PPP – Ein Kraftakt ist geschafft

von 6. September 2009

(ens) Es ist geschafft. Zwei Jahre nach Baustart sind nun alle neun Schulen im Rahmen des PPP-Projektes in Halle (Saale) saniert. 55 Millionen Euro haben private Bauunternehmen investiert, diese Summer wird die Stadt in den nächsten 25 Jahren zurückzahlen. Das besondere: das PPP-Konsortium aus Berger Hochbau, Günter Papenburg Hochbau und HSG Zander ist auch für die Betreibung der Schulen verantwortlich. Nachdem bereits vor einem Jahr die ersten fünf Schulen ihrer Bestimmung übergeben wurden, folgten am Samstag noch die restlichen vier. Und das feierten Pestalozzi-, Hutten- und Neumarktschule sowie das Giebichenstein-Gymnasium Thomas Müntzer mit einem Tag der offenen Tür. Freunde, Eltern, ehemalige und kommende Schüler oder einfach nur Interessierte konnten sich so einen Blick über die sanierten Schulen verschaffen.

3,6 Millionen Euro sind in die Förderschule Pestalozzi geflossen. Hier wurden der Westflügel und Teile des Hauptgebäudes der 1928 erbauten und denkmalgeschützten Schule saniert, die Wände farbenfroh gestaltet und der Schulhof umgebaut. Die Uhr mit 2,30 Meter Durchmesser wurde ebenfalls auf Vordermann gebracht, und läuft nun wieder. Die Haustechnik wurde erneuert, der Brandschutz verbessert. Schulleiterin Angela Goldschmidt freute sich. Als sie vor einem Jahr die Schuttberge gesehen habe, habe sie sich nicht vorstellen können was hier geschaffen wird. “Das is teil großer Schritt nach vorn.” Den Förderschülern soll künftig außerdem der Weg ins Arbeitsleben erleichtert werden. Zusammen mit der Haustechnikfirma HSV-Zander wurde eine Bildungspatenschaft für die 180 Schüler unterzeichnet – eine modernere Form des noch aus DDR-Zeiten bekannten PA-Unterrichts mit Berufsvorbereitungsjahren und Betriebspraktika . Außerdem wurde eine bewegliche elektronische Tafel angeschafft.

Frisch saniert ist auch die Grundschule “Ulrich von Hutten”. In Obergeschoss gibt es nun einen neuen, modernen Werkraum. Der alte im Keller mit den feuchten Wänden ist Geschichte. Stattdessen wurden im Keller nun nach der Sanierung Speiseräume untergebracht. Ein Seiteneingang war jahrzehntelang nicht nutzbar. Nun ist hier wieder eine Treppe, erbaut nach dem historischen Sandstein-Vorbild. Original sind noch die 108 Jahre alten Türen, allerdings bekamen sie einen frischen Anstrich. Alle Klassenräume erhielten eine moderne Beleuchtung. “Wir haben sogar Lampen für die Tafeln”, freute sich Schulleiterin Brigitte Hahne. Für 6 Wochen nimmt die Schule an einem Pilotprojekt teil, 48 Laptops hatte die frühere Schülerin und heutige Bundestagsabgeordnete Cornelia Pieper überbracht. Doch Wehmut schwingt mit, vielleicht auch etwas Wahlkampfgehabe. Denn wie es nach den 6 Wochen weitergeht ist noch nicht klar. “Wir suchen noch händeringend Sponsoren”, so Hahne. Sonst müssen die Kids auf die modernen Lern-Notebooks wieder verzichten. Bald haben übrigens nicht nur die 150 Huttenschüler etwas von der neuen Schule. Auch die Rosengartenschule mit ihren 80 Schülern soll nach den Herbstferien mit einziehen.

Die älteste der sanierten Schulen steht in der Hermannstraße: die Grundschule Neumarkt. 1875 wurde das Gebäude auf dem Gelände der früheren Neumarkt-Brauerei mit zunächst 24 Klassenräumen gebaut. 10 Jahre später kam noch ein Anbau hinzu. Zum Tag der offenen Tür gab es für die 340 Schüler noch eine Schatzkiste, unter anderem mit Bällen drin. Und 300 Euro fließen in die Kasse des Fördervereins.

