Optimismus in vier Sprachen

von 14. Januar 2016

Denn längst ist klar: Sehr viele der Eingetroffenen bleiben länger oder für immer hier. Neben den Profis kümmern sich zahlreiche Freiwillige um die Eingliederung. Dazu hat der Bund am 1. Dezember 2015 beim Bundesfreiwilligendienst ein Sonderprogramm gestartet für bis zu 10.000 Stellen. In Halle an der Saale wurden unter den zahlreichen Bewerbern inzwischen elf Menschen dafür ausgewählt, Deutsche und Migranten. Einige von ihnen trafen sich am Mittwoch, 13. Januar 2016, im Welcome-Treff am Waisenhausring.

Die Integrationsbeauftragte des Landes Sachsen-Anhalt, Susi Möbbeck, begrüßte dort die frisch gestarteten Ehrenamtlichen und hatte Olaf Ebert, Geschäftsführer der Freiwilligen-Agentur Halle-Saalkreis, Petra Schneutzer, Beauftragte für Migration und Integration in der Stadtverwaltung Halle (Saale), Angela Papenburg, Geschäftsführerin im Baukonzern Günter Papenburg AG, und Matthias Brenner, Intendant des neuen theaters Halle, an ihrer Seite. „Jeder Flüchtling bekommt diese Mappe“, erklärte Möbbeck und gab weiße Mappen mit dem vielsprachigen Aufdruck „Willkommen“ zum Mitnehmen, Begutachten und Verteilen in die Runde. „Die Mappe ist ein Anfang. Sie wird noch erweitert.“ Ein Blick in das verteilte Material zeigte: Die Mappe enthält Willkommensgrüße von Halles Oberbürgermeister Bernd Wiegand und Halles Integrationsbeauftragten sowie erste Informationen und Kontaktdaten zum Umzugsmanagement, zum Verband der Migrantenorganisationen Halle (Saale), zur Agentur für Arbeit auf Deutsch, Englisch, Französisch und Arabisch. Die Mappe sei auch im Internet zu finden, hieß es.

Schließlich berichteten die Freiwilligen von ihren ersten Erfahrungen mit der Flüchtlingsarbeit. Eine Freiwillige zeigte sich überrascht darüber, dass es so schwer ist, für Sprachkurse Räume zu finden. Sie dachte, in Schulen sei nach Unterrichtsschluss Platz genug, doch da führte bisher – offenbar – kein Weg rein. Allgemein waren Optimismus und Tatendrang zu spüren.

Da machte denn auch Matthias Brenner gerne zwei Angebote: Erstens wollen sich Schauspieler-Kollegen sich gerne um Flüchtlingskinder kümmern. Zweitens ist eine kostenlose Theaterwerkstatt möglich für alle Kinder, ob Flüchtling oder Deutscher. Kostenlos! „Es geht nicht nur um Flüchtlingskinder, sondern um Begegnung.“ Man müsse sich auf harte politische Auseinandersetzungen einstellen, den Kampf zwischen Ausgrenzung und Integration. Wie Brenner weiter sagte, müsse man den Neuankömmlingen nicht nur eine Stimme geben, sondern auch Gestaltungsmöglichkeiten. Das neue theater wolle sich schrittweise auf Multilingualität (Vielsprachigkeit) einstellen. In naher Zukunft werde sich das im Programm niederschlagen. Was auch immer die Politiker beschließen, sei völlig egal. „Die Integration läuft bereits – auf der Straße.“ Sein Angebot, so Brenner, sei kein Gutmenschentum. „Wir (also das neue theater) haben auch was davon.“ Bereits zur Eröffnung im Dezember 2015 hatte das neue theater Welcome-Treff aktiv unterstützt. Gemeinsam mit der Thalia-Theater überreichte die Kulturinstitution 4000 Euro, Geld, das zuvor gesammelt worden war.

Angela Papenburg trat einmal mehr als engagierte Unternehmensvertreterin auf. Sie berichtete, dass in ihrem Hause jüngst Flüchtlinge zu Besuch waren und dass am 25. Januar 2016 weitere Flüchtlinge zur Betriebsbesichtigung angemeldet sind. Bei der ersten Zusammenkunft habe man sich trotz aller Sprachschwierigkeiten gut verständigt – dank kompetenter Unterstützung auf Englisch, Arabisch und Persisch. „Wir wollen für jeden eine Perspektive aufmachen.“ Es gehe darum, einmal vorzustellen, wie deutsche Unternehmen arbeiten, welche Technik in den Büros steht und wie der Arbeitsablauf aussieht. Papenburg wolle Antworten auf die Fragen geben: „Welche Perspektive habe ich? Was kommt auf mich zu?“

Der Welcome-Treff (An der Waisenhausmauer 2) wurde Anfang Dezember 2015 eröffnet. Drei Bundesfreiwillige kümmern sich nun darum. Die anderen acht Neulinge im „Bundesfreiwilligendienst mit Flüchtlingsbezug“ werden in Gemeinschaftsunterkünften für Geflüchtete und Initiativen der Flüchtlingshilfe in Halle tätig sein. „Seit dem 1. Dezember 2015 steht der Bundesfreiwilligendienst mit Flüchtlingsbezug sowohl einheimischen Freiwilligen als auch Asylberechtigten und Asylbewerbern mit guter Bleibeperspektive offen“, heißt es auf der Internetseite des Bundesfreiwilligendienstes.

Internetauftritt des Bundesfreiwilligendienstes

https://www.bundesfreiwilligendienst.de/

Startseite: Bundesfreiwilligendienst.de

www.bundesfreiwilligendienst.de

BFD im Bereich Kultur. So vielfältig wie die Kultur sind auch die Einsatzmöglichkeiten: Bundesfreiwillige können sich im Theater oder in einem Musikverein, in …