Resignation vor dem Trinker-Problem?

von 6. August 2010

“Ich habe keine Lösung parat”, erklärte Halles Drogenbeauftragte am Donnerstagabend im Jugendhilfeausschuss. Gemeint hat sie die so genannte Freitrinkerproblematik in der Saalestadt. An vielen Stellen der Stadt, einem Bericht der Verwaltung zufolge an 40 Stellen im Stadtgebiet, würden sich Grüppchen treffen, um teilweise Unmengen an Alkohol zu trinken. Vor allem der Platz der Völkerfreundschaft in der Südstadt, der Tulpenbrunnen in Halle-Neustadt und das Gesundheitszentrum in der Silberhöhe sind ein Problem. Doch auch am Riebeckplatz, das einstige S-Bahn-Außengleis des Bahnhofs, die Ulrichskirche, der Markt und das Steintor sind Problempunkte. “Die Menschen fühlen sich dort wohl”, so die Drogenbeauftragte. “Und sie gehören zum Stadtbild einer Großstadt dazu.”

Man habe vor anderthalb Jahren durch die Arbeiterwohlfahrt ein Projekt durchgeführt, bei dem für sechs Monate in Neustadt ein Streetworker aktiv war. “Ihm ist es gelungen, Zugang zu den Betroffenen zu finden.” Doch das sei eher die Ausnahme. Kommen Streetworker, gebe es entweder eine Ablehnung durch die Betroffenen oder sie ließen sich zunächst auf ein Gespräch ein, um sich dann am nächsten Tag einen anderen Standort zu suchen. Die Stadt Kiel habe das Projekt “Sofa” organisiert. Hier werde obdachlosen Trinkern ein Raum zur Verfügung gestellt. 100.000 Euro würde dies im Jahr kosten, betreffe aber nur die Obdachlosen. Ein Großteil der Trinker habe aber Wohnungen.

Beate Gellert vom Kinder- und Jugendhaus e.V. beklagt die Situation am “Völkchen” in der Südstadt. Dort würden die Trinker generationsübergreifend stehen – vom Enkel bis zur Großmutter. Dies ist auch nach Angaben der Drogenbeauftragten der Ort, an dem auch eine größere Anzahl von trinkenden Jugendlichen anzutreffen ist. “Viele Eltern nehmen auch ihre Kinder mit hin, eine Form der Aufsichtspflicht”, so die Drogenbeauftragte.

Doch was kann man tun? Ein Problem seien zum Beispiel am Völkchen fehlende Toiletten, beklagt Gellert. Öfter mal liege sogar ein Haufen vor der Tür. Zwangsgelder würden nichts bringen, “denn von was sollen die bezahlt werden?” Ihr Vorschlag: “wir müssen die Trinker akzeptieren und uns vor allem auf deren Kinder konzentrieren, um von ihnen Schaden abzuwenden.” Denn, so Gellert, “für viele Kinder ist es mittlerweile Normalität, dass die Eltern nach Hause schwanken.”

Eine Debatte in den Ausschüssen zur Trinkerproblematik wollen die Linken nun anregen. “Vielleicht können wir so auch über Hilfsangebote reden”, so Stadträtin Ute Haupt. Im Jugendhilfeausschuss gelang diese Debatte nicht. Die Verwaltung berichtete, die Stadträte hörten zu.