Offenem Brief auf besseren Corona-Schutz an Schulen

von 1. Dezember 2020

Das Bildungsministerium veröffentlich jeden Freitag aktuelle Zahlen zu den Quarantäne-Anordnung an den Schulen. „Aus diesen Zahlen lässt sich ableiten, dass das Infektionsgeschehen an unseren Schulen nicht zu vernachlässigen ist. Entsprechend hoch sind die Unsicherheiten bei Kindern, Eltern und pädagogischem Personal. Wir brauchen dringend ein klares Bekenntnis der Landesregierung, dass sie dem Gesundheitsschutz an den Schulen oberste Priorität einräumt“, sagte dazu Eva Gerth, Vorsitzende der GEW Sachsen-Anhalt, heute in Magdeburg.

Deshalb habe sich die GEW heute mit einem Offenen Brief an den Ministerpräsidenten gewandt, um ihre Positionen und Vorschläge nochmals zu bekräftigen. Das Angebot aus dem Sommer, gemeinsam an einem „Pakt für Bildung“ zu arbeiten, habe die GEW dabei ebenfalls erneuert. „Den Schulen und den Beschäftigten stehen schwere Monate bevor, es müssen jetzt dringend klare Maßnahmen gegen eine weitere Gefährdung ergriffen werden. Lavieren und ständiges Verschieben von Obergrenzen bringen keinerlei Schutz. Geteilte Klassen, eine Befreiung der Risikogruppen vom Präsenzunterricht sowie schnelle Verbesserungen bei der baulichen und technischen Ausrüstung an den Schulen sind das Gebot der Stunde“, fasste Gerth die zentralen Vorschläge des Offenen Briefes zusammen.

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Der Brief an Ministerpräsident Reiner Haseloff

Offener Brief:

Umgang der Landesregierung mit Pandemie ist für Schulen sehr riskant

Sehr geehrter Herr Ministerpräsident Haseloff, die Ergebnisse der Gespräche in der vergangenen Woche zum Umgang mit der Pandemie sind für die Beschäftigten an Schulen sehr enttäuschend. Sie sind bereit, sich über das normale Maß hinaus zu engagieren, aber sie hätten erwartet, dass die Landesregierung sie und den Schutz ihrer Gesundheit endlich ernst nimmt.

Für das ganze Land werden strengere Kontaktverbote verhängt. In den Schulen treffen jedoch täglich viele Menschen aus verschiedenen Haushalten ohne wirksamen Schutz aufeinander. Noch immer gilt das Lüften als Allheilmittel im Unterricht. Jegliche anderen technischen oder organisatorischen Maßnahmen, um Beschäftigte und Schüler*innen zu schützen, werden trotz Nachfragens der Interessenvertretungen, trotz wissenschaftlicher Erkenntnisse und Untersuchungen, trotz Empfehlungen des Robert Koch-Instituts und trotz steigender Zahlen derer, die an Schulen infiziert oder in Quarantäne sind, durch Sie abgelehnt oder blockiert. Die Inzidenzzahl, um Unterricht in kleineren Gruppen durchführen zu können, wurde offensichtlich bewusst auf 200 hochgesetzt. Das erweckt den Eindruck, dass Sie diese Möglichkeit verhindern wollen. Und natürlich ist es nicht falsch, während des Unterrichts Masken zu tragen, aber das ist eine schlechte Lösung für die Schüler*innen, Lehrkräfte und die pädagogische Arbeit.

Für unsere Kolleginnen und Kollegen in den Schulen ist es bitter zu sehen, dass ihre Interessen bei all den derzeit ergriffenen Maßnahmen offensichtlich überhaupt keine Rolle spielen. Es gibt keinen Schutz für Risikogruppen, es wird weiterhin zwischen Schulen abgeordnet. Neuerdings sollen Lehrkräfte bei Kontakt mit infizierten Schüler*innen nicht mehr in Quarantäne. Schnelltests sind scheinbar auch nicht geplant.

All das, obwohl sich die Hinweise mehren, dass Lehrkräfte stärker als der Durchschnitt der Bevölkerung von Infektionen betroffen sind. Zusätzlich müssen Schulen und Schulleitungenmit ständig neuen und teilweise widersprüchlichen Anweisungen von Landkreisen, Schulamt, Ministerium und Gesundheitsamt vor Ort zurechtkommen.

Die GEW Sachsen-Anhalt erinnert an ihr Angebot vom Sommer, einen Pakt für Bildung abzuschließen. Sie schlägt folgende Punkte vor, um die Schulen bei ihrer schwierigen Arbeit zu unterstützen. Uns geht es um Bildung für alle und den Gesundheitsschutz des pädagogischen Personals.

  • Ab der 5. Klasse muss das gesellschaftliche Abstandgebot gelten. Dafür müssen Klassen geteilt werden. Die Teilung muss auch für Horte und den Ganztag gelten.

  • Die Risikogruppen sind entsprechend den Empfehlungen des RKI zu definieren und zwingend zu schützen. Sie müssen jetzt in Zeiten des erhöhten Infektionsaufkommens ohne bürokratische Auflagen vom Präsenzunterricht befreit werden.

  • Es ist zu berücksichtigen, dass FFP-2-Masken und Alltagsmasken nach den entsprechenden Arbeitsschutzregeln nicht länger als zwei Stunden ununterbrochen getragen werden dürfen. Danach muss es die Möglichkeit zu Erholung geben, bei Alltagsmasken von mindestens 30 bei FFP-2-Masken von mindestens 75 Minuten.

  • Für die Schulräume gilt das Lüftungskonzept des Umweltbundesamtes. Können die Vorgaben nicht umgesetzt werden, müssen sofort entsprechende Filteranlagen eingebaut werden. Ansonsten dürfen diese Räume nicht mehr zum Unterrichten genutzt werden.

  • Der Digitalpakt muss endlich und flächendeckend umgesetzt werden. Die Schulen benötigen einen schnellen Internetanschluss, Leihgeräte für Schüler*innen, Dienstlaptops für Lehrkräfte und Personal zur Administration. Auf jegliche Konzepterstellungsbürokratie ist aufgrund der besonderen Lage zu verzichten.

  • Es muss alles darangesetzt werden, mehr Personal für die Schulen zu gewinnen.

Sehr geehrter Herr Ministerpräsident, die GEW Sachsen-Anhalt fordert Sie auf, die Schulen und das pädagogische Personal als wichtigen Baustein zur Bekämpfung dieser Pandemie zu begreifen, es nicht zu verschleißen und das hohe Engagement zu würdigen. Unseren Kolleginnen und Kollegen gebührt Dank und Anerkennung, sie haben ein Recht auf unbedingten Schutz ihrer Gesundheit.

GEW Sachsen-Anhalt

     
PP