Osttangente: Stadt bleibt bei Brücken-Variante

von 11. Januar 2011

Die Stadt Halle (Saale) bleibt dabei, die Osttangente zwischen Delitzscher Straße und der B 100 ebenerdig beziehungsweise mit Brücken zu bauen. Die von Anwohnern erwünschte Tunnellösung wird es nicht geben, informierte die Stadtverwaltung am Dienstag im Planungsausschuss. Im Februar soll voraussichtlich die Vorlage zum Baubeschluss in den Stadtrat eingebracht werden. Ziel sei es, den letzten Bauabschnitt der so genannten Haupterschließungsstraße Ost bis zum Jahresende 2013 fertig zu stellen. Nach Auskunft von Tiefbauamtsleiter Martin Heinz hoffe man auf eine 80-prozentige GA-Förderung. “Die Stadt ist nicht in der Lage, die Baukosten aus Eigenmitteln zu finanzieren”, so Heinz. Förderanträge seien gestellt. Weil es auch für den dritten Bauabschnitt Fördermittel gab sei man zuversichtlich.

Die Stadt sieht in der Osttangente einen wichtigen Punkt zur Vermeidung der Umweltzone. Etwa 15.000 Fahrzeuge sollen täglich über die Trasse rollen und dem Riebeckplatz eine Entlastung von knapp 10 Prozent bescheren, erläuterte Herr Otto vom Tiefbauamt. Um Kosten zu sparen habe man geprüft, die Trasse statt zur B 100 nur bis zur Berliner Straße zu ziehen. Diese Idee habe man wieder verworfen, weil die Trasse damit weniger Wirksamkeit für den Verkehr entfalte und zudem die Verkehrsbelastung am Dautzsch erhöhe. Mit 25 Millionen Euro wäre sie die günstigste aller Varianten gewesen.

Die von der Stadt nun favorisierte Variante mit Brücken über wichtige Straßen- und Schienenquerungen kostet nach Auskunft der Stadt 27 Millionen Euro. Für die Untertunnelung seien hingegen 34,5 Millionen Euro nötig. “Diese Variante bringt zwar für die Anwohner die geringste Belastung”, so Otto. Sie sei aber auch die teuerste und bringe ein hohes Termin- und Kostenrisiko mit sich, die Bauzeit sei länger. Außerdem sei unklar, ob für diese Variante Fördermittel zu bekommen seien. Wegen der Grundwassersituation sei eine Grundwasserwanne vonnöten, was die Kosten in die Höhe treibe. Und auch wie die Bahn bei einem Tunnel reagieren würde, ist unklar. Jedoch sind laut Stadt die Sperrzeiten während der Bauarbeiten länger. Damit müssten auch höhere Schadensersatzzahlungen an die Bahn erfolgen.

Untersucht hat die Stadt auch eine “Mischvariante”. Dabei sollten die Trasse im Bereich Diemitz/Dautzsch (Berliner Straße und Eisenbahn) untertunnelt werden. Doch mit 33 Millionen Euro koste auch diese Variante erheblich mehr, außerdem sei das Gefälle mit 7,7 Prozent sehr stark. Hier bräuchte man dann auch noch eine zusätzliche Kriechspur. “Das bringt uns eine deutliche Beeinträchtigung der Leistungsfähigkeit”, so Otto. Für die Kreuzung mit dem Hobergweg habe man sich für eine niveaugleiche Querung entschieden. Gegenüber Brücke oder Tunnel spare man 300.000 bis 450.000 Euro.

Eine der Sorgen der Anlieger ist entstehender Lärm. Deshalb werde man 760.000 Euro in zusätzliche Lärmschutzmaßnahmen investieren, sagte Tiefbauamtsleiter Heinz. Trotzdem verstoße man in einigen wenigen Fällen weiterhin gegen das Bundesimmissionsschutzgesetz BImSch. Am Dautzsch ist ein 150 Meter langer und 2 Meter hoher Wall vorgesehen, eine Schallschutzwand bei Büschdorf soll über 275 Meter gezogen werden.

Anwohner Manfred Widder fand noch einmal deutliche Worte gegen die Vorzugsvariante der Stadt. Man sei nicht gegen den Bau der Straße, aber dafür die Vorgaben einzuhalten. Die Trassenführung erzeuge zu viel Lärm. Dies bringe Gesundheitsschäden mit sich und lasse den Wert der Immobilien sinken. Er drohte der Stadt mit rechtlichen Schritten.