler werden mit in die Klosterstraße wechseln. Eine der aktuell fünf Berufsschulen steht komplett vor dem Aus. Eine Straffung der Angebote soll es hier durch eine engere Absprache mit dem benachbarten Saalekreis geben.