Ohne Abi fit fürs Studium

von 10. Mai 2011

30 Vertreter aus Hochschulen, Berufsschulen und der Wirtschaft Sachsen-Anhalts fanden sich am Montag im Bildungs- und Technologiezentrum (BTZ) der Handwerkskammer Halle (Saale) zusammen, um sich über das neue Projekt „FiS – Fit ins Studium“ zu informieren. Das von der Handwerkskammer Halle initiierte Projekt soll den Zugang zum Studium ohne Abitur an den Hochschulen erleichtern, indem es die Teilnehmer auf die Feststellungsprüfung vorbereitet. Denn seit 2009 kann in Deutschland auch ohne Abi studiert werden.

Neben der Projektvorstellung standen folgende Fragen im Mittelpunkt: Welche Strategie verfolgen die Hochschulen Sachsen-Anhalts, um dem Fachkräftemangel zu begegnen? Ist überhaupt ein Bedarf an ingenieurtechnischem Personal da? Welche Personalpolitik unternimmt ein mittelständisches Unternehmen, wenn es Stellen besetzen muss, für die es noch gar keine Berufe gibt? Wie rekrutieren die Hochschulen und die Unternehmen noch genügend Nachwuchskräfte bei sinkenden Bewerberzahlen? Wie bereiten die Hochschulen Bewerber ohne Zugangsberechtigung auf die Eignungsfeststellungsprüfung vor? Was können Unternehmen, Hochschulen und Berufsschulen gegen das sinkende Bildungsniveau ihrer Bewerber tun?

Einig war sich die Teilnehmerrunde, dass eine berufliche Ausbildung vor dem Studium Vorteile bietet in Bezug auf praktisches respektive angewendetes Wissen. Gerade die Kammern (IHK und HWK) stehen für die duale Ausbildung. Eine Konkurrenz um den Nachwuchs soll es unter Berufsschulen, Hochschulen, Unternehmen nicht geben, sondern ein Miteinander, um die Fachkräfte im Land gemeinsam auszubilden und in Sachsen-Anhalt halten zu können. Die Schwierigkeit, Facharbeiter, die bereits zehn oder fünfzehn Jahre ihren Beruf ausüben, auf das Studium vorzubereiten, wurde ebenso diskutiert. Das Lernen zu organisieren, ist da ein wichtiger Ansatz. Die Hochschule Anhalt hat deshalb die „Lernorganisation“ in ihren Vorbereitungskurs für die Eignungsfeststellungsprüfung als inhaltlichen Schwerpunkt gesetzt.

FiS-Projektleiter Andreas Köhler betonte, dass das Projekt nur eine Möglichkeit, einen Ansatz darstellt, Fachkräfte heranzuziehen. „Schon die Teilnehmerzahl ist ja mit 15 begrenzt und selbst diese müssen wir erstmal finden“, so Köhler. Das neue Projekt der Handwerkskammer Halle in Kooperation mit der IHK Bildungszentrum Halle-Dessau GmbH (Biz) erleichtert den Zugang zum Studium ohne Abitur an den Hochschulen. Innerhalb des Projektes werden 15 Teilnehmer zweimal im Monat in den Bereichen Mathematik und Technik sowie Kommunikation und Sprache (Englisch) in Workshops geschult. Die Qualifikation dauert ein Jahr und ist – durch die Förderung des Europäischen Sozialfonds (ESF) – kostenfrei. Beginnen sollen die Workshops ab August 2011.

FiS-Projektcoach Hans Herrmann: „Bewerben können sich Auszubildende im 2. bzw. 3. Lehrjahr aller Berufe der IHK und HWK, Facharbeiter bzw. Gesellen mit Studienpotential, Soldaten auf Zeit im Übergang in eine zivile Beschäftigung und Personen mit beruflicher Neuorientierung.“