Rettungskräfte in Not- Halles Katastrophenschützer hoffen auf Hilfe

von 31. Juli 2015

Das Objekt wirkt nicht nur antiquiert. Daher bemüht sich die DLRG seit Jahren um Ersatz. Bisher ohne Erfolg. Seit beim Sturm Anfang Juli eine Pappel auf die Vereinsbarracke krachte, ist Schluss mit lustig.

Das THW war seit Februar 1992 erster Nachwende-Nutzer auf dem Gelände, übernahm Ausrüstungsteile von ZV und Nationaler Volksarmee (NVA). Im Juni 1996 zog die Bundesinstitution auf bundeseigenen Grund an die Murmansker Straße, also von Halles Norden in Halles Süden. DRK und DLRG übernahmen die alte „Stellung“. In Halle-Trotha ist der DLRG-Wasserrettungszug stationiert und somit Teil des hiesigen Katastrophenschutzverbundes aus DRK, Arbeiter-Samariter-Bund (ASB), DLRG und Feuerwehr sowie dem Technischen Hilfswerk (THW) gemäß THW-Helferrechtsgesetz (Johanniter-Unfall-Hilfe, Malteser Hilfsdienst).

600 Mitglieder hat die DLRG in Halle. 60 davon gelten als aktiver Teil, 30 als innerer Kreis. Immer wieder kämpfen sie um Menschenleben – ehrenamtlich. Im Saale-Hochwasser vom Juni 2013 waren 120 Kameraden im Einsatz. Zu tun ist fast immer was, da die DLRG auch im Rettungsdienst mitwirkt – mit Kräften bei Wasserrettungen und mit der Rettungshundestaffel. Im Juli 2015 wurde ein 34-Jähriger in Heide-Nord vermisst. Nach ihm wird nach wie vor gesucht. Von einem Angler, der am Kanal in Halle-Neustadt verschwand, spürte ein Hund schließlich die Leiche auf.

Im Objekt Karl-Ernst-Weg gibt es keine Umkleideräume und keine separaten Räume für Frauen und Männer, machen Klagen die Runde. Der Brandschutz ist nicht auf dem Stand der Zeit. Die Defizite der Unterkünfte sind schon seit Jahren bekannt. Geändert hat sich daran bisher nichts trotz aller Bemühungen der Kameraden vor Ort. Nach Hallelife-Informationen stellte die Gewerbeaufsicht, die für die Überwachung von Betriebsstätten aller Art zuständig ist, bei einer Begehung schon vor 15 Jahren die Mängel der Unterbringung fest.

Um die Sicherheit sorgten sich auch die Mitglieder vom DLRG schon länger. So wurde dringend angemahnt, einige in die Jahre gekommene Pappeln zu fällen. Bei einem der Baumriesen hat das nun der Wirbelsturm erledigt, der am 7. Juli 2015 durch Teile des Mansfelder Landes, Halles und des Saalkreises eine Schneise der Verwüstung riss. Dabei krachte eine Pappel direkt auf das Geschäftsführerbüro der DLRG-Baracke. Mit schwerer Technik wurde der Laubbaum vom Dach entfernt und zerlegt, sowie das Dach ersetzt und die eingedrückte Außenwand abgestützt. Menschen kamen nicht zu Schaden, aber die seit Jahren ungelöste Aufgabe drängt nun mehr denn je.

Seit inzwischen sieben Jahren hat der DLRG-Ortsverein Bundesmittel und Geld von Förderern in Aussicht, um an einem geeigneteren Standort neue Unterkünfte zu bauen, aber bisher fehlt das passende Grundstück. Nach Hallelife-Informationen prüften die Wasserretter mehrere Grundstücke in der aus ihrer Sicht sinnvollen Nähe zum Wasser. Der ehemalige Zeltplatz am Nordbad war im Visier und die immer mehr verfallende Kröllwitzer Papiermühle, in der die Stadtwerke schon vor Jahren ein Wasserkraftwerk planten, bisher aber nicht bauten. Der Zeltplatz war nicht zu haben, die Papiermühle wegen der schmalen Zufahrt aus Sicht des DLRG ungeeignet. Zuletzt ging es um ein Grundstück am Holzplatz, der jahrelang Gemeinschaftseigentum der Energieversorger Mitgas und Stadtwerke Halle war. Im Zusammenhang mit dem Bau eines Planetariums am alten Gasometer hat der Stadtrat Ende 2014 einer Neuregelung der Eigentumsfrage zugestimmt, so dass die Stadtverwaltung planen kann. Mit dem DLRG gab es bereits eine Annährung beim Preis für einen Grundstückskauf, doch offenbar hatte die Kommunalaufsicht Einwände gegen die Höhe des ausgehandelten Preises.

Wegen des alten ZV-Objektes rumort es auch beim DRK. Das Rote Kreuz ist seit 1995 im Karl-Ernst-Weg untergebracht. Damals bezog ein Betreuungszug das Objekt. Seit Anfang des Jahres sind es zwei. 36 Helfer sind zurzeit in den beiden Zügen aktiv. Es gibt Klagen über fehlende Fahrzeugstellflächen, eine Fahrzeughalle, die unbeheizt und undicht ist, Personalunterkünfte, die größten Teil gleichzeitig Lagerraum sind, zu wenige Toiletten und Duschen. Nach Hallelife-Informationen bemüht sich das DRK seit vielen Jahren schon darum, ein besseres Quartier zu finden. In den Fokus gerieten einige Immobilien, die aus Vereinssicht sehr gut gewesen wären, darunter die Kaserne Lettin. Doch die Stadt verwies, so ist zu hören, immer wieder auf das fehlende Geld. Dieses Problem besteht bei allen Hilfsorganisationen der Stadt Halle und eine Lösung ist bisher nicht in Sicht.

In Halles Stadtverwaltung ist der Katastrophenschutz in der Abteilung für Brand-, Katastrophenschutz und Rettungsdienst beim Fachbereich Sicherheit und damit im Geschäftsbereich Oberbürgermeister angesiedelt. Nach Hallelife-Informationen soll Halles Oberbürgermeister Bernd Wiegand von der speziellen Problemlage erst jüngst erfahren haben. Unklar ist, warum die Unterbringung der Einsatzkräfte bisher nicht im Blick war. Schließlich hat der OB seit dem Saale-Hochwasser 2013 diesen Katastrophenfall, seine Folgen, die Beseitigung der Flutschäden und die Sicherung insbesondere der Neustadt permanent ganz oben geführt in seiner Agenda.

Nach dem neusten Stand der Dinge erwägt die Stadt, an einem anderen Standort ein Bürogebäude zur Verfügung zu stellen. Die Frage, wo die Fahrzeuge der Rettungskräfte unterkommen können, ist bisher ungelöst.