Quo vadis Saalekanal

von 28. Januar 2011

Drei Stunden haben sie getagt, und sahen sich am Ende in ihrer Meinung bestätigt: Wir brauchen den Saalekanal. Am Donnerstag hatte der Verein zur Hebung der Saaleschifffahrt (VHdS) zur Fachtagung „Sachsen-Anhalt – Land der Binnenschifffahrt“ eingeladen. Seit 15 Jahren schon kämpft der Verein um den Ausbau der Saale. Zunächst hoffte man auf eine Staustufe bei Groß Rosenburg, nun setzt man auf den Saale-Seiten-Kanal bei Tornitz.

Bislang war der Kanal im Bundesverkehrswegeplan enthalten. Doch verliert das Vorhaben seine Priorität, schreibt die Zeitung „Die Welt“. Das Bundesverkehrsministerium überarbeitet gerade seine Prioritätenliste, doch klar ist schon, dass nur noch bei einem Verkehrsaufkommen über drei Millionen Tonnen investiert wird. Diese Zahlen werden hier nicht erreicht. „Wir rechnen mit einem Verlagerungspotential von 2,5 Millionen Tonnen“, sagt Manfred Sprinzek vom VHdS. Dies habe eine neue Umfrage unter den in der Region ansässigen Unternehmen ergeben. Selbst auch Leuna gebe es interessierte Firmen. Eine deutliche Steigerung, immerhin sind es aktuell nur 20.000 Tonnen. Doch von den Planvorgaben der Bundesregierung ist man weiterhin entfernt.

Sachsen-Anhalt will den 100-Millionen-Euro-Kanal trotzdem. Mit ihm habe Sachsen-Anhalt gute Chancen, sich zu einem großen Logistikstandort zu entwickeln, sagte André Schröder, Staatssekretär im Verkehrsministerium. Nun setzt man alles auf den Scooping-Termin am 1. Februar. Und außerdem wollen die Konferenzteilnehmer an das Bundesverkehrsministerium und die Abgeordneten des Verkehrsausschusses schreiben, um sie von der Wichtigkeit des Kanals zu überzeugen.

Manfred Sprinzek unterstrich auch noch mal die seiner Meinung nach vorhandene Notwendigkeit. So fließen seinen Worten zufolge neun Millionen Euro pro Jahr in den Unterhalt. 500 Millionen Euro seien in den letzten Jahren in die fünf Schleusen geflossen, die seit vergangenem Jahr zentral gesteuert werden. Hinzu kommen 30 Millionen Euro für den Ausbau des Hafens Halle. „Das sind enorme volkswirtschaftliche Mittel“, so Sprinzek. Nun fehle die letzte Hürde, damit der Kanal auch seine Wirkung entfalte. Die Wirtschaftlichkeit sei gegeben, er sprach von einem Kosten-Nutzen-Verhältnis von 2,3.

„Die Saale hilft dabei, den mitteleuropäischen Wirtschaftsraum an die internationalen Häfen anzubinden“, betonte Staatssekretär Schröder die Wichtigkeit. Es gehe lediglich um einen letzten Lückenschluss, nicht um einen Ausbau. Er verwies darauf, dass der Landtag im Februar entschieden hat, die Saale in das landesweite Logistiksystem aufzunehmen. Und die Wirtschaftsunternehmen haben im Juni 2010 eine Resolution zum Bau unterzeichnet.

100 Millionen Euro soll der 7,5 Kilometer lange Schleusenkanal bei Tornitz kosten. Dann könnten Europaschiffe mit einer Ladekapazität von 1,35 Tonnen die Saale befahren. Umweltschützer sind seit langem dagegen. Die Flusslandschaft mit Naturräumen für viele auch geschützte Tiere und Pflanzen werde zerstört. Zudem befürchten sie damit auch, dass die Elbe ausgebaut wird.