Rote und grüne Mädchen am Steintor

von 9. April 2016

Ampelfrau und Ampelmädchen stehen für einen doppelten Siegeszug, denn erstens hat sich das nach dem Ende der DDR vom Aussterben bedrohte Ost-Ampelmännchen wieder ausgebreitet und zweitens nun auch zunehmend öffentlich sichtbar weiblichen Zuwachs bekommen. Dabei stellten die Entwickler schon 1997 ein Ampelfrauchen vor, doch damals galt das noch als Spielerei. Heute schwankt die Diskussion zwischen der Freude über eine optische Bereicherung des Straßenbildes bis zum Kopfschütteln über die lächerlichen Auswüchse der Emanzipation und der Frage, ob es denn keine anderen Probleme gibt.

Dass es jedoch ursprünglich weniger um knuffige Leuchtfiguren ging sondern um glasklare Verkehrspsychologie, hat der Vater des Ampelmännchens, Karl Peglau (1927-2009), zu Lebzeiten seinen „Erben“, dem westdeutschen Produktdesigner und Gründer der Ampelmann GmbH, Markus Heckhausen, erläutert. „Leitsymbole in Fußgängerampeln sollten einerseits durch viel Leuchtfläche gut wahrnehmbar sein und andererseits auch durch anschauliche, am besten konkrete personale Merkmale, das erwünschte Fußgängerverhalten – stehen bleiben oder gehen – emotional und zweckmäßig provozieren.“ Mit dem Ende der 1950er Jahre wachsenden Verkehrsaufkommen stellte sich die Frage nach der Sicherheit zunehmend und so wurde am 13. Oktober 1961 wurde in Berlin, der Hauptstadt der DDR, die erste Fußgänger-Ampel vorgestellt. Peglau plädierte dafür, den unterschiedlichen Gruppen an Verkehrsteilnehmern – Autos, Radfahrer und Fußgänger – jeweils mit einer eigenen Ampel anzusprechen. Die Idee zur Fußgänger-Ampel war: Auf sympathische Symbole reagieren die Passanten eher als auf rote oder grüne Kreise. Das rote Männchen mit den ausgebreiteten Armen signalisiert eindeutig das Warten, das grüne Männchen das gehen.

Nachdem die Regeln der Bundesrepublik auf das Gebiet der DDR ausgeweitet waren, hatte das Ampelmännchen der DDR ein schweren Stand. Es sollte weg und wurde schrittweise durch die schlanken Westmännchen ersetzt. Ein „Komitee zur Rettung der Ampelmännchen“ war nötig, um sich gegen die Bevormundung aus dem Westen durchzusetzen. In fachlichen Diskussionen zeigte sich, dass das Ostmännchen die doppelte Leuchtfläche hat und damit besser zu erkennen ist und mehr zur Sicherheit beträgt als sein westliches Pendant. Für viele Ostdeutsche war es zudem ein Teil ihrer Identität. Nun sind Ampelmann und -frau fest in der Hand eines Westdeutschen, aber er verteidigt das Ostprodukt und hat es zu einem guten Geschäft ausgebaut.

die Hüter der Ampelmännchen und -weibchen

http://ampelmann.de

AMPELMANN Berlin

ampelmann.de

Kreative Produktideen und Marketingaktionen haben den Ampelmann in 15 Jahren zu einer beliebten Marke gemacht. Die neue Welt der Ampelmännchen liegt jenseits der …

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