Puppen erklären die Baderegeln

von 16. April 2016

Hallelife hat entsprechende Fragen an Annette Waldenburger, Geschäftsführerin der Bäder Halle GmbH, gestellt.


Hallelife: Gab es Zwischenfälle und wenn welche und wie viele? Gemeint ist das Baden in normalen Anziehsachen, zum Beispiel Boxershorts, das Beobachten, Fotografieren oder Berühren von Frauen oder Schlimmeres.

Waldenburger: Unseren Gästen aus anderen Kulturkreisen sind zunächst unsere Gepflogenheiten nicht immer geläufig. Hin und wieder kam es daher auch in unseren Bädern vor, dass Gäste aus Unwissenheit nicht die geeignete Badekleidung getragen haben. Dann weisen wir darauf hin, dass das Baden in Unterwäsche oder gar Straßenkleidung aus hygienischen Gründen nicht gestattet ist. Zur Erklärungshilfe haben wir Schaufensterpuppen im Eingangsbereich der Schwimmhalle Neustadt und der Schwimmhalle Saline, die mit Badehose, Handtuch, Duschbad und Latschen ausgestattet sind, aufgestellt. An den Puppen kann auch bei Verständigungsschwierigkeiten gut gezeigt werden, was der Badbesucher benötigt.

In unseren Bädern ist das Fotografieren von Gästen untersagt, dies steht so auch in unserer Haus und Badeordnung. Übergriffe gab es in unseren Bädern nicht.

Gab es speziell wegen badender Flüchtlinge Beschwerden von Badegästen und welcher Natur waren diese Beschwerden?

Ja, es gab die ein oder andere Beschwerde. Einige unserer Stammgäste haben sich insbesondere an unsere Badeaufsicht mit Ängsten vor allem dahingehend gewandt, dass sie bemerkt haben, dass ein sehr großer Teil der Flüchtlinge nicht schwimmen kann. Sie befürchteten, dass sie untergehen könnten. Unsere Badeaufsichten sind diesbezüglich sehr aufmerksam, Gäste die nicht schwimmen können, werden schon immer gebeten, die Schwimmerbecken zu verlassen. Das Gruppenverhalten einiger Flüchtlinge ist ungewohnt und neu (auch für sie ist die Badekultur teilweise Neuland), aber in der Regel nehmen sie helfende Hinweise unseres Personal gern an und verhalten sich entsprechend.

Kam es zu Anzeigen bei der Polizei?

Es gab einen Vorfall, den wir zur Anzeige gebracht haben, bei dem drei Gäste ganz und gar ohne Badekleidung äußerst nachdrücklich auf die Gewährung von Zutritt drängten. Dabei kam es zu verbalen Auseinandersetzungen, die wir so nicht hinnehmen konnten, aber nicht zu tätlichen Übergriffen.

Wurden die Mitarbeiter der Bäder speziell geschult und wenn wie?

Ja, Englischunterweisungen, plus Faltblätter und Regularien in mehreren Sprachen die unsere Mitarbeiter den Gästen ausgeben können und es vereinfachen sollten, sich mit Gästen in Englisch zu verständigen. Zudem wurden unsere Mitarbeiter in Deeskalationstechniken geschult, das schafft Selbstvertrauen.

Warum wurden in Halle Faltblätter aus Bayern ausgelegt, in denen die Verhaltensregeln in verschiedenen Sprachen erläutert werden?

Diese Faltblätter werden bei Bedarf von unserem Personal direkt ausgegeben, wir haben diese schon im Herbst bei unseren Kollegen der Münchner Bäderbetriebe gesehen. Da die Rechte dieser Darstellungen bei den Kollegen aus München liegen und wir sehr schnell auch über derartige Hilfsmittel verfügen wollten, haben Sie uns den unveränderten Nachdruck gestattet, das ging schnell und hilft uns (ganz unbürokratisch).

Wie verhält es sich generell mit Verstößen gegen die Badeordnung sowie Übergriffen gegenüber Frauen und Kindern?

Erfreulicherweise hatten wir keine Übergriffe. Zudem ist unser Personal darauf geschult, im Notfall deeskalierend einzugreifen. Ebenso sind die rechtlichen Seiten bei uns klar strukturiert. Somit ist in einem solchen Fall, die Polizei immer mit hinzuzuziehen. Verstöße gegen die Haus- und Badeordnung wurden schon immer geahndet und das bleibt auch so, die Sicherheit in den Bädern muss gewährleistet bleiben. Unabhängig von der Nationalität der Besucher.

Wie sieht die Präventionsarbeit der Bäder insgesamt aus?

Für die Freibadsaison werden neue Mitarbeiter eingestellt, diese werden unter anderem in der Ersten Hilfe geschult und erhalten ein Deeskalationstraining, um genauso so souverän wie unsere Ganzjahresbeschäftigten reagieren zu können.