Razzia gegen Schneeball-System

von 21. April 2009

Auf Beschluss des Amtsgerichts Halle (Saale) haben am Dienstag über 90 Beamte des Landeskriminalamtes (LKA) und der Landesbereitschaftspolizei Sachsen-Anhalt sowie von Polizeidienststellen aus Sachsen, Berlin, Thüringen, Brandenburg und Hamburg Wohnungen und Geschäftsräume von führenden Mitarbeitern der Firmen Produkt-Promotion und Vertrieb (PPV), Institut für Persönlichkeitsentwicklung (IPE ) und Monumentum-Marketing GmbH durchsucht. Dabei konnten diverse Beweismittel, wie Firmenunterlagen der PPV, Computer, Datenträger etc. sowie Bargeld und Sachwerte in beträchtlicher Höhe beschlagnahmt werden.

Die beschuldigten Firmen schalten in der Regel über Annoncen in lokalen und regionalen Anzeigenblättern und wollen so Interessenten für Fahrtätigkeiten an Wochenenden angeworben. Bei den sehr professionell vorbereiteten und durchgeführten Präsentationsveranstaltungen werden die zu werbenden Interessenten in einer zum Teil euphorisch anmutenden Atmosphäre zur Mitarbeit in der Firma PPV bewegt. Ihnen wird suggeriert, mit dem Vertrieb von beispielsweise Wellnessprodukten zu Reichtum zu kommen. Mit der Unterschrift unter den Mitarbeitervertrag ist auch zwingend die Buchung eines so genannten „persönlichkeitsfördernden Seminars“ der Firma IPE – Institut zur Persönlichkeitsentwicklung – verbunden. Für dieses Seminar müssen die „neuen Mitarbeiter“ 4.150,- € sowie eine zusätzliche Bearbeitungsgebühr von 150,-€ zahlen.

Nach dem bisherigen Ermittlungsstand besteht der Verdacht, dass sich das Hauptge¬schäftsfeld dieser Unternehmen im Wesentlichen darauf beschränkt, immer wieder neue Mitarbeiter zu gewinnen und die damit verbundene Zahlung von 4.150 € für das „Seminar“ zu erreichen. Der Vertrieb von in den Präsentations¬veranstaltungen dargestellten Produkten hat in der Realität nur geringen Anteil an der Geschäftstätigkeit des Unternehmens. Die Ermittlungen dauern an. In diesem Zusammenhang warnen die Staatsanwaltschaft Halle (Saale) und das Landeskriminalamt Sachsen-Anhalt vor den dubiosen Geschäftspraktiken solcher oder ähnlicher Firmen.

Ermittelt wird gegen die Unternehmen wegen des Verdachts der „Progressiven Kundenwerbung“ gem. § 16 II UWG – dem „Gesetz über den Unlauteren Wettbewerb“ – oder besser bekannt als „Betreiben eines Schneeballsystems“. In den vergangenen Monaten gab es in der Region immer wieder Razzien gegen die Unternehmen. Seit 2006 ermittelt das Landeskriminalamt Sachsen-Anhalt gegen die Verantwortlichen von PPV.