1901 wurde das Giebichenstein-Gymnasium erbaut. Damals ganz modern, unter anderem mit Brausebädern für Schüler und Wannenbädern für Lehrer. Für 48 Schüler waren die Räume damals konzipiert. Ganz so viele sind es heute nicht mehr. Doch mit fast 1000 Schülern zählt das TMG noch immer zu den größten Schulen der Saalestadt. Und auch heute ist sie Vorreiter. Moderne elektronische Tafeln in allen Klassenzimmern ersetzen die alte Kreidetafel. “Für neuen, zukunftsweisenden Unterricht”, so Schulleiter Thomas Gaube. Und die Schüler konnten sich bei der Umgestaltung auch selbst mit einbringen. Und sogar ihre Handschrift hinterlassen – an der Fassade der Turnhalle wurden kunstvolle Graffitis angebracht. Die Kinder hätten ihre sanierte Schule nach den Ferien “mit Begeisterung” aufgenommen, sagte Gaube. “Die Erfahrungen mit PPP haben gezeigt, dass eine Sanierung mehr als nur die Erneuerung der Hülle ist.”

Mit einem Festakt wurde am Samstagnachmittag dann auch der Abschluss der Sanierung, übrigens ein Bundespilotprojekt, gefeiert. “Die Sanierung ist ein großer Erfolg, wenn man um die finanzielle Situation der öffentlichen Hand weiߔ, so Innenstaatssekretär Rüdiger Erben. Die Saalestadt habe dabei auch innovativ sein und die Schulstandorte auf Dauer festlegen müssen. Allerdings, vor der Genehmigung der PPP-Projekte vor drei Jahren wurde hinter den Kulissen kräftig gefeilscht. Denn auch wegen der finanziellen Lage der Stadt stand das Bundespilotprojekt auf Messers Schneide, eine drohende Ablehnung durch das Landesverwaltungsamt machte gar die Runde. Am Ende gab es das OK, doch die Landesregierung will sich solch eine verzwickte Situation künftig ersparen, Erben forderte eine frühzeitige Beteiligung der Kommunalaufsicht.

“Wow” – so begann Hans-Dieter Steinbrücker von Bilfinger und Berger seine Rede. Mit Blick auf seinen einstigen Werdegang – Steinbrücker studierte einst Lehramt, wechselte dann aber doch zum Bau – sagte er: “Bei solch einer tollen Schule wünscht man sich, doch lieber Lehrer zu sein.” Steinbrücker lobte die “Willenskraft, nicht locker zu lassen”, die Oberbürgermeisterin Dagmar Szabados an den Tag gelegt habe. Und das Stadtoberhaupt legte angesichts der offenbar gelungenen PPP-Sanierung das Redemanuskript beiseite. “Ich bin einfach nur glücklich.” Die Bedingungen für fast 4000 Schüler hätten sich nun verbessert. “Sie können in Schulen lernen, in denen es Spaß macht.” Szabados dankte auch Bundesbauminister Wolfgang Tiefensee. Ohne ihn und das Siegel Bundespilotprojekt wäre das hallesche Programm wohl nicht in der Form gelaufen. “Ohne PPP hätte es ewig gedauert”, sagte Szabados in ihrer Festrede. Glücklich zeigte sich die OB auch, dass die Ausschreibung zugunsten lokaler Unternehmen erfolgte. “Da war mir klar: wenn die bauen, dann wird es auch was.” Denn wer das Gebäude hinterher auch betreiben muss, baue anders, robuster.

Und Szabados will noch mehr. “Es muss weitergehen, wir sind noch nicht fertig.” Als Beispiele nannte sie die Grundschule Frohe Zukunft und die Reil-Sekundarschule. Und auch bei den anstehenden Sanierungen im Rahmen des Konjunkturpakets 2 will Szabados auf PPP setzen. “Ich bin ein großer Fan der Verbindung öffentlich und privat.”