Romano Prodi ist Ehrendoktor der Uni Halle

von 16. November 2011

Die Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg hat am Mittwochvormittag mit einem Festakt im Löwengebäude dem früheren Präsidenten der Europäischen Kommission, Romano Prodi, die Ehrendoktorwürde der Juristischen und der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät verliehen.

Fakultätsdekan Christian Tietje lobte die Verdienste Prodis insbesondere als Wissenschaftler, italienischer Politiker und Präsident der Europäischen Kommission. „Wir ehren eine herausragende Persönlichkeit“, so Tietje, „die in beeindruckender Weise wissenschaftliche Rationalität, verbunden mit einer visionären Perspektive, und politische Führungsstärke vereint.“

Er sei beeindruckt und gerührt, sagte Prodi über die Ehrung. Vor dem Festakt hatte Prodi den Morgen genutzt, um durch Halle zu spazieren. „Es riecht überall nach Studenten“, beschrieb er das Flair, das er erlebt hat. Auch ein Besuch in den Franckeschen Stiftungen stand an. Im Büro des Uni-Kustos fühlte er sich sogar fast wie zu Hause. Denn wie in seinem eigenen Büro lagen überall Bücher umher.

In einem anschließenden Pressegespräch verteidigte Prodi den Euro. Sobald erst einmal Auflösungsprozesse einsetzten, wäre dieser Prozess nicht mehr regulierbar, mahnte er zu aktuellen Überlegungen, Schuldnerländer aus dem Euro auszuschließen. Niemand könne Interesse daran haben, dass der Euro untergeht. Besonders stark habe Deutschland profitiert. Der Überschuss in der Handelsbilanz sei seit der Einführung der Gemeinschaftswährung deutlich gestiegen. Der Euro sei unabdingbare Voraussetzung, dass Deutschland seine globale Rolle weiter spielen kann. Passend dazu überreichte ihm Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff eine Zehn-Euro-Münze mit dem Abbild der Himmelsscheibe darauf. „Die ist in Sammlerkreisen 300 Euro wert“, sagte er.

Geäußert hat sich Prodi zudem zur neuen italienischen Regierung. Bereits im Juni habe er für Italien eine neue Führungsmannschaft gefordert und dabei Mario Monti vorgeschlagen. Schon damals wäre jede andere Regierung besser gewesen als Berlusconi, sagte er. „Ich denke, dass Monti der richtige Mann ist.“ Ihn kenne er noch, als dieser bei ihm als Kommissar bei der Europäischen Union tätig war. „Wenn es überhaupt einen Politiker gibt der sorgt, dass die Probleme in Italien verstanden und gelöst werden, dann ist es Mario Monti.“ Selbst in die Politik will Prodi nicht mehr. „Ich bin alt“, sagte er, auch wenn Politik immer seine Leidenschaft bleibe.

Prodi ist studierter Rechtswissenschaftler. An der Universität Bologna war er ab 1963 zunächst als wissenschaftlicher Mitarbeiter tätig. Später wurde er 1966 Lehrbeauftragter und arbeitete von 1971 bis 1999 als Professor für Volkswirtschaft und Industriepolitik. 1978 begann seine politische Karriere, zunächst in verschiedenen Ministerämtern. 1996 wurde er Ministerpräsident Italiens und 1999 Präsident der Europäischen Kommission.