REWE mit scharfer Kritik an Stadtverwaltung Halle

von 23. März 2011

In den letzten Monaten sind in Halle (Saale) zahlreiche neue Discountmärkte wie Pilze aus dem Boden geschossen. So gibt es beispielsweise in Trotha im Umkreis von wenigen hundert Metern mit Aldi, Lidl, Kaufland, Penny, Edeka und zweimal Netto ein umfangreiches Angebot. Schon oft wurde da die Frage gestellt: Ist das überhaupt für die Wirtschaftsstruktur noch gesund?

Nun zieht das erste Unternehmen die Notbremse. Die Rewe-Gruppe hat sich nun mit einem Schreiben an Oberbürgermeisterin Dagmar Szabados gewendet. Durch selbstständige Partnerkaufleute werden in der Saalestadt sechs so genannte Vollsortiment-Supermärkte betrieben. Und genau die könnten nun vor dem Aus stehen.

“In einem hart umkämpften und von Verdrängung geprägten Markt werden letztendlich die Lebensmittelmärkte aufgeben müssen, welche die aus Kundensicht schlechtesten räumlichen Standortbedingungen bieten”, heißt es in dem Schreiben. Dies seien häufig ältere oder kleinere Märkte, was auf die sechs Rewe-Geschäfte in Halle zutreffe. Die Ladenlokale sollen deshalb erweitert werden. Doch während die zuständigen Fachämter diesbezüglich immer wieder auf das aktuell zu erarbeitende Einzelhandelskonzept verweisen und diese Erweiterungen seit zwei Jahren nicht genehmigen, würden Discountmärkte weiterhin zugelassen. Diese würden den Vollsortimentmärkten das Wasser immer weiter abgraben.

“Es ist aus unserer Sicht sprichwörtlich bereits 5 vor 12”, schreiben die REWE-Händler an die Stadt. “Um weitere Umsatzeinbußen und letztlich ersatzlose Schließungen unserer Bestandsmärkte zu vermeiden, müssen wir gemeinsam mit Ihnen nach Lösungsmöglichkeiten suchen, um kurzzeitig gegensteuern zu können.” Je Markt seien andernfalls bis zu 50 Arbeitsplätze in Gefahr.

Halles Wirtschaftsdezernent Wolfram Neumann kann die harsche Rewe-Kritik nicht nachvollziehen. Er verweist auf das Einzelhandels- und Zentrenkonzept. Das wird seit mehr als einem Jahr überarbeitet und soll aufzeigen, in welchen Bereichen es in der Stadt noch einen Bedarf gibt, wo gehandelt werden muss und wo es ein Überangebot gibt.